Brot statt Kuchen: Immer ist der Kapitalismus schuld!

Immer wieder muss ich auch in angeblich linken Foren lesen, dass der Kapitalismus so wie Marx in 1848 beschrieben habe ja gar nicht mehr existiere. Das mag ja noch angehen, denn tatsächlich sieht er heute anders aus. Aber manche Leute kommen deshalb zu einem unglaublichen Schluss: Es gebe doch gar keine ausgebeutete Arbeiterschaft mehr! Und deshalb sei es auch abwegig, den Kapitalismus abschaffen zu wollen.

Das ist im Kopf nicht auszuhalten! Es ist tatsächlich so, dass es zumindest hierzulande kein Proletariat mehr gibt, das sich als Klasse versteht, als kämpferische Klasse noch dazu – und das ist schade. Weil es damit auch keine Klasse mehr gibt, die kapiert, dass sie sich gegen Ausbeutung und Unterdrückung zur Wehr setzen muss.

Aber daraus zu schließen, dass es Ausbeutung und Unterdrückung nicht mehr gebe – das ist ungefähr der Horizont der guten Marie-Antoinette damals in Frankreich: Die meinte angesichts der Hungerrevolten im Vorfeld der französischen Revolution, dass die Leute doch Kuchen essen sollten, wenn sie kein Brot hätten. Dass die Leute nicht mal mehr genug Brot hatten, konnte sich die junge Königin von Frankreich nicht vorstellen.

Also, in welcher Welt lebt ihr eigentlich, ihr angeblichen Realisten, die alle belehren, doch bitte nicht immer alle Schuld am Elend der Welt dem Kapitalismus in die Schuhe zu schieben. Und vor allem mehr nicht von Revolution und Umsturz zu faseln, weil das nicht mehr nötig sei. Der moderne Kapitalismus sorge im Prinzip doch sehr gut für alle.

Was für ein hanebüchener Unsinn! Revolution und Umsturz sind nötiger denn je! Der Kapitalismus sorgt tatsächlich für alle, die ohnehin schon genug haben, das ist wohl richtig. Aber das ist längst nicht genug! Er sorgt auch dafür, dass es massenweise Elendsfiguren gibt, die ihr Leben lang nichts zu lachen haben.

Ich lebe jedenfalls in einer Welt, in der massenhaft Leute in Jobs gezwungen werden, von denen sie definitiv nicht leben können. Es gibt sehr wohl Ausbeutung! Und das nicht zu knapp! Wie soll man es denn sonst nennen, wenn eine Friseurin keine 5 Euro pro Stunde Tariflohn bekommt! Wenn Zimmermädchen und Wachleute keine 5 Euro pro Stunde verdienen! Die ganzen Gebäudereiniger, Taxifahrer, Imbissverkäufer – und selbst wenn sie den höchst kontrovers diskutierte Mindestlohn von 7,50 pro Stunde bekämen – das reicht doch nicht aus, um ein Bruttoeinkommen zu erzielen, von dem man wirklich leben kann. Das ist definitiv Ausbeutung. Und selbst wenn man ein paar Euro mehr bekommt: Welcher Angestellte hat denn keinen Chef, der sich von dem, was der seinen Mitarbeitern vorenthält, ein schickes Haus, ein neues Auto oder sonstwas gönnt, was sich diejenigen, die für ihn mitschuften, eben nicht leisten können?

Es gibt doch keine Ausbeutung mehr! Auf so eine Idee kommt vielleicht, wer einen gemütlichen Behördenjob hat, mit garantierter Gehaltserhöhung alle paar Jahre, sicherer Altersversorgung und so weiter. Ja, kann schon sein, dass es ein paar Nischen gibt, in denen Leute fürs Rumsitzen gut bezahlt werden, so dass sie auf die Idee kommen, es gebe im gemütlichen kapitalistischen Deutschland keine Ausbeutung mehr.

Aber wenn ihr so einen gemütlichen Job abbekommen habt, denkt doch bitte mal darüber nach, wer dafür blutet, dass ihr so gemütliche Jobs habt. Gerade im Kapitalismus fällt das Geld nicht vom Himmel. Es muss in einer immer härteren, globalen Konkurrenz erwirtschaftet werden. Seht euch mal die gefährlichen, unglaublich schlecht bezahlten Jobs in Südamerika, Afrika, Asien an. Viele Menschen dort haben nur die Wahl zu krepieren oder etwas später zu krepieren! Auch das ist euer gemütlicher Kapitalismus!

Es gibt keine ausgebeutete Lohnarbeiter im modernen Kapitalismus.

Kann man wirklich so blöd sein?!



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