[Buch] Das Traumbuch

Das TraumbuchAutor: Nina George

Verlag: Knaur HC

ISBN: 978-3-426-65385-2

Genre: Schicksalsgeschichte

Umfang: 408 Seiten

Das Lavendelzimmer” war der große Durchbruch für Nina George. Die Geschichte des Buchhändlers Jean Perdu, der auf seinem Bücherschiff – der literarischen Apotheke – Romane wie Medizin verkauft, andere Menschen damit heilt und dabei selbst eine offene Wunde hat, einen ungeöffneten Brief seiner verlorenen großen Liebe, ging um die Welt. In “Die Mondspielerin” schickte Nina George eine 60-jährige Deutsche in die Bretagne, wo sie ihr Leben beenden möchte – und immer etwas dazwischen kommt. Mit “Das Traumbuch” schließt die Autorin nun den Themen-Zyklus der Endlichkeit ab.

“Das Glücksgefühl brannte nur so lange hell und leuchtend, bis mich die Schuld wie ein Schuss aus dem Himmel holte” (S.31), denkt Sam. Sein Vater Henry, Kriegsreporter und Porträtschreiber, liegt im Koma. Zuvor hat Sam ihn noch nie gesehen. Henry war der Vater, der nie da war und ausgerechnet an dem Tag, an dem er seinen Sohn zum ersten Mal besuchen möchte, passiert dieses Unglück. Auch Eddie, die Verlegerin und ehemals Geliebte von Henry, fällt auf einen harten Boden, als sie erfährt, dass Henry sie bestimmt hat über sein Leben zu entscheiden. Dabei hat sie die Patientenverfügung nicht einmal unterschrieben… Ist sie ihm immer noch verpflichtet? Nach all der Zeit und dem Schmerz? Sie erinnert sich nur zu gut an das Ende ihrer Beziehung.

“Hau ab!”, hatte ich geschrien und eigentlich sagen wollen: “Bleib!”

“Hau ab!”, brüllte ich und flehte innerlich: “Liebe mich!”

“Hau, verdammt noch mal, ab!” hieß eigentlich: “Geh, bevor ich mich selbst noch mehr demütige!”

Er ging. (S.40f.)

Nina George erzählt feinfühlig und in einer neudefinierten Bildsprache von einem schmerzhaften, aber auch hoffnungsvollen Thema. Die Tatsache, dass der kleine Sam Synästhetiker ist, kommt ihr dabei sehr zu Gute. So kommen Farbe, Töne und Licht in die Bildsprache wie sie zuvor selten gelesen wurden. Der Perspektivwechsel zwischen den Figuren Sam, Henry und Eddie zeigt unterschiedliche Bewusstseinströme, die Sympathie und Nähe zu den Protagonisten aufbauen. Und nicht nur, dass die Autorin das große Thema der Vergänglichkeit zart und einfühlsam aufarbeitet, sie zieht den Leser auch direkt in Traumwelten, die eigentlich unmöglich zu beschreiben sind, aber mit ihren Worten trotzdem echt wirken.

Fazit: Das Buch macht etwas mit dem Leser. Wenn er sich auch thematisch unwohl fühlt, zieht ihn die Sprache doch in die Geschichte. Und am Ende ist es irgendwie okay, das mit der Endlichkeit und dem Tod.

Bewertung: 10 Rubine von 10



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