Angefangen hat alles damit, dass Steffen G. Fleischhauer die Idee hatte, selbstversorgerisch zu leben. Die nächste Idee war, dass man ja erst mal das einsammeln könnte, was ohnehin schon wächst, bevor man damit beginnt, etwas anzubauen. Und heute? Heute ist er Diplomingenieur für Landschaftsplanung, hat vielfältige Erfahrung bei der Ernährung mit Wildpflanzen, gibt Kurse und hat einige Bücher zum Thema verfasst.
Da gibt es ein sehr umfangreiches Standardwerk, das mehr als 2000 Pflanzen porträtiert. Umfangreich, aber zum Mitnehmen ein wenig arg viel Ballast. Das Buch, das ich Euch heute vorstellen möchte, beschränkt sich auf die 50 beliebtesten Arten.
Ich hatte die Freude, bei der Buchpräsentation dabei sein zu dürfen. Wir sind mit Steffen bei Freising über eine Weide gelaufen, den Blick immer schön nach unten gerichtet, haben gerupft und erklärt bekommen.
Im untersten Bild wird erklärt, wie man Brennnesseln erntet, ohne sich zu brennen. Sah überzeugend aus. Ich bin aber feige und bleibe beim Gummihandschuh.
Im Anschluß gab es einen Salat….frisch von der Wiese mit Taubnesseln und Giersch. Der hat mir gut gefallen, frisch, grün und aromatisch wie er war.
So, jetzt aber zum Buch: das ist ein handliches, übersichtlich gestaltetes Paperback. Das Papier ist glatt und abwischbar, die Verarbeitung stabil – alles in allem ideal zum Mitnehmen.
Jetzt zum Inhalt: Vorgestellt werden die 50 geläufigsten Wildpflanzen. Das reicht von Brunnenkresse bis Kohlkratzdistel und von Bärlauch bis Taubnessel, von stechendem Hohlzahn (wieso nur muss ich an Jim Knopf und Frau Mahlzahn denken?) über Märzveilchen bis zum Großen Wiesenknopf – insgesamt eine gute, vielfältige Auswahl für den normalen Gebrauch. Das Buch ist geordnet nach Fundorten. Da gibt es Ufer, Gräben und Quellen, Wälder und Gebüsche, Äcker, Gärten und Weinberge, Wegränder und Schuttplätze sowie Wiesen und Weiden. Jeder vorgestellte Pflanze hat ein sehr ausführliches Portrait bekommen: die Beschreibungen sind sehr detailliert. Es gibt viele Fotos und Zeichnungen – von der Pflanze als Ganzes, von Zuständen in der Blüte, vor der Blüte, von Wurzeln, von Früchten…..man kann sich wirklich gut orientieren und die Pflanzen so genau analysieren, dass Verwechslungen ausgeschlossen sind. Zu den Bilder gibt es sehr exakte schriftliche Erkärungen, worauf man beim Bestimmen der Pflanze achten muss, wie die Pflanze genau auszusehen hat. Man kann wirklich die Pflanze anhand vieler, vieler Merkmale bestimmen. Ich möchte an dieser Stelle gern das Wort „idiotensicher“ in den Raum werfen.
Für jede Pflanze finden wir zudem nach Jahreszeiten und Erntemöglichkeiten sortierte Küchentipps. Im Frühjahr für Blätter, Triebe und Keimlinge, im Sommer für die Blüten, im Herbst für Früchte und Samen. Eine kleine Rezeptidee gibt es auch zu jeder Pflanze.
Daneben gibt es noch vorne im Buch eine praktische Schnellübersicht über die Blätter und eine über die Blüten der Pflanzen. Die kann man als rasche Hilfe heranziehen und dann unter den detaillierten Portraits weitersuchen.
Ein kleines Kapitel ist den gefährlichen Doppelgängern gewidmet: Hundspetersilie, Schierling-Arten, Aronstab, Maiglöckchen, Herbstzeitlose werden ganz genau portraitiert. Die Nummer des Gift-Notrufes steht für den Ernstfall auch dabei.
Abgeschlossen wird das Buch durch eine Erntezeit-Tabelle, aus der man gut ablesen kann, wann man von welcher Planze Blätter, Blüten, Wurzeln oder Samen ernten kann. In den Umschlagseiten findet man zudem noch ein praktisches Metermaß zur Größenbestimmung, eine kurze Gebrauchsanleitung für das Buch und eine Übersicht über die wichtigsten botanischen Begriffe.
Kurzes Fazit? Alles, was man braucht, um die gebräuchlichsten Wildpflanzen sicher bestimmen zu können. Und aufgrund von Format und Aufmachung ist das Buch ideal zum Mitnehmen.
Ja, nun ist das hier ein Foodblog. Ihr habt so viel gelesen, da sollt Ihr jetzt auch noch etwas zu essen bekommen. Ich bin einem der Rezeptvorschläge gefolgt und habe Euch eine Gemüsesuppe mit Frauenmantel gekocht. Dafür habe ich den langen, beschwerlichen Weg in den Garten auf mich genommen. Es ist nämlich so….unsere Nachbarn haben Frauenmantel. Und das bedeutet, dass wir auch Frauenmantel haben, der breitet sich nämlich ganz hervorragend aus. Ich habe also die Bestände geplündert. Aber bevor Ihr Suppe kriegt, erzähle ich noch kurz was das Buch über den Frauenmantel sagt:
Von April bis Juli kann man die Blätter ernten; sie machen sich gut in Salat und Tee. Man kann sie auch trocknen. Ich finde die Blätter auch ziemlich hübsch, was meint Ihr? Danach eignen sich bis Oktober die Blüten als Deko; sie punkten mit leichtem Kohlrabi-Geschmack. Jetzt aber zur Suppe:
- 250 g Kartoffeln
- 250 g Karotten
- 1 Zwiebel
- etwas Rapsöl zum Anbraten
- ca. 1, 5 l gute Gemüsebrühe
- eine schöne handvoll junge Frauenmantelblätter
- Salz, Pfeffer aus der Mühle
- etwas Apfelessig
Kartoffeln und Karotten schälen, waschen und in Würfel schneiden. Zwiebel schälen und grob hacken. Frauenmantel in Streifen schneiden.
Öl in einem Topf erhitzen und die Zwiebel darin glasig andünsten, dann das Gemüse zugeben und mit anrösten, bis die Ränder zu bräunen beginnen. Mit Gemüsebrühe angießen und den Frauenmantel zugeben, dabei ein paar Streifen für die Dekoration zurückbehalten. Alles zum Kochen bringen und zugedeckt garen, bis die Kartoffeln und Karotten weich sind. Mit dem Pürierstab aufmixen und mit Salz, Pfeffer und Apfelessig abschmecken.
Zum Anrichten in Schüsseln schöpfen und mit den restlichen Frauenmantel-Blättern dekorieren.
- Broschiert: 256 Seiten
- Verlag: AT Verlag
- Sprache: Deutsch
- ISBN: 978-3038009122
- € 17,95