Briefe schreiben kann helfen – Love Letters to the Dead

Von Buecherchaos @FranziskaHuhnke

Love Letters to the Dead

Ava Dellaira

cbt, 2015

978-3570163146

17,99 €

Amazon

Es beginnt mit einem Brief. Laurel soll für ihren Englischunterricht an eine verstorbene Persönlichkeit schreiben. Sie wählt Kurt Cobain, den Lieblingssänger ihrer Schwester May, die ebenfalls viel zu früh starb. Aus dem ersten Brief wird eine lange Unterhaltung mit toten Berühmtheiten wie Janis Joplin, Amy Winehouse und Heath Ledger. Denn die Toten verstehen Laurel besser als die Lebenden. Laurel erzählt ihnen von der neuen Schule, ihren neuen Freunden und Sky, ihrer großen Liebe. Doch erst, als sie die Wahrheit über sich und ihre Schwester May offenbart, findet sie den Weg zurück ins Leben und kann einen letzten Brief an May schreiben …

Laurel ist ein Mädchen, dass viele Probleme hat. Scheinbar sind sie einfach da und lassen das Mädchen nicht zur Ruhe kommen. Über allem steht ihre Schwester und ein Vorwurf der Mutter. Kein Wunder, dass Laurel kein typischer Teenager mehr ist.

May lernt der Leser kennen in dem Laurel über sie erzählt und sie Szenen nachempfindet, die wirklich passiert sind. Die Schwestern sind sehr verschiedenen.

Kulisse? Ich finde nicht, dass der Leser wirklich viel über Laurels Welt erfährt. Über ihre Gefühlswelt wissen wir hingegen sehr gut Bescheid. Auch wenn sie erst zögerlich beginnt davon zu “erzählen”. Ihre Umgebung ist dabei nicht ganz so wichtig. Sie geht zur Schule, hat ein Zimmer, einen Freunde – alles fast völlig normal.

Im Moment gibt es sie wie Sand am Meer: Bewältigungsgeschichten. Ein Mädchen oder ein Junge hat etwas schreckliches erlebt und muss darüber hinaus noch älter werden, erwachsener und reifer. Zwei Dinge, die sich nicht widersprechen, aber zusammen schwieriger sind.

Laurel ist so ein Mädchen. Sie trägt eine schreckliche Erinnerung in sich, etwas was ihr passiert ist und eigentlich niemand weiß. Ihre Schwester May war eher der Überflieger, die mit den Freunden, älteren Typen und den hübschen Haaren. Irgendetwas verbindet die Schwestern und durch die Briefe versucht Laurel damit umzugehen und wir Leser müssen lernen mit Laurel umzugehen.

Sie ist keine Briefeschreiberin, die es sofort “kann”. Sie braucht Anlaufzeit. Wem schreibe ich, was? Kann ich meine Gefühle wirklich auf Papier bannen? Als es erst mal gut läuft, ist sie wirklich gut darin, alles in Worte zu verpacken. Aber während der Leser auf das Geheimnis hinarbeiten, macht Laurel viele Abstecher. Sie nennt dieses Ereignis und jenes, sie schwelgt in Erinnerungen oder auch nicht. Dadurch entsteht schnell der Eindruck, dass sie langweilig ist, ihre Geschichte zieht und zieht sich. Dabei ist es, so empfinde ich es jetzt, völlig normal, dass sie ein paar Extrarunden durch ihr Leben dreht in dem ihre Schwester noch lebt.

Beim Leser kann dies aber schnell als Langatmigkeit anerkannt werden. Laurel sieht viel schwarz, redet fast nur über schlechte Gefühle und verfügt über ein Füllhorn voller Teenagerprobleme. Etwas Beschränkung auf zwei, drei wichtige Themen hätte da vielleicht etwas Ruhe hineingebracht und es auch dem Leser leichter gemacht. Der nämlich kann sich leicht denken: “Noch ein Problem? Na klar, wie nervig!”

Einige Briefe sind wunderschön, ruhig und gelassen geschrieben. Diese  Beinhalten auch Momente, die ich mit Klebezetteln markiert habe. Andere Briefe waren Nichtssagend und nur seitenfüllend geschrieben.

Das Cover habe ich schon viele, viele Male gesehen. Ob Blogs, Jahresneuerscheinungen oder Amazon: immer sprang es mich an. Das nenne ich mal ein Zeichen und wollte es dann auch unbedingt lesen. Es gibt nicht oft Bücher, die mich wirklich auf jeder Plattform ansprechen.

Erst war ich begeistert, aber nach längerem Überlegen komme ich zu dem Schluss, dass das Buch so ein Mittelding ist. Es ist schön, still und mutig – aber auch langatmig, schwarz und unwirklich. Es bekommt also eine Zwischenbewertung, weil ich es nicht ganz einordnen kann.

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