Brüderle muss Bowle statt Wein schlucken
Erwin Pelzig ließ erst gar keine Zweifel daran aufkommen, wer der Stargast des Abends war. «Ihm und seiner Partei widme ich die heutige Bowle – die hat auch nur noch 1,8 Prozent», kündigte der Gastgeber feixend an und goß Rainer Brüderle von der ungenießbaren gelben Plörre ein, die er, wie in jeder Sendung, seinen Gästen als Bowle verkaufte. Der FDP-Politiker ließ sich nicht lumpen und konterte mit der Frage, warum Pelzig es als Franke und Bewohner einer Weinbauregion überhaupt nötig habe, solch ein Gesöff auszuschenken.
Selten passte ein Politiker so gut zu Pelzig auf die Bühne wie der joviale Liberale, der nicht nur über Pelzigs FDP-Scherze mitlachte, sondern auch selbst munter austeilte und sich selbstironisch aufs Korn nahm. «Wenn es nichts anderes gibt, trinken wir halt das», ergab sich Weinliebhaber Brüderle seinem Schicksal und so plauderten der Franke und der Pfälzer eine halbe Stunde über Essen und Trinken, die miserable Lage der Liberalen, den Euro, die Währungskrise und Waffenlieferungen an Griechenland.
«Herr Pelzig, jetzt halten Sie mal die Luft an»
Pelzig nahm auch bei den heiklen Themen wie gewohnt kein Blatt vor den Mund und hakte in puncto Griechenland so hartnäckig nach, dass sich Brüderle schließlich wehren musste («Herr Pelzig, jetzt halten Sie mal die Luft an!»). Als Pelzig nachforschte, warum der FDP-Mann einige wichtige Abstimmungen im Bundestag verpasst habe, antwortete Brüderle dagegen großzügig, er sei immer geistig dabei – und hatte die Lacher auf seiner Seite. «Wer nicht lachen kann, macht auch keine gescheite Politik», erklärte er seine politische Philosophie.
«Stimmt es, dass Sie ein Nasenakkupunkturgerät haben?» wollte Pelzig am Schluss noch wissen und bewegte Brüderle damit sogar dazu, sich mit dem Kuli im Gesicht herumzufuchteln.
Beinahe unter gingen da die beiden anderen Gäste, ihres Zeichens ebenfalls Politiker. Piraten-Boss Sebastian Nerz fand Pelzigs Bowle überraschenderweise «erfrischend», ehe Pelzig genüsslich über seine Vergangenheit als CDU-Mitglied herzog und seinem Gast unbequeme Fragen zum Urheberrecht stellte, womit er Nerz doch einigermaßen in Bedrängnis brachte. «Sie haben das schon voll drauf, wie Politiker, dann irgendwann eine Umfrage heranzuziehen», kommentierte Pelzig einen Zahlen-Ausflug des Freibeuters und gab ihm für die Bundespressekonferenz der Piraten mit auf den Weg, vielleicht «einen Tick konkreter zu werden wie heute».
CDU-Nachwuchshoffnung Julia Klöckner bereitete Pelzig Freude, als sie seine Bowle für ungenießbar erklärte. «Schmeckt nach Hustensaft!», attestierte die 38-Jährige, ehe Pelzig sie mit ihren gesammelten 3000 Twitter-Nachrichten der vergangenen zwei Jahre konfrontierte. Immerhin: Am Ende machte Pelzig für die CDU-Politikerin eine Ausnahme, um die sie Stargast Brüderle im Publikum beneidet haben dürfte: Die ehemalige Weinkönigin wurde vom Franken mit einem Glas Wein verkostet.
Bestes Zitat: «Sie sind so der Bundes-Anästhesie-Beauftrage, oder?» Pelzig über Brüderles politische Rolle in Berlin.
Die gesamte Sendung in der ZDF-Mediathek zum Nachschaun.
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«Pelzig hält sich» – Brüderle muss Bowle statt Wein schlucken
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