BRUNO BELLEC

Von Cousteau
Erst einen Tag, nachdem Bruno Bellec einkaufen gefahren war, fiel ihm auf, dass die neuen Hefte fehlten. Er konnte sich nicht erinnern, dass er sie wie die anderen Sachen zuhause ausgepackt hatte. Aber dafür war jetzt keine Zeit. Draußen hatte es zu nieseln begonnen, und auf sein Auto und auf die Straße legte sich ein Film von milchig weißem Eis.
Bruno wollte gerade in den Keller, um den Eimer mit dem Streusalz zu holen, als das Telefon klingelte. Es war Carine. „Mein Problem ist“, sagte sie nach halbherzigem Smalltalk über das Wetter, „dass ich noch Sommerreifen drauf habe und zur CdS muss, und Du weißt, wie die sind, wenn man sie versetzt.“ CdS ist die Firma, in der Carine arbeitet. „Die werden sicher verstehen, wenn Du nicht kommst. Die Straßen sind total vereist. Vielleicht fällt das Essen sogar aus. Kannst Du nicht jemanden anrufen?“, fragte Bruno. „Könntest Du mich vielleicht fahren?“, bekam er als Antwort. Aber dann versprach sie, sich erst einmal mit Monsieur Kremers, ihrem Abteilungsleiter, in Verbindung zu setzen und sich dann wieder bei ihm zu melden.Mittlerweile hatte es zu dämmern begonnen. Bruno ging schnell nach draußen und streute den Gehweg vor seinem Haus, obwohl dort selten jemand langgeht, sein Haus ist das letzte vor dem Ortsausgang. Dann ging er wieder hinein und sah auf seinem Telefon und auf seinem Handy nach, aber Carine hatte nicht wieder angerufen. Wenn er es bei ihr versuchte, klingelte es durch. Erst nach zwei Stunden meldete sie sich wieder und wollte wissen, wieso er denn angerufen habe. Sie habe sich doch wieder bei ihm melden wollen, und wenn nicht, dann eben nicht. Im Hintergrund hörte Bruno, dass sie es ohne ihn auf die Veranstaltung ihrer Firma geschafft hatte. Er hörte Stimmen und sie mit ihren Stiefeln über einen Holzboden klappern. Dann schlug eine Tür zu, und die Stimmen waren verstummt. Jetzt rauschte es leise. „Wie bist Du denn hingekommen, bist Du jetzt doch selbst gefahren?“, fragte Bruno. „Monsieur Kremers hat mich abgeholt“, antwortete Carine unterkühlt und begann mit Bruno zu schweigen, bis ihm der Druck zu groß wurde. „Dann pass bitte auf, dass Du wieder heil zurück kommst. Es regnet Eis!“ „Wir hören uns“, dann legte sie auf.