Brief an das Leben

Von Psoggy @PSOGde

Hat es das Leben nicht immer gut mit Dir gemeint? Bist Du manchmal wütend auf das Leben? Fühlst Du Dich vom Leben betrogen? Fühlst Du Dich unfair behandelt?

Dann kann das einer der Gründe dafür sein, weshalb Du an einer Angststörung leidest.

Ich möchte Dir die Geschichte von Hannes erzählen, der unglaublich wütend auf das Leben war.

Dann hat er einen Brief an das Leben geschrieben und das Leben hat ihm geantwortet.

Eine wunderbare, eine inspirierende und vor allem eine wahre Geschichte.

Was hältst Du vom Leben, Hannes?

Hannes, einer meiner Klienten litt an einer Mischung aus Angststörung und leichter Depression. Er hatte selten echte Panikattacken. Vielmehr hatte er immer ein unterschwelliges Gefühl der Angst.

Ihm war ständig ein wenig schwindlig, oft erschien ihm alles unwirklich, er war dauernd müde, körperlich und psychisch angespannt und er hatte das Gefühl, er sei nicht er selbst.

Hinzu kam eine große Antriebslosigkeit und nicht selten erschien ihm alles sinnlos. Es gab auch mal etwas bessere Tage, an denen er etwas gegen diesen Zustand tun wollte und an einem dieser Tage hatte er sich für mein persönliches Coaching angemeldet.

Bei unserem zweiten oder dritten Gespräch fragte ich ihn, was er eigentlich vom Leben an sich halte, da ich eine unglaubliche Wut in ihm verspürte.

“Was soll ich schon davon halten?” fragte er resigniert? “Läuft halt momentan nicht so toll!”

“Ja, das ist schon klar”, entgegnete ich. “Versuch mal Deine jetzige Situation außen vor zu lassen. Wie stehst Du zum Leben im Allgemeinen?”

“Naja, ich habe letztens vom Film ‘Das Schicksal ist ein mieser Verräter’ gehört. Keine Ahnung, worum es da genau geht. Aber diesen Satz würde ich so unterschreiben.”

Oha, das ist ja mal ne Einstellung zum Leben, die alles andere als hilfreich ist. Allerdings konnte ich Hannes irgendwie verstehen.

Hannes hat es hart getroffen

Seine Kindheit war nicht besonders schön. Seine Eltern waren ständig unterwegs und deshalb ist mehr oder weniger bei seinen Großeltern aufgewachsen. Seine Oma, an der er sehr hing, ist in relativ jungen Jahren plötzlich verstorben.

Sein Opa kam damit nicht zurecht und fiel in eine tiefe Depression. Hannes war damals 12.

Eine harte Zeit für Hannes, aber er rappelte sich wieder auf, kümmerte sich aber ab diesem Zeitpunkt mehr um seinen Großvater als der um ihn. Mit 19 machte er sein Abitur und fing nach dem Zivildienst an zu studieren, stellte aber fest, dass studieren nicht das richtige für ihn war.

Er machte dann eine Lehre als Bauzeichner und blieb dem Betrieb bis heute erhalten.

Mit Ende zwanzig lernte er seine große Liebe kennen. Die aber verließ ihn wenige Jahre später. Über die Trennung war er zu diesem Zeitpunkt – fast 10 Jahre später – noch nicht hinweg.

Hannes war mittlerweile 42 Jahre alt. Sein Beruf langweilte ihn und er hasste es, abends in sein dunkles Heim zu kommen, wo niemand auf ihn wartete.

Im weiteren Gesprächsverlauf stellte sich heraus, wie groß die Wut auf das Leben tatsächlich ist. Er fing vor Wut an zu weine, als er anfing zu erzählen

“Was habe ich denn getan? Ich habe niemandem etwas Böses getan, war immer nett und freundlich. Und was hat mir das genützt? Was hat mir das alles gebracht? Ich hab einen Job, der mir schon lange keinen Spaß mache und bin alleine. Mir geht es beschissen!”

Wenn man das Leben auf diese Weise betrachtet, kann man nur wütend und verzweifelt werden. Natürlich hat es das Leben mit Hannes nicht immer gut gemeint und es gibt nachvollziehbare Gründe, warum er so wütend ist.

Das Problem dabei aber ist, dass das Leben keine Chance hat, sich von seiner guten Seite zu zeigen. Nicht wenn man dem Leben auf diese Weise begegnet.

Hannes hat die Erfahrung gemacht, dass er keinen Einfluss darauf hatte, wie die Dinge laufen. Er hat nichts getan, was diese Schicksalsschläge gerechtfertigt hätte. Und das gab ihm das Gefühl keinerlei Kontrolle zu haben. Er fühlte sich dem Leben hilflos ausgeliefert.

Und natürlich ist das nicht fair. Wer aber sagt denn, dass das Leben immer fair zu sein hat?

Von einem aber bin ich überzeugt: Das Leben hat auch viel Gutes zu bieten. Man muss nur die Augen aufmachen.

Hannes’ Brief an sein Leben

Ich gab Hannes die Aufgabe, einen Brief an das Leben zu schreiben. Er sollte sich die Zeit bis zum nächsten Coaching dafür nehmen. Hannes war ein wenig skeptisch, aber stimmte schließlich zu.

Ich wartete gespannt auf die nächste Coachingstunde.

Hannes hatte nicht viel zu Papier gebracht. Im Grunde waren es nur 11 Wörter. Doch diese paar Worte sagten alles.

Hallo Leben,

ich habe nur eine Frage an Dich: Warum nur?

Ein kurzer Brief, der Hannes’ Verzweiflung allerdings deutlich zum Ausdruck brachte.

Und das Leben hat geantwortet

Und ich habe stellvertretend für das Leben eine Antwort verfasst.

Lieber Hannes,

vielen Dank für Deine Nachricht. Ich kann verstehen, dass Du mir diese Frage stellst und es ist sehr schwer, diese Frage so zu beantworten, dass sie für einen Menschen zu verstehen ist.

Es leben so viele Menschen auf diesem Planeten und ich versuche insgesamt das Beste für Euch zu machen so gut ich kann und soweit ich darauf einen Einfluss habe. Manches erscheint Euch vollkommen sinnlos. Aber das ist es nicht.

Bitte verstehe, dass ich das große Ganze im Blick habe und das heißt leider manchmal, dass der eine oder andere leiden muss. 

Deine Großmutter musste gehen. Die Gründe dafür kann ich Dir nicht nennen, da diese das Fassungsvermögen der Menschen übersteigen. Nur soviel: Es war nicht sinnlos.

Ich bin aber nicht für alles verantwortlich, denn auch meine Macht ist begrenzt. Jeder einzelne von Euch hat sehr viel mehr Macht über sein Leben als Du im Moment glaubst. 

So war es die Entscheidung Deiner Ex-Freundin sich von Dir zu trennen, weil sie nicht mehr glücklich in Eurer Beziehung war. 

Deine Ex-Freundin war nicht die Richtige für Dich, auch wenn Du das glaubst. Schließlich sollten beide in einer Beziehung glücklich sein. 

Bitte gib Dir nicht die Schuld dafür, dass es nicht geklappt hat. Du kannst nichts dafür.

Die Richtige wartet dort draußen auf Dich und sie ist Dir näher als Du glaubst. Mach nur die Augen auf.

Leider muss jeder Mensch den einen oder anderen Rückschlag hinnehmen und Krisen durchstehen. Das kann ich leider nicht ändern.

Und es tut mir wirklich leid, dass es Dich so hart getroffen hat. Aber wie gesagt: Selbst mein Einfluss ist nur begrenzt, was aber gleichzeitig bedeutet, dass Du vieles selbst in der Hand hast. Es ist Deine Entscheidung, wie Du Dein Leben nun gestaltest.

Lieber Hannes, es tut mir so leid, dass Du leiden musstest und daran trage ich zumindest eine Teilschuld.

Aber wie gesagt: Ich habe es nicht böse gemeint. Ich wollte Dir nicht wehtun.

Bitte verzeih mir und gib mir die Chance, mich von meiner guten Seite zu zeigen. Du wirst es nicht bereuen.

Mit den allerbesten Grüßen.

Das Leben

Natürlich war Hannes zu jedem Zeitpunkt klar, dass ich diesen Brief verfasst habe. Ich war nicht dabei, als Hannes den Brief gelesen hat.

In der kommenden Sitzung hat Hannes mir mit Tränen in den Augen erzählt, wie sehr ihn der Brief berührt hat. “Ich habe fast zwei Stunden geheult wie ein Schlosshund.”

Wie dieser Brief Hannes’ Leben verändert hat

Durch diesen Brief ist es Hannes tatsächlich gelungen, dem Leben zu vergeben, was nicht bedeutet, dass er gutheißen konnte, was geschehen ist. Aber er konnte es akzeptieren und war nicht mehr wütend auf das Leben. Er konnte damit abschließen und loslassen.

Dadurch bekam Hannes eine andere Sichtweise auf das Leben und er fühlte sich nicht mehr so machtlos. Ihm wurde klar, dass es an ihm lag, das beste aus seinem Leben zu machen.

Das Ganze ist über ein Jahr her. Alle ein bis zwei Monate bucht Hannes immer mal wieder eine Coachingstunde. Dort besprechen wir auch über das eine oder andere Problem. Zum Großteil sind diese Gespräche aber einfach eine nette Unterhaltung.

Und ich freue mich jedes Mal darauf, weil es so erstaunlich ist, wie Hannes sich verwandelt hat. Das Leben hat nämlich tatsächlich geantwortet und zwar nicht nur in Form meines Briefes, sondern auch mit Taten.

Hannes wollte zunächst seinen bis dahin ungeliebten Job kündigen. Da er jetzt aber viel besser drauf war, verbesserte sich die Beziehung zu seinen Kollegen erheblich.

Hannes sagte einmal: “Die Arbeit ist immer noch die gleiche und manchmal langweilt mich die Tätigkeit an sich noch immer. Aber es macht einfach Spaß, mit den Leuten zusammenzuarbeiten.”

Und Hannes hat sich wieder verliebt. “Auch wenn Du das natürlich nicht wissen konntest. Aber ich hatte immer im Hinterkopf, dass die Richtige näher ist als ich glaube, wie es im Brief gestanden hat. Ich dachte, es wäre vielleicht ne Kollegin oder die Verkäuferin in der Bäckerei um die Ecke. Und ich hab echt jedes Mal die Augen aufgehalten.”

Getroffen hat er seine neue Liebe dann allerdings im Krankenhaus, als er sich die Mandeln hat entfernen lassen. Sie arbeitet dort als Krankenschwester.

Hannes geht es wieder richtig gut. Auf die Frage, was mit seiner Angststörung und den Depressionen sei, antwortete Hannes einmal mit einem Lachen: “Keine Zeit!”

Und wie sieht das bei Dir aus?

Meiner Erfahrung nach sind meist mehrere Faktoren für das Auftreten einer Angststörung verantwortlich. Bei Hannes war es eben vor allem der Grund, dass er mit seinem Schicksal gehadert hat.

Eine Konfrontation mit der Angst beispielsweise war bei ihm nicht nötig und nicht möglich, da er mehr eine unterschwellige Angst als Panikattacken hatte.

Es gab keine bestimmten Situationen, in denen die Angst verstärkt auftrat. Am schlimmsten war es bei Hannes, wenn er allein zu Hause war.

Und doch bin ich sicher, dass viele von Euch etwas daraus mitnehmen können.

Vielleicht geht es Dir auch so, dass Du dem Leben Vorwürfe machst, dass Du mit dem haderst, was Dir so im Leben widerfahren ist. Vielleicht bist Du ebenfalls wütend auf das Leben oder auch auf andere Menschen. Deine Eltern, Geschwister, Kinder, Freunde, (Ex-)Partner, Kollegen, Vorgesetzte…

Diese Wut tut Dir nicht gut. Und es gibt Mittel und Wege diese Wut aufzulösen.

Was Du für Dich tun kannst…

Ganz ehrlich: Ich weiß nicht, ob wirklich alles im Leben einen Sinn hat. Woher auch?

Vielleicht ist das so, vielleicht nicht. Aber spielt das wirklich eine Rolle? Ist es nicht viel wichtiger, welcher Gedanke Dir gut tut?

Ich jedenfalls möchte daran glauben, dass alles im Leben einen Sinn hat und es hilft mir, auch schwere Zeiten durchzustehen, die zum Leben eines jeden Menschen dazugehören.

Und was ich ganz sicher weiß, ist, dass jeder einen ungeheuren Einfluss darauf hat, was das Leben bringt. Wir können unser Leben nach unseren Wünschen gestalten. Wir haben viel mehr Macht als wir oft denken.

Natürlich liegt nicht alles in unserem Einflussbereich. “Scheisse passiert!” wie man so schön im Volksmund sagt. Aber wir haben auch hier die Möglichkeit, unsere Einstellung zu diesen Dingen – zu vermeintlichen Schicksalsschlägen und Krisen zu verändern.

Und wie?

  • Es kann helfen, wenn wir daran glauben, dass selbst ein Schicksalsschlag, der uns zunächst den Boden unter den Füßen wegzieht, nicht sinnlos ist.
  • Und wir sollten vergeben für das, was uns angetan wurde. Wir sollten verzeihen. Sowohl dem Leben als auch anderen Menschen. Und zwar nicht für die anderen, sondern für uns. Vergebung befreit uns.
  • Außerdem sollten wir versuchen, Ereignisse auf die wir keinen Einfluss haben, zu akzeptieren, auch wenn sie uns nicht gefallen. Wir können sie vielleicht nicht gutheißen, aber wir können sie als gegeben hinnehmen und so aufhören, damit zu hadern. Wir können loslassen.
  • Und wir sollten an uns glauben. Daran, dass wir uns aus dem eigenen Schopf aus dem Sumpf ziehen können. Daran, dass wir Krisen überwinden können.
  • Und wir sollten daran glauben, dass es wieder gut werden kann. Ja, bring dem Leben ein wenig Vertrauen entgegen. Nur so haben wir die Chance, dass es sich von seiner guten Seite zeigen kann.

Und?

Findest Du Dich hier wieder? Wie denkst Du darüber? Was würdest Du dem Leben schreiben? Und was denkst Du würde das Leben antworten?

Lasse uns doch an Deinen Gedanken teilhaben. Nutze dafür die Kommentarfunktion.

Beste Grüße.

Sebastian

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