Eine Sammlung mit 500 verschollenen und bisher weitgehend unbekannten Märchen dokumentiert die Leistungen des Heimatforschers Franz Xaver von Schönwerth. Selbst die Gebrüder Grimm lobten seine Arbeit.
Regensburg (obx - internet-zeitung) – Die Märchensammlungen der Gebrüder Grimm sind weltberühmt. Was bisher kaum bekannt war: In der Oberpfalz und später in München sammelte der Volkskundler, Sprachforscher, Märchen- und Sagensammler Franz Xaver von Schönwerth etwa zur selben Zeit wie die Grimm-Brüder Märchen vor allem aus dem ostbayerischen Raum. „Nirgendwo in ganz Deutschland ist umsichtiger, voller und mit so leisem Gehör gesammelt worden“, urteilt Jacob Grimm über Schönwerth 1858. 500 Märchen, von Schönwerth aus mündlicher Überlieferung aufgezeichnet und seither weitgehend unbearbeitet, hat die Regensburgerin Erika Eichenseer jetzt im Archiv des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg gesichtet und in einer Auswahl von 136 Märchen in dem Buch „Franz Xaver von Schönwerth: Prinz Roßzwifl und andere Märchen“ ans Licht gebracht.
Seit drei Jahren bemüht sich die Schönwerth Gesellschaft mit einer Fülle von Veranstaltungen und Aktionen die Leistungen, vor allem aber auch das Werk des bayerischen Märchenforschers Franz Xaver von Schönwerth, einer breiten Öffentlichkeit bekannter zu machen und Schönwerth zu später Anerkennung zu verhelfen. Schönwerth lebte zwischen 1810 und 1886 und war Zeitgenosse der Gebrüder Grimm. Geboren in der Oberpfalz war er ab 1845 Privatsekretär des Kronprinzen Maximilian und später nach dessen Thronbesteigung ab 1848 sein Kabinettschef. Seine gesamte Freizeit widmete er dem Sammeln bis dahin mündlich überlieferter Märchen und Sagen.
Für Erika Eichenseer, Ehefrau des früheren Oberpfälzer Bezirksheimatpflegers Adolf Eichenseer, liegt die Besonderheit von Schönwerths Aufzeichnungen in ihrer Genauigkeit, Lebendigkeit und Frische: Der Oberpfälzer habe ohne Beschönigung aufgezeichnet, was ihm die Menschen der Region an mündlich überlieferten Märchen erzählten.
„Weiber und Weber der Heimat ließen sich gegen kleine Geschenke und Bewirthung in der Regel gerne herbey, sich als Inquisiten mir gegenüber zu setzen und wurden ganz mittheilsam, wenn ich der Erste war, in der heimatlichen Mundart zu erzählen“, berichtet Franz Xaver Schönwerth in seiner Triologie „Sitten und Sagen“.
Schönwerths Werk markiert den „Beginn der Volkskunde in der Oberpfalz“ (Enzyklopädie des Märchens), da er in den 1850er bis 1880er Jahren als erster eine Fülle von Belegmaterial zur Erzähl- und zur Alltagskultur der breiten Bevölkerung in der Region zusammengetragen hat.
„Dieser immense Quellenfundus, der bisher nur zu einem sehr geringen Teil publiziert worden ist, gehört zu den bedeutendsten Beständen seiner Art im deutschsprachigen Raum und eröffnet der kulturhistorischen Forschung vielfältige Perspektiven“, sagt Daniel Drascek, Professor an der Fakultät für Sprach-, Literatur- und Kulturwissenschaften an der Universität Regensburg.
Neben Schönwerths drei Bänden „Aus der Oberpfalz – Sitten und Sagen“ liegt noch ein riesiger Schatz an unveröffentlichten Texten im Nachlass, der sich im Besitz des Historischen Vereins im Stadtarchiv in Regensburg befindet.
Für Erika Eichenseer geht der jetzt gehobene Märchenschatz weit über die literarische Bedeutung hinaus. „Diese Märchen dokumentieren die Ängste und Entwicklung der Menschen über die Jahrhunderte hinweg. Das ist keine Kinderunterhaltung. Der Hauptzweck dieser oft drastisch überzeichneten Erzählungen war es, Jugendlichen und jungen Erwachsenen auf ihrem Weg zum Erwachsenwerden zu helfen, ihnen zu zeigen, dass Gefahren und Herausforderungen durch Charakterstärke, Klugheit und Mut überwunden werden können“, sagt die Heimatforscherin.
Durch die Arbeit von Erika Eichenseer und der Schönwerth-Gesellschaft hat das Werk des Oberpfälzer Märchensammlers jetzt auch internationale Aufmerksamkeit bekommen. „Es gibt viele Anfragen für Übersetzungen und namhafte Forscher beschäftigen sich inzwischen mit dem Nachlass von Franz Xaver von Schönwerth“, sagt Eichenseer.
Mehr Informationen im Internet: http://www.schoenwerth.de
Regensburg (obx - internet-zeitung) – Die Märchensammlungen der Gebrüder Grimm sind weltberühmt. Was bisher kaum bekannt war: In der Oberpfalz und später in München sammelte der Volkskundler, Sprachforscher, Märchen- und Sagensammler Franz Xaver von Schönwerth etwa zur selben Zeit wie die Grimm-Brüder Märchen vor allem aus dem ostbayerischen Raum. „Nirgendwo in ganz Deutschland ist umsichtiger, voller und mit so leisem Gehör gesammelt worden“, urteilt Jacob Grimm über Schönwerth 1858. 500 Märchen, von Schönwerth aus mündlicher Überlieferung aufgezeichnet und seither weitgehend unbearbeitet, hat die Regensburgerin Erika Eichenseer jetzt im Archiv des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg gesichtet und in einer Auswahl von 136 Märchen in dem Buch „Franz Xaver von Schönwerth: Prinz Roßzwifl und andere Märchen“ ans Licht gebracht.
Seit drei Jahren bemüht sich die Schönwerth Gesellschaft mit einer Fülle von Veranstaltungen und Aktionen die Leistungen, vor allem aber auch das Werk des bayerischen Märchenforschers Franz Xaver von Schönwerth, einer breiten Öffentlichkeit bekannter zu machen und Schönwerth zu später Anerkennung zu verhelfen. Schönwerth lebte zwischen 1810 und 1886 und war Zeitgenosse der Gebrüder Grimm. Geboren in der Oberpfalz war er ab 1845 Privatsekretär des Kronprinzen Maximilian und später nach dessen Thronbesteigung ab 1848 sein Kabinettschef. Seine gesamte Freizeit widmete er dem Sammeln bis dahin mündlich überlieferter Märchen und Sagen.
Für Erika Eichenseer, Ehefrau des früheren Oberpfälzer Bezirksheimatpflegers Adolf Eichenseer, liegt die Besonderheit von Schönwerths Aufzeichnungen in ihrer Genauigkeit, Lebendigkeit und Frische: Der Oberpfälzer habe ohne Beschönigung aufgezeichnet, was ihm die Menschen der Region an mündlich überlieferten Märchen erzählten.
„Weiber und Weber der Heimat ließen sich gegen kleine Geschenke und Bewirthung in der Regel gerne herbey, sich als Inquisiten mir gegenüber zu setzen und wurden ganz mittheilsam, wenn ich der Erste war, in der heimatlichen Mundart zu erzählen“, berichtet Franz Xaver Schönwerth in seiner Triologie „Sitten und Sagen“.
Schönwerths Werk markiert den „Beginn der Volkskunde in der Oberpfalz“ (Enzyklopädie des Märchens), da er in den 1850er bis 1880er Jahren als erster eine Fülle von Belegmaterial zur Erzähl- und zur Alltagskultur der breiten Bevölkerung in der Region zusammengetragen hat.
„Dieser immense Quellenfundus, der bisher nur zu einem sehr geringen Teil publiziert worden ist, gehört zu den bedeutendsten Beständen seiner Art im deutschsprachigen Raum und eröffnet der kulturhistorischen Forschung vielfältige Perspektiven“, sagt Daniel Drascek, Professor an der Fakultät für Sprach-, Literatur- und Kulturwissenschaften an der Universität Regensburg.
Neben Schönwerths drei Bänden „Aus der Oberpfalz – Sitten und Sagen“ liegt noch ein riesiger Schatz an unveröffentlichten Texten im Nachlass, der sich im Besitz des Historischen Vereins im Stadtarchiv in Regensburg befindet.
Für Erika Eichenseer geht der jetzt gehobene Märchenschatz weit über die literarische Bedeutung hinaus. „Diese Märchen dokumentieren die Ängste und Entwicklung der Menschen über die Jahrhunderte hinweg. Das ist keine Kinderunterhaltung. Der Hauptzweck dieser oft drastisch überzeichneten Erzählungen war es, Jugendlichen und jungen Erwachsenen auf ihrem Weg zum Erwachsenwerden zu helfen, ihnen zu zeigen, dass Gefahren und Herausforderungen durch Charakterstärke, Klugheit und Mut überwunden werden können“, sagt die Heimatforscherin.
Durch die Arbeit von Erika Eichenseer und der Schönwerth-Gesellschaft hat das Werk des Oberpfälzer Märchensammlers jetzt auch internationale Aufmerksamkeit bekommen. „Es gibt viele Anfragen für Übersetzungen und namhafte Forscher beschäftigen sich inzwischen mit dem Nachlass von Franz Xaver von Schönwerth“, sagt Eichenseer.
Mehr Informationen im Internet: http://www.schoenwerth.de