Bretagne 2014 – 13. Tag: Au revoir!

Das Wetter meint es gut mit uns am letzten Urlaubstag. Es schenkt uns einen fast wolkenlosen Himmel.

Morgenstund. Idyllischer wirds nicht mehr.

Morgenstund. Idyllischer wirds nicht mehr.

Mache mich schweren Herzens das letzte Mal mit dem Rad auf den Weg zum Bäcker. Während ich mir wehmütig den Strand, die Küste und die liebgewonnenen Hügel, Anstiege und Berge beschaue, singt Peter Alexander in meinem Kopf “Sag’ zum Abschied leise Servus!”. Verrückt.

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Vor der Bäckerei halte ich kurz inne und fokussiere mich auf meine finale ‚French Challenge‘. Möchte nicht noch einmal so ein Desaster wie auf dem Postamt erleben.

Doch wieder ist es aus unerklärlichen Gründen ein lateinischer Satz, der mir als erstes in den Sinn kommt: „Si tacuisses, philosophus mansisses.“ Das heißt so viel wie „Wenn du geschwiegen hättest, wärest du Philosoph geblieben.“ Bringt meine ‚French Challenges‘ der letzten zwei Wochen eigentlich ganz gut auf den Punkt.

Jetzt ist aber högschde Konzentration gefordert. Habe mir eine neue Bäckerei ausgesucht, damit die letzte ‚French Challenge‘ eine gewisse Würze bekommt. Außerdem hat der Bonner Freund von dort kürzlich einige ganz vorzügliche Milchbrötchen mitgebracht, die unser Abschiedsfrühstück veredeln sollen.

Bäckereischild. Französisch.

Bäckereischild. Französisch.

Betrete mit sicherem Schritt den Laden. Nachdem ich eloquent mit den üblichen Begrüßungsfloskeln brilliere, bestelle ich souverän die üblichen Baguettes und Croissants. Suche dann in der Auslage nach den ersehnten Milchbrötchen. Sie sind nirgends zu erblicken!

So leicht will ich allerdings nicht aufgeben. Es geht immerhin um die Krönung des letzten Frühstücks auf der Terrasse in der bretonischen Sonne! Und das Verlangen nach den Brötchen ist größer als mein Misstrauen in den eigenen begrenzten französischen Wortschatz.

Da mir die französische Vokabel für Brötchen unbekannt ist, muss ich mir anderes behelfen und sprachlich kreativ werden. Sie ahnen wahrscheinlich Schlimmes. Zu recht!

Mühe mir nach einigem Überlegen folgenden Satz ab: „Ou est le minuscule pains de lait?“ Die Bäckersfrau schaut mich mit großen Augen an. Hoffentlich habe ich nicht versehentlich ein wüstes bretonisches Schimpfwort benutzt.

Bleibe aber am Ball und frage „Minuscule pains?“. Mache dabei kreisende Handbewegungen, um unbeholfen die kleinen Brote zu symbolisieren. Ungünstigerweise halte ich meine Hände auf Brusthöhe der Verkäuferin. Sie denkt vielleicht, ich würde mich über Größe, Form und Beschaffenheit ihres Busens auslassen. Schließe das zumindest aus ihrem sich rot verfärbenden Gesicht.

Bin jedoch nicht aufzuhalten und frage nun: „De lait?“. Führe dabei pantomimische Melkbewegungen durch. Ungeschickterweise diesmal bei mir auf Hüfthöhe. Will mir gar nicht ausmalen, was die anderen Kunden denken, was dieser verrückte zauselige Mann von der armen Verkäuferin möchte und warum er ihr sexuelle Avancen macht. Der Bäcker schaut auch nicht mehr besonders freundlich.

Werfe daher schnell zwei Geldnoten auf die Theke, schnappe mir die Baguettes und Croissants und fliehe mit dem Rad. Von der Angst getrieben, der Bäckermeister könne mich verfolgen, fahre ich so schnell wie noch nie die Hügel zum Ferienhaus hinauf.

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Muss den Rest unserer Feriengesellschaft enttäuschen, dass es keine Milchbrötchen gibt. Aber die Situation am Frühstückstisch wird ohnehin zunehmend prekärer.

Frühstückstisch. Gekennzeichnet durch Urlaubsendekargheit.

Frühstückstisch. Gekennzeichnet durch Urlaubsendekargheit.

Butter wird inzwischen gehandelt wie Gold und darf nur noch von strengen elterlichen Augen beobachtet, hauchzart aufs Baguette aufgetragen werden. Gleichzeitig werden die Kinder genötigt, Wurst in gesundheitlich bedenklichen Mengen zu vertilgen. Außerdem wird der restliche zuckerfreie Naturjoghurt wie schales Bier angeboten.

Die Erwachsenen müssen derweil wieder Unmengen von Kaffee konsumieren. Koffeinfreien Kaffee gestreckt mit ein wenig Espressopulver. Da gestern zu viel Milch nachgekauft wurde, wird er als Milchkaffee serviert.

Dafür hat die Bonner Freundin wieder die vorzüglichen Pancakes gebacken. Das restliche Mehl musste verbraucht werden. Aufgrund des Buttermangels wurden die Pfannkuchen allerdings mit Olivenöl zubereitet. Gibt ihnen eine etwas gewöhnungsbedürftige Note, aber mit ausreichend Ahornsirup, der noch verzehrt werden muss, geht es eigentlich.

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Brechen nach dem Frühstück zum Strand auf, wo wir uns vom Meer verabschieden wollen.

Strand. Sag' zum Abschied leise Servus.

Strand. Sag’ zum Abschied leise Servus.

Nach zwei Wochen Strandleben bin ich übrigens der Meinung, dass sich das Modebewusstsein des bretonischen Mannes nicht sonderlich von meinem unterscheidet. Somit bin ich mit meinen vor dem Urlaub erworbenen Strandshorts, die sich eher durch ihre bequeme Passform als einen modernen Schnitt auszeichnen, nicht negativ aufgefallen. Teile diese Beobachtung stolz der Freundin mit. Diese entgegnet spitz, dass man sich ja nicht unbedingt nach unten am modischen Bodensatz orientieren müsse.

Bevor wir den Strand endgültig verlassen, frönen wir alle noch einmal unseren Lieblingsbeschäftigungen:

  • Dem Baden im Meer (der Sohn)
  • Dem Klettern in den Felsen (die Tochter)
  • Dem Suchen von Muscheln und Steinen (die Freundin)
  • Dem Backen von Sandkuchen (ich)
Sandcrêpes. Mit Erdbeertopping.

Sandcrêpes. Mit Erdbeertopping.

Kurz nach fünfzehn Uhr beginnt direkt hinter unserer Strandmuschel ein Beach-Volleyball-Turnier. Stelle fest, dass neben den austrainierten und gebräunten Figuren der Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Athletik des eigenen vom Urlaubslotter- und –schlemmerleben geschundenen Körpers stark zu wünschen übrig lässt. Um das eigene Körper- und Selbstwertgefühl nicht unnötig zu quälen, dränge ich auf einen schnellen Aufbruch.

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Nach dem Strandbesuch steht das Kofferpacken und Aufräumen des Ferienhauses an. Kann den Sohn nur mit Mühe davon abhalten, alle Steine, die er im Urlaub gesammelt hat, in seinen Rucksack zu packen. Unter Einschalten von UNO-Vermittlern handeln wir aus, dass er einen Stein mitnehmen darf. Es ist selbstverständlich der Größte.

Steingut. Bretonisch.

Steingut. Bretonisch.

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Während ich das Wohnzimmer sauge, führe ich eine sehr aufschlussreiche Unterhaltung mit der dreijährigen Bonnerin.

Die Kleine: „Wo ist meine Mama?“

Ich: „Im Supermarkt. Würstchen und Fleisch für das Grillen heute Abend einkaufen.“

Die Kleine: „Warum ist die im Supermarkt?“

Ich: „Na, um die Würstchen für das Abendessen einzukaufen.“

Die Kleine: „Und was gibt es zum Abendessen?“

Da ich merke, dass wir diese Unterhaltung noch stundenlang weiterführen können, entziehe ich mich der Konversation, indem ich den Staubsauger auf volle Lautstärke stelle. Signalisiere der Kleinen mit Bedauern, dass ich sie gar nicht mehr hören könne.

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Nach dem obligatorischen Abschlussgrillen steht das Finale des Urlaubkniffelns an. Die Würfel sind mir nicht wohl gesonnen (Was heißt eigentlich auf lateinisch: „Die Dreckswürfel sind gefallen.“?).

Erziele in einem Spiel das Rekordminusergebnis von mickrigen 107 Punkten und schaffe es nur mit großer Mühe, die Gesamt-Urlaubskniffelrunde mit ganzen fünf Punkten Vorsprung zu gewinnen (nach mehr als 50 Kniffelrunden). Der Bonner Freund wirft insgesamt 27 Kniffel und erringt damit den Urlaubsrekord in dieser Kategorie. Die Freundin erreicht mit 336 die höchste Punktzahl des Urlaubs. Die Bonner Freundin muss sich mit der Auszeichnung für sechs geworfene Full House in einem Spiel begnügen.

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Genießen zum Abschluss noch einmal den Blick von der Terrasse auf das Meer.

Der Mond. Über Esquibien.

Der Mond. Über Esquibien.

Gute Nacht und au revoir!

Aschiedsfest. Für den Familienbetriebn.

Aschiedsfest. Für den Familienbetriebn.

 


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