Demnächst öffnet Die Kleine Buchmesse in Neckarsteinach ihre Pforten, auch die LitOff wird dort vertreten sein. Zur Einstimmung empfehle ich den Lokalkrimi Das Ereignis von Jancu Sinca.
Inhalt:
Ein Mann sitzt an seinem Schreibtisch, er will etwas aufschreiben. Ein Ereignis beschäftigt ihn. Er versucht es einzukreisen, bekommt es aber nicht zu fassen. Seine Gedanken schweifen ab, er träumt von einem Zug, der ihn fortbringen könnte, fort von seinem belanglosen Leben, seinem Beruf als Bibliothekar, dem nicht gelebten Traum Schauspieler zu werden und der unerfüllten Liebe zu einer jungen Frau. Diese Frau, eine Arbeitskollegin von ihm, hat sie etwas mit dem Ereignis zu tun? Alles begann mit einem Schrei. Der Bibliothekar hörte ihn bei einem Spaziergang am Neckar. Er sah aufs Wasser hinaus, konnte jedoch niemanden entdecken. Vielleicht kam der Schrei auch aus dem Wald. Er rang mit sich selbst, sollte er der Sache nachgehen, Hilfe leisten, oder war es vielleicht nur ein Freudenschrei, ausgestoßen bei einem Spiel unter Freunden? Letztlich tat er nichts, kehrte nach Hause zurück.Dieses Ereignis geht ihm nicht mehr aus dem Kopf. Hat er sich schuldig gemacht, schuldig der unterlassenen Hilfeleistung, oder ist er noch viel tiefer darin verstrickt, als er gegenüber sich selbst zugeben möchte? Zwanghaft zieht es ihn zurück an den Tatort und zurück an den Schreibtisch, er muss das Ereignis aufarbeiten... Bewertung:
Auf den ersten Blick scheint hier einer jener Regionalkrimis vorzuliegen, die seit Jahren unseren Buchmarkt überschwemmen. „Das Ereignis“ ist jedoch mehr als das, es ist ein Spiel mit der Wirklichkeit. Die grundlegende Frage lautet: Was ist wirklich geschehen? Hat das Ereignis tatsächlich stattgefunden, oder wird es nur in gedanklicher Form im Kopf des Protagonisten durchgespielt? Ist der Mann ein Künstler oder ein Verbrecher, ist er geistig gesund oder krank? Auffällig ist, dass er von sich selbst in der Du-Form spricht, was auf eine Persönlichkeitsspaltung hindeutet. Ist sie durch das Ereignis ausgelöst worden, oder hat sie bereits vorher bestanden?Aus der einen Frage ergeben sich viele weitere Fragen, aber nicht alle finden eine klare Antwort. Vieles bleibt der Fantasie des Lesers überlassen, der dadurch angeregt wird, seine eigenen Gedanken zu entwickeln über das, was wir als Wirklichkeit bezeichnen.Die Sprache entfaltet dabei eine hypnotische Wirkung, sie ist fein austariert und äußerst mitteilsam. Dadurch funktioniert der Text letztlich doch als Regionalkrimi, denn die Wege, die der Protagonist beschreitet, können vom Leser nachvollzogen werden, in Neckarsteinach am Neckar. Insgesamt erinnert die Form des Textes ein wenig an Zoran Drvenkars Du, in dem der Autor seine Figuren ebenfalls sehr direkt und mit eben jenem „Du“ anredet. Wer hier an ein Plagiat denkt, liegt jedoch falsch: Sinca veröffentlichte seine Novelle fünf Jahre zuvor.
"Das Ereignis" ist im Seidler Verlag erschienen und kostet 10,80 Euro.
Inhalt:
Ein Mann sitzt an seinem Schreibtisch, er will etwas aufschreiben. Ein Ereignis beschäftigt ihn. Er versucht es einzukreisen, bekommt es aber nicht zu fassen. Seine Gedanken schweifen ab, er träumt von einem Zug, der ihn fortbringen könnte, fort von seinem belanglosen Leben, seinem Beruf als Bibliothekar, dem nicht gelebten Traum Schauspieler zu werden und der unerfüllten Liebe zu einer jungen Frau. Diese Frau, eine Arbeitskollegin von ihm, hat sie etwas mit dem Ereignis zu tun? Alles begann mit einem Schrei. Der Bibliothekar hörte ihn bei einem Spaziergang am Neckar. Er sah aufs Wasser hinaus, konnte jedoch niemanden entdecken. Vielleicht kam der Schrei auch aus dem Wald. Er rang mit sich selbst, sollte er der Sache nachgehen, Hilfe leisten, oder war es vielleicht nur ein Freudenschrei, ausgestoßen bei einem Spiel unter Freunden? Letztlich tat er nichts, kehrte nach Hause zurück.Dieses Ereignis geht ihm nicht mehr aus dem Kopf. Hat er sich schuldig gemacht, schuldig der unterlassenen Hilfeleistung, oder ist er noch viel tiefer darin verstrickt, als er gegenüber sich selbst zugeben möchte? Zwanghaft zieht es ihn zurück an den Tatort und zurück an den Schreibtisch, er muss das Ereignis aufarbeiten... Bewertung:
Auf den ersten Blick scheint hier einer jener Regionalkrimis vorzuliegen, die seit Jahren unseren Buchmarkt überschwemmen. „Das Ereignis“ ist jedoch mehr als das, es ist ein Spiel mit der Wirklichkeit. Die grundlegende Frage lautet: Was ist wirklich geschehen? Hat das Ereignis tatsächlich stattgefunden, oder wird es nur in gedanklicher Form im Kopf des Protagonisten durchgespielt? Ist der Mann ein Künstler oder ein Verbrecher, ist er geistig gesund oder krank? Auffällig ist, dass er von sich selbst in der Du-Form spricht, was auf eine Persönlichkeitsspaltung hindeutet. Ist sie durch das Ereignis ausgelöst worden, oder hat sie bereits vorher bestanden?Aus der einen Frage ergeben sich viele weitere Fragen, aber nicht alle finden eine klare Antwort. Vieles bleibt der Fantasie des Lesers überlassen, der dadurch angeregt wird, seine eigenen Gedanken zu entwickeln über das, was wir als Wirklichkeit bezeichnen.Die Sprache entfaltet dabei eine hypnotische Wirkung, sie ist fein austariert und äußerst mitteilsam. Dadurch funktioniert der Text letztlich doch als Regionalkrimi, denn die Wege, die der Protagonist beschreitet, können vom Leser nachvollzogen werden, in Neckarsteinach am Neckar. Insgesamt erinnert die Form des Textes ein wenig an Zoran Drvenkars Du, in dem der Autor seine Figuren ebenfalls sehr direkt und mit eben jenem „Du“ anredet. Wer hier an ein Plagiat denkt, liegt jedoch falsch: Sinca veröffentlichte seine Novelle fünf Jahre zuvor.
"Das Ereignis" ist im Seidler Verlag erschienen und kostet 10,80 Euro.