Beim Lesen des Klappentext erwartete ich eher eine mystische Geschichte, an dessen Ende vielleicht Kinder magische Artefakte finden und gegen ein Ungeheuer kämpfen. Aber drum geht in in „Der magische Faden“ nicht. Vielmehr ist das Buch ein wahnsinnig spannender Abenteuerroman aus dem „normalen Familienalltag“, der noch ein paar ziemlich knifflige Nebenschauplätze hat. Und manchmal, ja, da fand ich es schon etwas gruselig. Aber nicht Horror-Clown-und-Gespenster-gruselig, sondern eher auf eine psychische ganz subtile Art. Ich sag nur Motten. Viele Motten!
Wie unheimlich der schwarze Faden aussieht! Als Markus ihn vorsichtig berührt, bekommt er erstmal einen fetten elektrischen Schlag. Und auch die Beleuchtung des Hauses fängt an zu spinnen. Und dann kommen die Motten. Doch damit nicht genug: Der Faden bewegt sich und schlängelt sich quer durchs Haus, immer weiter, bis zum Dachboden. Dort stoßen Markus und seine zwei Geschwister auf einen Karton mit alten Briefen ihres Vaters, der vor fünf Jahren in Griechenland spurlos verschwunden ist. Hat das Ganze vielleicht mit dem Labyrinth des Minotaurus aus der griechischen Sage zu tun?
Spannender Abenteuerroman für Mädchen und Jungen ab 10 Jahren.
Das sagt Mutter – Komplexe Themen kindgerecht erzählt
Die Geschichte fängt ein bisschen schaurig an – wie auf einmal unzählige Motten um das Haus der Familie Belvin schwirren, der Faden ein Eigenleben entwickelt und auf einmal ein Mann auf einem Baum im Vorgarten einzieht. Hitchcock lässt grüßen. Doch ZU gruselig wird es dann zum Glück doch nicht.
In der ersten Nacht zogen die Motten bei uns ein und Mom flippte aus. Wir alle flippten aus.
Wobei auch einige wirklich tiefgründige Themen angesprochen werden. Da ist der spurlos verschwunden Vater. Eine alleinerziehende Mutter und dazu noch eine Schwester, die hochintelligent aber mutistisch ist. Eine Freundin, die ihrerseits ihr Familienpäckchen – ich will nicht zu viel verraten – zu tragen hat. Ein höchst verdächtiger Nachbar und dann – BÄM- kommt noch eine griechische Sage, Geisteskrankheiten und die für Kinder umrissene String Theorie ins Rennen. POW – das ist ganz schön viel, was einem da so zwischen den Zeilen voller Spannung und Witz vermittelt wird.
Und so fragte ich mich, wenn der feine Herr neben mir schwieg, ob ihn das Buch nun langweile oder ob er bereits weggedämmert sein. Aber sobald ich ihn darauf ansprach „Hörst du mir eigentlich zu“, konnte er immer die letzten Sätze nacherzählen. Und am Ende, da fügen sich diese vielen einzelnen Puzzelteile der fantastischen Geschichte zu einem Ganzen. und ja, es hat auch mit dem Ariadne-Faden aus der griechischen Mythologie zu tun.
Jannie legte die Stirn in Falten, zog ihr Notizbuch hervor und schrieb: In der Stringtheorie geht´s um Energie. Und Verbindungen. Darum geht es auch bei unserem Faden.
Gut gefällt mir die Entwicklung der einzelnen Charaktere und wie sie während der Lösung der Rätsel zusammen wirken. Ein Kinderroman, der trotz Atem raubender Spannung zum Nachdenken anregt. Verglichen mit anderen Büchern ab 10 Jahren würde ich sagen, dass dieses auch noch im Jugendalter gelesen werden kann. Denn es werden viele Themen angerissen, die sehr komplex sind.
Ich hoffe, dieser Roman wird eines Tages verfilmt. Nur bitte nicht so creepy wie in meinem Kopfkino.
Das sagt Söhnchen – Muksmäuschenstiller Zuhörer
Mama, ich glaube der Theseus, der hatte am Ende auch alles vergessen. Ariadne und auch das Segel. Das war bestimmt der Faden.
♥ Autor: Tom Llewellyn
♥ Übersetzung: Ilse Layer
♥ Illustrator: Nina Dulleck
♥ Verlag: Thienemann
♥ ISBN: 978-3-522-18449-6
♥ Altersempfehlung: ab 10 Jahre
♥ Preis: 12,99 €