Während ich mich weiterhin langsam auf den Gipfel des „Chimborasso“ (wie ich in Anlehnung an Weinberls Ausspruch aus Nestroys „Jux“ I,13 sagen möchte) der deutschen Literatur hinaufbewege, beitet sich Gelegenheit für einen Blick auf die Geschichte meiner literarischen „Bergbesteigungen“ und damit gleichzeitig auf die Vorgeschichte dieses Bücher-Blogs.
Mein erstes “Bücher-Buch” (die Füllfeder als Größenvergleich).
Im Grunde ist meine Mutter schuld, dass ich diesen Blog schreibe. Warum?
Als ich in die erste Klasse Volksschule ging und lesen lernte, hielt sie mich auch zur eifrigen Lektüre an, sobald das möglich war. Und: Sie sorgte dafür, dass ich jedes gelesene Buch in ein Stammbuch eintrug, das mir meine Großmutter geschenkt hatte.
Mein erstes selbst gelesenes Buch.
Dieses Buch habe ich immer noch, ich kann daher leicht feststellen, was mein erstes selbst gelesenes Buch war: „Die Schneemänner“ von Annelies Umlauf-Lamatsch, mit Bildern von Emanuela Wallenta. Das muss Anfang 1967 gewesen sein. Buch 5 ist nämlich bereits datiert, auf den 30. März 1967: Heinrich Hoffmann: „Der Struwwelpeter“. (Schon damals also ein Hang zu den Klassikern.)
Bald wurde auch die Seitenzahl der Bücher vermerkt. Das erste mit mehr als 100 Seiten war am 31. 1. 1968 „Lurchis gesammelte Abenteuer, Band 1: Das lustige Salamanderbuch“.
Buch 50 – am 5. Juni 1968 – war „Der alte und der junge und der kleine Stanislaus“ von Vera Ferra-Mikura.
Ab Februar 1969 tauchen schon richtig dicke Bücher auf: Nr. 79: „Volkssagen aus Österreich“ mit 340 Seiten, Nr. 81: Karl May: „Der Schatz im Silbersee“ mit 320 Seiten. Ich kann mich noch erinnern, dass mich dieses Buch sehr gefesselt hat und ich stolz auf diese Leseleistung war. Zu einem richtigen Karl-May-Freak wie meine Schwester, die fast alle Karl Mays gelesen hat, bin ich trotzdem nicht geworden.
Zweieinhalb Jahre brauchte es bis Buch 100, 2. 10. 1969: Manfred Michael: „Timpetill, die Stadt ohne Eltern“, 292 Seiten.
In der Unterstufe des Gymnasiums führte ich als Internatsschüler das Bücher-Buch selbständig weiter. Das Buch ist ein Spiegel meiner damaligen Interessen. 150: Karl Ernst Maedel: „Die Dampflokzeit“.
Ab 1974, als ich 14 Jahre alt war, taucht Literatur auf: Ferdinand Raimund: „Der Verschwender“ (167), Carlo Goldoni: „Der Diener zweier Herrn“ (168), Henrik Ibsen: „Nora“ (169), Eugène Ionesco: „Die Stühle. Der neue Mieter“ (175); Friedrich Schiller: „Maria Stuart“ (176), Gotthold Ephraim Lessing: „Miß Sara Sampson“ (177), Johann Nestroy: „Der böse Geist Lumpazivagabundus“ (178), John B. Priestley: „Ein Inspektor kommt“ (179).
Daneben auch Kunstbücher, zunächst vor allem zahlreiche Bände der Bastei-Galerie der großen Maler. Darunter Buch Nr. 200 über Lovis Corinth am 4. 1. 1975.
Der letzte Eintrag in diesem ersten Bücher-Buch ist sinniger Weise Samuel Becketts „Endspiel“, 3. 4. 1975.
Das zweite “Bücher-Buch”.
Buch Nr. 500: Goethes Egmont.
Ein neues Buch in poppigem Design diente zur Fortsetzung. Am 17. 9. 1978 hatte ich Buch Nr. 500 erreicht: Goethes „Egmont“. Damals hatte ich bereits maturiert und war nun beim Bundesheer. Ich kann mich noch gut erinnern, mit welcher Begeisterung ich Buch Nr. 504 las, zum Teil auf der langen Fahrt in die Kaserne in rüttelnden Zugabteilen mit mickrigen Funzeln als Beleuchtung: Thomas Mann: „Doktor Faustus“ (21. 10. 1978).
Dass es nicht immer auf diesem Niveau dahinging, zeigen Eintrag 503 – Ulrich Beer: „Mit Lust und Liebe. Praktikum sexueller Partnerschaft“ – und 505: Joachim Ringelnatz: „Als Mariner im Krieg“.
Bei Nummer 547 – Aristoteles: „Poetik“ – endet dieses Buch am 8. Mai 1979. Und damit hörte ich auch zu zählen auf.
Ein Bücher-Notizheft.
Ich erweiterte meine Lektürenotizen bereits parallel zu diesem Bücher-Buch in simplen Schulheften, wo ich Gedanken zu meiner Lektüre notierte, die zum Teil mit der Matura zu tun hatten. Diese Notizhefte führte ich während meines Germanistik- und Kunststudiums weiter.
Der Rezensionen-Ordner.
Während die Schulhefte mehr den lektürebegleitenden Notizen dienten, begann ich nach dem Bundesheer, wo mir der Dienst in der Schreibstube zu ausgezeichneten Maschinschreibfähigkeiten verholfen hatte, meine Buchrezensionen mit der Maschine zu schreiben und in Ordnern zu sammeln.
Seit ca. 1999 hat die Schreibmaschine ausgedient, da sie vom Computer ersetzt wurde. Seit 2004 nütze ich auf dem Computer eine Tagebuch-App für meine Lektürenotizen, und seit etwa 2010 veröffentliche ich meine Rezensionen per Blog, zunächst eher versteckt, bald aber auf WordPress als „buchwolf“.