Brustkrebstagebuch: Antihormontherapie, Tamoxifen & Co

immer wieder erreichen mich anfragen von betroffenen, ich solle öfters darüber schreiben, wie es mir während der therapie ergeht. tatsächlich schreibe ich nicht so häufig darüber, weil ich manchmal denke, das mag keiner auf dauer lesen. und vergesse darüber, dass es sehr wohl viele gibt, die das gerne lesen, da sie sich auf diese art informieren können. daher werde ich von nun an regelmäßiger über den therapieverlauf berichten. keine angst, meine lustigen geschichten aus dem leben kommen dabei nicht zu kurz, dafür habe ich noch zu viele auf lager :lol:

heute vor einem jahr….

auf den tag genau heute habe ich im vergangenen jahr den knoten in meiner brust entdeckt. und befand mich von einer auf die andere sekunde in einem orkan, der mich lange in alle richtungen schmiss, auf und ab, hin und her. am 22. januar war die operation und anfang februar begann meine antihormontherapie. zunächst mit der einnahme von tamoxifen, kurze zeit später die bestrahlung, im märz die erste zometa-infusion und ab april zusätzlich zoladexspritzen. unmittelbar nach der operation, im februar, habe ich mich komplementär zu einer akupunkturbehandlung entschlossen (insgesamt 35 sitzungen, 3x wöchentlich, inklusive verlängerung). ich meine, dass mir die behandlung sehr geholfen hat, in jeglicher hinsicht. mitte juni bin ich nach sylt in die reha gefahren, was mich enorm nach vorne gebracht hat. nicht nur körperlich, durch intensive sporteinheiten, sondern auch seelisch, durch großartige therapiesitzungen beim klinikpsychologen, durch für mich wichtige kontakte, die ich dort knüpfte und durch die ungemein wohltuende atmosphäre sylts. die nordseeklinik westerland leistet hervorragende arbeit, hut ab! rückblickend kann ich sagen, dass die reha den umschwung zum guten brachte. wer mehr über meine reha erfahren möchte: ich habe aus der reha gebloggt (mitunter sehr amüsant) und alle berichte unter der kategorie brustkrebs abgelegt.

seit august ergänze ich die therapie durch mistelspritzen, hauptsächlich um den nebenwirkungen von tamoxifen und zoladex entgegenzuwirken.

ich bin 2010 durch eine große bandbreite von nebenwirkungen hindurch gegangen: hitzewallungen, stimmungsschwankungen, schlaflosigkeit, unruhe, gereiztheit, große müdigkeit, appetitlosigkeit, keine lust mehr auf körperliche nähe, um nur einige zu nennen. ich hatte glück, keine chemo machen zu müssen, da mein tumor nicht gestreut hatte. dafür habe ich die bestrahlung nicht sehr gut vertragen. ich war völlig erledigt und verbrachte tage auf dem sofa oder eierte mit dem hund ums haus. es ist mir ein rätsel, wie es manche frauen schaffen, während der bestrahlung arbeiten zu gehen. ich habe aber zahlreiche getroffen, die die bestrahlung kaum als belastend erlebt haben. grundsätzlich habe ich immer wieder erlebt, dass die eine frau das eine, die andere frau das andere besser verträgt. es lässt sich schwer auf einen nenner bringen. mein persönlicher horror heißt: zoladex. wenn ich diesen riesen-oschi von spritze schon sehe, wird es mir anders. das ganze letzte jahr war ich nach der spritze regelmäßig 2 tage völlig schlapp und musste in der regel zu hause bleiben. zoladex ist grässlich. aber ich bin andererseits doch froh, dass es das gibt! die letzten beiden male war es besser und ich habe grund zur hoffnung, dass ich mich daran gewöhne. die schwester lässt die örtliche betäubing nun doppelt so lange einwirken, so dass ich die injektion kaum noch spüre. und nach der letzten spritze war ich nur noch 1 tag schlapp und am nächsten konnte ich schon wieder reiten gehen.

zometa habe ich bislang 2x bekommen und es jedesmal erstaunlich gut vertragen. es gibt viele, die vor allem die erste infusion schlecht wegstecken und tagelang heftige gliederschmerzen haben.

wie geht es mir jetzt mit der therapie, nach fast 1 jahr? grundsätzlich kann ich sagen: das hängt immer ganz davon ab ob ich gerade meine gut-schlaf- oder schlecht-schlafphase habe. seit 1 woche schlafe ich wieder gut. enstprechend gut und stark fühle ich mich. davor hatte ich eine ausgeprägte 3 wochen anhaltende schlecht-schlafphase mit im schnitt 3 stunden schlaf pro nacht. entsprechend mies ging es mir in dieser zeit. ich bin dann müde, unkonzentriert, nicht belastbar, verheult und tendenziell depri. das richtige mittel gegen die schlaflosigkeit habe ich noch nicht gefunden. sport scheint zu helfen. und zwar sport, der müde macht, zum beispiel 3x die woche 40-60 minuten joggen oder, wie jetzt, 3 x die woche 40-60 minuten schwimmen. es ist nicht so, dass ich danach immer schlafe wie ein stein aber ich fühle mich dann ausgeglichener, auch wenn ich schlecht schlafe. derzeit handhabe ich das mit der schlaflosigkeit so: ich genieße und nutze die gut-schlafphasen und akzeptiere zähnknirschend die schlecht-schlafphasen in dem bewusstsein, dass sie vorüber gehen, irgendwann. und das es schlimmeres gibt.

das reiten tut mir gut, eindeutig. selbst wenn ich mich völlig erschlagen fühle während ich zum pferd fahre, danach fahre ich immer zufrieden und pfeifend zurück. das schreiben tut mir ebenfalls gut. manchmal fühle ich mich grässlich und wenn ich anfange darüber zu schreiben, fängt es mir währenddessen an gutzugehen. es macht sinn danach zu suchen, was einem in dieser situation weiterhilft, was einen gut fühlen lässt. grundsätzlich habe ich begonnen, mich an dem zu orientieren, was mir gut tut und mich von dem abzuwenden, was mir nicht gut tut. das ist sehr hilfreich und gar nicht mal so schwer. wenn man erstmal damit begonnen hat, erwacht das innere alarmsystem von ganz alleine und macht laut und deutlich *biieeep* *biieep* *biieep*, wenn man sich in gefahr begibt. kennt ihr „raab in gefahr“? ich nenne es dann „katerwolf in gefahr“.

ich habe 2010 krankheitsbedingt insgesamt 6 monate in der arbeit ausgesetzt. ende juli fing ich meine stufenweise wiedereingliederung an. ich hatte mich für eine schnelle wiedereingliederung entschieden und zwar 2 monate lang. ende september habe ich wieder begonnen vollzeit zu arbeiten. das würde ich heute nicht mehr so machen. es war zu schnell und ich hatte mich überschätzt. die 3 monate vollzeit im letzten jahr waren für mich sehr belastend, da ich zum einen gemerkt habe, dass die dafür erforderliche belastbarkeit noch nicht da ist und zum anderen das schlechte gewissen tickte, dass ich nicht so belastbar bin, wie es erforderlich war. hinzu kam, dass ich abends meist zu müde war um noch sport zu machen. ich schlief sehr schlecht, nachts plagte mich die innere mentale foltermaschine und ich kam in einen unguten kreislauf rein. was ich aber merkte! bereits in der reha legte man mir nahe, beruflich für einen bestimmten zeitraum kürzer zu treten. so habe ich mich entschlossen, ab 2011 für 2 jahre teilzeit zu arbeiten. seit gestern also. ich bin über diese entscheidung sehr froh. insgesamt schaue ich neugierig dem noch frischen jahr entgegen.

soviel für heute, liebe grüße, katerwolf


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