Bretagne 2014 – Vorbereitung: Strandklamotten-Shopping

In drei Tagen geht es endlich in den Urlaub. Wir freuen uns schon darauf, mal wieder mit unseren Freunden aus Bonn und ihren drei Kindern zu verreisen. Wie schon vor zwei Jahren geht es erneut in die Bretagne.

Diesmal liegt unsere Urlaubsdestination noch weiter westlich – ein kleines Nest namens Esquibien. Die Anreise dauert mit dem Auto knapp 16 Stunden ohne Pause. Dadurch können wir so viel Zeit im Auto verbringen, dass wir am Urlaubsort angekommen, auch wirklich dringend Erholung benötigen. Ein sehr kluger Schachzug von uns, denn die Ausgaben für Benzin, Unterkunft und einen angestrebten Lebensstil, der sich an der Redewendung ‘Leben wie Gott in Frankreich’ orientieren soll, müssen sich ja auch lohnen.

Anreiseroute. Lang.

Anreiseroute. Lang.

 

Vor den Urlaub hat der liebe Gott allerdings das Kaufen von Strandklamotten gesetzt. Habe nämlich heute morgen den Kleiderschrank inspiziert und dabei eigentlich beschlossen, keine neue Kleidung für den Strand kaufen zu müssen. Erklärte der Freundin, so schlimm sähen die alten Shorts noch nicht aus und außerdem kenne mich am Strand ohnehin niemand. Die Freundin gab mir allerdings zu verstehen, dass sie mich kenne und dies sei Grund genug, mir eine neue Strandkollektion zuzulegen. Ein Argument, dem ich mich zur Wahrung des häuslichen vorurläublichen Friedens nicht widersetzen mochte.

Darüber hinaus merkte die Freundin an, sie könne sich auch nicht vorstellen, dass mir die Hosen, die ich vor fünf Jahren gekauft habe, immer noch passten. Eine Aussage, die in ihrer Schonungslosigkeit nur noch von ihrer Wahrhaftigkeit übertroffen wurde. Entsprechend war der Gang ins Bekleidungsgeschäft unvermeidlich.

Betrete daher ein allseits beliebtes schwedisches Modehaus mit dem Ziel, neue Sommerkleidung zu erwerben. Ein Vorhaben, dass von meiner weltfremden Naivität zeugt, denn Ende Juli wird natürlich bereits die Kollektionen für den kommenden Herbst zum Kauf angeboten. Überlege kurz, mir einen modischen Übergangsmantel zuzulegen, verwerfe den Gedanken aber wieder, da er mir für den Strandbesuch eher ungeeignet erscheint.

Finde nach langem und verzweifeltem Suchen schließlich doch einen einsamen Ständer mit kurzen Hosen, die zu Recht ein Dasein als Restpostenware fristen. Um keine Zeit zu verlieren, greife ich mir einige Hosen in verschiedenen Farben, Formen und Größen, die lediglich das Kriterium eines Stretchbundes oder eines hohen Elasthananteils erfüllen müssen.

Begebe mich zu den Umkleidekabinen, wo ich mich zu einigen jungen Männern geselle, die anscheinend von ihren Freundinnen zur Shopping-Begleitung verdonnert wurden. Sie machen den Eindruck, als sei jeglicher Lebensmut aus ihren Körpern gewichen und sie starren nur noch apathisch zu Boden. Tritt die Angebetete aus der Kabine, um ihre ausgewählten Kleidungsstücke stolz zu präsentieren, raffen sie sich nur noch zu einem monotonen Nicken auf, das kaum als enthusiastisch zu bezeichnen ist.

Ich nehme dagegen die Rolle des kritischen Skeptikers ein und gebe den Damen durch missbilligendes Kopfschütteln zu verstehen, dass sie ihre Suche besser noch weiter fortsetzen sollten. Ein Verhalten, das meiner Popularität im Umkleidebereich weder beim männlichen noch beim weiblichen Geschlecht zuträglich ist.

Endlich wird eine Kabine frei und ich probiere die ausgewählten kurzen Beinkleider an. Das unvorteilhaft grelle Licht in der Kabine motiviert mich, den Anprobierprozess erheblich zu beschleunigen. Entscheide mich schnellstmöglich für drei Hosen, die ich am Ständer lediglich noch gegen ein paar Exemplare in einer Nummer größer austauschen muss. Auf dem Weg zur Kasse schnappe ich mir noch drei weiße T-Shirts, die bekanntlicherweise farblich mit allem kombiniert werden können. Nach 90 qualvoll langen Minuten verlasse ich körperlich und mental ausgezehrt den Laden.

Zuhause präsentiere ich meine Hosen, die meinen durch Teig- und Süßwaren geformten Hüften schmeicheln. Zugegebenermaßen sind meine Einkäufe mehr durch meinen Sinn für Pragmatismus denn für Ästhetik charakterisiert. Es ist auch eher unwahrscheinlich, dass meine Auswahl bei ‘Shopping Queen’ Guido Maria Kretschmer auf ungeteilte Zustimmung stoßen würde. Und die hochgezogenen Augenbrauen der Freundin signalisieren ebenfalls, dass sich ihre Begeisterung eher in Grenzen hält.

Erkläre der Freundin, dass doch die ganze Familie von meinen Einkäufen profitiere: Denn wenn ich mich in diesen Klamotten wohlfühle, sei ich im Urlaub schön ausgeglichen und dann für sie und die Kinder viel erträglicher. Eine Kausalkette von fast schon dadaistischer Schlichtheit, der Freundin aber nicht so recht folgen will. Sie murmelt nur in sich hinein, das ich das nächste Mal besser einen Blindenhund mitnehmen solle, der mich bei der Auswahl der Klamotten berät.

Ich beschließe vorzugeben, ihre despektierliche Aussage überhört zu haben. Immerhin habe ich nun den schlimmsten Teil der Urlaubsvorbereitung hinter mich gebracht. Abgesehen vom Packen der Koffer vielleicht. Und vom Kofferraum-Tetris vor der Abfahrt.


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