Brigitte Engerer in Straßburg

Brigitte Engerer in Straßburg

Die Pianistin Brigitte Engerer (c) Anton Solomoukha


Mit Brigitte Engerer konzertierte in einem Sonderkonzert des OPS eine Pianistin in Straßburg, die in der Stadt über die Jahre hinweg eine treue Fangemeinde aufgebaut hat.

Sie gab einen Soloabend mit Werken von Chopin, Tschaikowsky, Rubinstein, Schostakowitsch und Skrijabin, sowie Zugaben, unter denen besonders jene von Schubert heraus stach.

Der Abend war auch deshalb interessant, weil eine Woche zuvor Evgeny Kissin ebenfalls mit Chopin im großen Salle Erasme gastierte. Was man im Vergleich der beiden Konzerten besonders gut hören konnte, waren die unterschiedlichen Interpretationswelten, in denen sich Kissin und Engerer aufhalten. Während Kissin sich ganz seinen eigenen, persönlichen Empfindungen hingibt und ihnen expressiv Ausdruck verleiht, spielt Engerer in einem Stil, der sich vor allem auf die Hervorhebung schöner Harmonien und einem allgemeinen Wohlklang stützt. Salonmusik, so könnte man es ausdrücken, die erfreuen soll, und die Schönheit der Musik in den Vordergrund stellen möchte, ohne die auch darin enthaltenen Kanten und Ecken zu betonen. Im Gegensatz zu den um eine Generation jüngeren Kissin klingt Engerers Spiel abgeklärt deskriptiv, wohingegen Kissins Klavierspiel voll überschäumender Emotion erscheint.

In den sieben Nocturnes schienen deswegen so manche dunklen Stellen nur angedeutet, aber niemals explizit hervorgehoben. Auch der Interpretation des Kinderalbums von Tschaikowsky fügte die Pianistin keine ureigene Auslegung hinzu, sondern hielt sich vielmehr strikt an die vorgegebenen Tempo- und Lautstärkenbezeichnungen, was die Lehrhaftigkeit des Werkes aufzeigte. Wann immer jedoch Stücke erklangen, wie in der Polka von Schostakowitsch, die einem Tanzrhythmus zugrunde lagen, spürte man, dass Engerer ist dieser Art von Musik ihre eigentliche Liebe und Stärke ausleben kann. Frisch und frei, losgelöst von großer Dramatik und dunklen Schattierungen kam sie vor allem auch in den Zugaben zu jener Leistung, für die sie in Frankreich so geschätzt wird. Das Nocturne für die linke Hand, die Skrijabin schrieb, als er auf Anraten des Arztes seine rechte Hand nicht gebrauchen durfte, spielte Engerer beeindruckend, nicht nur in der Technik. Mit einer Schubert-Liszt-Paraphrase konnte sie auch die Herzen des Publikums berühren. Ein Abend mit Klavierinterpretationen, so schien es, aus einer anderen Zeit.

ßßüßöäööüöüööü Datum der Veröffentlichung: 28 Februar 2010
Verfasser: Michaela Preiner
In folgenden Kategorien veröffentlicht: Konzert

Schlagwörter: Brigitte Engerer, Chopin Nocturnes, OPS, Schostakowitsch Polka, Skrijabin Nocturne für die linke Hand, Tschaikowsky Kinderalbum

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