Brigitte Riebe: Die schöne Philippine Welserin. Historischer Roman

Brigitte Riebe: Die schöne Philippine Welserin. Historischer Roman

Wolfgang Krisai: Philippine Welser, Skizze nach einem Gemälde von 1557 auf Schloss Ambras. Bleistift, 2017.

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Tochter der zweitreichsten Handelsdynastie Deutschlands

Philippine ist ein Spross der zweitreichsten Handelsdynastie Deutschlands nach den Fuggern, der Welser. Berühmt wurde sie durch ihre geheime Ehe mit Erzherzog Ferdinand II. von Tirol.

Die Autorin behandelt Philippines Leben von der Jugend, wo sie Ferdinand kennengelernt hat, bis zu ihrem Tod 1580. Die Darstellung wechselt zwischen auktorial erzählten Kapiteln und Ausschnitten aus dem fiktiven Tagebuch der Heldin. Dabei wird kein Versuch gemacht, die Sprache etwa irgendwie historisierend zu gestalten, aber die Autorin verfällt auch nicht ins andere Extrem einer zu großen Verheutigung.

Eine kräuterkundige Frau

Die Großkapitel (die meist ein, zwei auktoriale und ein Tagebuch-Kapitel enthalten) sind nach Heilpflanzen benannt, zu denen jeweils eine Darstellung und eine Auflistung der guten und gefährlichen Eigenschaften der Pflanze beigestellt sind. Das kommt nicht von ungefähr, denn Philippine ist eine große Kräuterkundlerin und Medizinerin, ein Faktum, das historisch belegt ist. Im Roman lernt sie das alles von ihrer ebenso kundigen Mutter Anna, die sich mit der Kräuterkunde über ihre unglückliche Ehe hinwegtröstet.

Ehe gegen den Willen des Kaisers

Philippines Ehe mit Ferdinand hingegen ist zum Großteil glücklich. 1557 schließen die beiden eine geheime Ehe, gegen den Willen des Vaters Ferdinands, Kaiser Ferdinands I.. Als dieser von der Sache erfährt, muss er sich wohl oder übel dem Willen des Sohnes beugen, denn die Ehe ist nicht mehr rückgängig zu machen. Der Kaiser bestimmt aber, dass Ferdinands Kinder aus dieser Ehe von der Erbfolge der Habsburger ausgeschlossen werden. Immerhin aber werden sie gut versorgt.

„Findelkinder“

Zunächst lebt Philippine auf einem Schloss Pürglitz bei Prag, da Ferdinand Statthalter von Böhmen ist. So oft es geht, kommt er Philippine besuchen. Diese ist über die große Liebe ihres Mannes glücklich, wenn auch nicht darüber, dass sie vor der „Welt“ bloß als dessen Konkubine und ihre Söhne Andreas und Karl als „Findelkinder“ gelten. Die Kinder werden nämlich gemäß eines damals üblichen Ritus geheim zur Welt gebracht, dann wie Findelkinder vor das Schlosstor gelegt, „gefunden“ und der Schlossherrin in die Obhut gegeben.

„Mutter Tirols“

Ab 1567 wohnt Philippine auf Schloss Ambras bei Innsbruck, da Ferdinand inzwischen Herzog von Tirol geworden ist. In Tirol erwirbt Philippine sich durch ihre medizinischen Kenntnisse, die sie zum Wohl der Bevölkerung einsetzt, bald einen guten Ruf als die „Mutter Tirols“.

Erst 1576 dürfen die Eheleute sich öffentlich zu ihrer Ehe bekennen, da der Papst Ferdinand von seinem Schweigegelübde entbindet.

Insgeheim bereitet Ferdinand zu dieser Zeit jedoch schon eine weitere, dynastisch passende Ehe mit seiner Nichte aus Mantua vor, was Philippine im Roman herausfindet und resigniert mitverfolgt, indem sie Ferdinands Briefe liest.

Versuche, Philippine zu vergiften

Den ganzen Roman durchzieht das Kräuter-Thema, nicht nur positiv, sondern vor allem auch negativ, denn Philippine ist fortwährend der Gefahr ausgesetzt, vergiftet zu werden. Das beginnt schon auf Brednitz, dem Schloss ihrer Tante Katharina, wo die Hochzeit geschlossen wird. Schon davor will sie eine Dienstmagd – offensichtlich in höherem Auftrag – vergiften, wird aber ertappt und eingesperrt. Doch kurz darauf ist sie für immer verschwunden.

Eine Kammerfrau, der Philippine vollstes Vertrauen geschenkt hat, erweist sich ebenfalls als Giftmischerin. Und zuletzt versucht es noch eine Schwägerin, die lebenslustige, aber bankrotte Eva, doch dieses leicht durchschaubare Vorhaben kann Philippine rechtzeitig aufdecken.

Durch diese kriminelle Seite der Handlung bekommt der Roman seine Würze.

In einem Anhang erläutert die Autorin, inwieweit ihr Roman historisch „wahr“ ist.

Seltsamer Weise wird der Roman auf dem Umschlag als „historischer Kriminalroman“, auf dem Innentitel jedoch als „historischer Roman“ bezeichnet. Die Ambivalenz kommt wohl von der recht schwachen Ausprägung der Krimi-Handlung.

Brigitte Riebe: Die schöne Philippine Welserin. Historischer Roman. Gmeiner-Verlag, Maßkirch, 2013. 337 Seiten.

Bild: Wolfgang Krisai: Philippine Welser, Skizze nach einem Gemälde von 1557 auf Schloss Ambras. Bleistift, 2017.

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