Mit vier Jahren konnte ich ein ganzes Vogelbuch auswendig und jeden Vogel, jede Ente und jede Gans mit Namen benennen. (Heute erkenne ich gerade so eine Schwalbe) Mit 14 habe ich meine Nächte mit Harry Potter durchgemacht und Buch-Rezensionen für die Frankfurter Rundschau geschrieben. Mit 20 als ich die Fahrt zur Universität mit dem Zug zurücklegen musste, habe ich 3 Bücher die Woche verschlungen. Mit 26 habe ich endlich erfolgreich mein Studium der Buchwissenschaft abgeschlossen und ich kann vollen Ernstes behaupten, ich bin ein riesiger Buchfan. Und das betrifft neben Romanen, Krimis, Sachbüchern natürlich auch Kochbücher. In letzter Zeit sogar vor allem. Wer wie ich Bücher liebt, der kommt an „Von der Schale bis zum Kern“ von Bernadette Wörndl nicht vorbei. Das Buch ist für mich seit dem ersten Entdecken in der Buchhandlung ein Wunsch-Buch. Nicht nur unbedingt, um Sachen daraus nachzukochen, nein auch, um mich an den wunderbaren Bildern, dem tollen Layout und den netten Geschichten zu erfreuen.
Das Wichtigste zuerst, das Buch verfolgt eine „Strategie“ eine „Überzeugung“ Lebensmittel in ihrer Gesamtheit zu nutzen. Denn warum sollte von der Kohlrabi nur die Knolle essbar sein und nicht etwa die Blätter? Warum sollten wir die Aprikosenkerne, Apfelschalen, Karottengrün und Brokkolistängel wegwerfen, wenn sie genauso zur Pflanze gehören, wie das was normalerweise auf unserem Teller landet. Schon vor einiger Zeit habe ich ein Radieschenblattpesto verbloggt und erstaunte Fragen geerntet. Und ja, auch Kürbiskerne, Maisblätter und Wassermelonenrinde gehören eigentlich zu den Sachen, die wir freizügig auf den Biomüll geben. Warum?
B. Wörndl zeigt in dem Buch ganz unaufgeregt, was man für wunderbare Rezepte zaubern kann, wenn man einmal über den Tellerrand hinausschaut. Tortellini mit Brokkolistammfüllung, Erbsenschotenpesto mit Walnüssen und kandierte Orangenschalen sind nur ein paar der Highlights. Wen stört es da, dass es den Koriander-Möhren an Koriander mangelt. Keinen, denn nicht nur die Rezepte, auch das Layout bestechen durch seinen klaren, geschmackvollen Stil. Ein Kochbuch, das ich in den letzten Wochen nur wenig aus der Hand gelegt habe und eine absolute Kaufempfehlung an alle, die gerne mit eigenen Erzeugnissen und Bio-Ware kochen und dabei Lust am Ausprobieren haben.
Da ich selbst ganz gern mal im Wald frische Beeren sammle, wildes Grün ernte und dabei von Anneliese immer kritisch gefragt werde, ob ich auch wirklich sicher bin, dass es sich um die und die Frucht handelt, dachte ich mir, dass sich die Brombeer-Scones hier ganz wunderbar zum Vorstellen eignen.
Ihr braucht:
Eine Tasse voll Brombeeren (gern auch selbst gepflückte, der Fuchsbandwurm darf hier mal außer Acht gelassen werden, es ist nämlich wahrscheinlicher einen Sechser im Lotto zu haben, als eine Frucht zu essen, die vom Fuchsbandwurm befallen ist.)
1 EL Olivenöl
1 Hand voll Lauchgrün
Salz
260 g Mehl
½ TL Zucker
1 ½ TL Weinsteinbackpulver
110 g Butter
100 ml Buttermilch
Lauchgrün fein hacken und im Olivenöl mit Salz etwa 5 Minuten anschwitzen. In der Zeit Mehl, Backpulver, Zucker, 1TL Salz mischen. Butter würfeln und mit den Händen ins Mehl reiben. Lauch zugeben. Alles gut mischen und Buttermilch zugeben. Mit den Händen grob verkneten. (Eine Küchenmaschine braucht ihr hier nicht!) Vorsichtig die Brombeeren unterheben.
Backofen auf 180 Grad vorheizen. Ein Backblech mit Backpapier auslegen, ganz leicht mit Mehl betreuen und den Teig darauf flach drücken, dass er etwa die Form eines runden Kuchens hat. Mit einem Messer jetzt schon in Kuchenstücke schneiden. Mit etwas Buttermilch bestreichen und 15- 20 Minuten backen.
Die Scones schmecken himmlisch und passen gut zu frischer Butter, Tomatenchutney, deftigem Ziegenfrischkäse oder einfach pur.
Auch lassen sie sich bestimmt hervorragend mit allen Arten von Beeren kombinieren, für diejenigen, die keinen „Brombeerspot“ in der Nähe haben oder einfach keine Lust verspüren, die Schätze der Natur zu nutzen.