Brigitte Beil - Ein Brief aus England

Erstellt am 14. September 2013 von Alinewirths @AllesoderNichts

Brigitte Beil

Ein Brief aus England 


Roman
Originalausgabe
Taschenbuch, Broschur, 288 Seiten, 11,8 x 18,7 cm ISBN: 978-3-442-74572-2 € 8,99 [D] | € 9,30 [A] | CHF 13,50* (* empf. VK-Preis)
Verlag: btb
Erscheinungstermin: 9. April 2013 Leseprobe

Buchinfo

Es sind die Geheimnisse früherer Generationen, die uns ein Leben lang prägen.Die erfolgreiche Münchner Geschäftsfrau Sigrid findet eines Abends beim Nachhausekommen ihre Tochter völlig verstört vor. Judith, Mitte zwanzig, stürzt ohne Erklärung aus der gemeinsamen Wohnung. Auf dem Küchentisch entdeckt Sigrid einen geöffneten Brief. Ein Amtsschreiben, in dem steht, dass eine Mrs Linda Hamstad, ehemals Macksiepen, in Manchester gestorben sei und die Verwandtschaft gebeten werde, wegen der Nachlassregelung mit den dortigen Behörden Kontakt aufzunehmen. Linda ist Sigrids Mutter, die kurz vor Kriegsende plötzlich verschwand. Von der Sigrid stets behauptet hatte, sie wäre längst tot. Der sorgsam gehütete Mythos, ihr Schutzwall gegen die unheilvolle Vergangenheit, droht brüchig zu werden. Ist es an der Zeit, ihre Tochter in die Familiengeheimnisse einzuweihen?

Autoreninfo

 Brigitte Beil, aufgewachsen in Münster, studierte Literaturwissenschaft, Philosophie und Publizistik und arbeitet als freie Journalistin und Buchautorin. Schwerpunkte ihrer zahlreichen Sachbücher sind soziale und psychologische Themen. Brigitte Beil hat zwei erwachsene Kinder und lebt mit ihrem Mann in München. Zuletzt erschien bei btb ihr Roman »Eiswinter«.

Meine Meinung 

 Er hielt das in weißen Molton gewickelte Bündel hoch über seinen Kopf und drehte sich damit durch den Raum, so stolz, als sei dieses Kind sein erstes und einziges. ( Seite 143)
Ein wirklich gelungener Roman voller Gefühle und einer Vergangenheit, die die Protagonistin auch lieber vergessen lassen möchte. Ein Kampf um damalige Gefühle, ein schmerzhafter Prozess, diese wieder zu erleben.
Jetzt hab ich ja schon fast mit dem Fazit begonnen. Aber ich glaube, manchmal sind die ersten Worte, die einem durch den Kopf schiessen die richtigen. Und sie sagen alles aus. Zumindest, wenn man sich die Zeit genommen hat, dieses Buch zu lesen. Ich kann es nur jeden ans Herz legen, denn Brigitte Beil hat hier einen richtig gefühlvollen Roman geschaffen.
Sigrid ist ein ungeliebtes (oder vielleicht doch nicht) Kind im zweiten Weltkrieg auf die Welt gekommen. Eine wirklich ungünstige Zeit, wenn man dann auch noch bedenkt, das Gustav Macksiepen, der Vater, ein angesehener Arzt in der politischen Prominenz war, und ihre Mutter Linda eine englische Spionin. Das konnte auf Dauer nicht gutgehen. Mutter verschwindet, Vater schiebt sie ab. ja und so wächst Sigrid als ungeliebte Tochter in verschiedenen Heimen und Internaten auf. Keine leichte Kindheit hatte die Kleine und wird mit all der Belastung groß unbd sogar erfolgreich. Erst Jahre später, als ein Brief aus England ankommt, muss sich Sigrid ihrer Vergangenheit stellen. Nicht nur für sich selbst, sondern auch für ihre Tochter Judith. Denn die Mutter- Kind- Beziehung leidet unter der Härte Sigrids, denn sie dürfte nie Wärme und Liebe spüren.
Sigrid hat Mühe ihr eigenes Eis aufzutauen und bekommt die Hilfe ihres Kindermädchens Karola, die die Kindheit immer mit verfolgt hat und später an ihrer Seite zurückkehrte. Sie hilft ihr sich zu erinnern und sich den eigenenen Dämonen zu stellen.
Brigitte Beil schreibt in einem engen aber flüssigen Schreibstil. Es muss hier auch sein, denn man muss der Geschichte folgen können. Informationen sind hier wichtig und helfen dir, das kalte aber aufwärmende Wesen Sigrids zu verstehen. Man kommt leicht durch die Seiten und oftmals ist man geschockt, was das Kind alles erleben musste, wie sie zu der Frau geworden ist, die sie schlussendlich dann wurde.
Die Charaktere sind hier bewusst gezeichnet worden. Hauptmerkmal liegt hier auf Sigrid, Judith und Karola, die hier die Geschichte prägen und Leben einhauchen. Durch diese exakte Zeichnung ihrer Wesen kann dieser Roman erst leben.
Traurig und entmutigend, aber auch voller Zuversicht und äußerst emotional ist dieser gefühlvolle Roman.