Der belgische Reaktor Doel 3 wird nach Medienberichten erst nächste Woche wieder hochgefahren werden. Nachdem am ersten Weihnachtstag ein Leck auftrat wurde kurz darauf auch noch ein defekter Schalter in der Stromversorgung entdeckt.
Landes- und Bundespolitiker ermahnen nun in den Medien ständig die belgische Atomaufsicht und fordern zaghaft die Abschaltung der belgischen Schrottreaktoren. Doch wirklich ernst nehmen kann man diese Forderungen nicht:
Denn aus dem niedersächsischen Lingen wurden und werden weiterhin Brennstäbe an das belgische AKW Doel geliefert! Bundesumweltministerin Hendricks ist oberste Chefin des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) – und laut der aktuellen Liste der Transportgenehmigungen des BfS sind seit 2014 insgesamt 10 Brennelementetransporte nach Doel durchgeführt wurden und weitere 5 sind bis 2017 erlaubt!
Wer alte und störanfällige AKW mit Brennstäben beliefert oder solche Lieferungen genehmigt, macht sich mitschuldig an Pannen und Störanfällen, die unser Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit gefährden.
Aus dem Grund wurde ein offener Brief an Bundesumweltministerin Hendricks und die Landesumweltminister Remmel (NRW) und Wenzel (Niedersachsen) geschickt
Offener Brief
- Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit Dr. Barbara Hendricks
- Niedersächsischer Minister für Umwelt, Energie und Klimaschutz Stefan Wenzel
- Minister für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nord-Rhein-Westfalen Johannes Remmel
Sehr geehrte Frau Hendricks, sehr geehrter Herr Wenzel, sehr geehrter Herr Remmel,
mit großer Sorge nehmen wir die zahlreichen Störfälle in den altersschwachen belgischen AKW in unserer Nachbarschaft wahr. In den Niederlanden und Luxemburg betrachtet man den Betrieb der belgischen AKW kritisch. Auch Sie, Frau Hendricks, Herr Remmel und Herr Wenzel, wissen um die Probleme dieser Reaktoren.
Im europäischen Verbundnetz gibt es eine ausreichende Stromproduktion, so dass ein Blackout in Belgien unwahrscheinlich ist.
Wir nehmen zur Kenntnis, dass Sie zurzeit keine konkreten Maßnahmen ergreifen, um unser Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit gegenüber der belgischen Atomaufsicht und dem Betreiber Electrabel durchzusetzen.
Wir wissen, dass die belgischen Schrott-Reaktoren mit deutscher Unterstützung betrieben werden:
So wurde das belgische AKW Doel seit 2014 bereits 10 mal von der Brennelementefabrik im niedersächsischen Lingen mit Brennstäben versorgt. Bis Januar 2017 sind weitere fünf Transporte von Brennelementen aus Lingen nach Doel durch das Bundesamt für Strahlenschutz genehmigt. Damit ermöglicht eine deutsche Atomanlage mit dem Wissen und der Genehmigung Ihrer Behörde, Frau Hendricks, den gefährlichen Weiterbetrieb des AKW Doel!
Wir fordern Sie als zuständige Bundes- und Landesminister deshalb auf, unverzüglich:
- der Brennelementefabrik Lingen die Genehmigung zur Lieferung weiterer Brennstäbe an belgische Atomkraftwerke zu entziehen.
- der Brennelementefabrik Lingen die Betriebsgenehmigung zu entziehen, damit diese nicht weiter den Betrieb von AKW im In- und Ausland ermöglicht.
- die belgische Atomaufsicht zur sofortigen Stilllegung der AKW Doel 3 und Tihange 2 aufzufordern.
- weitere Schutzmaßnahmen für die Bevölkerung zu ergreifen und ALLE Rechnungen Electrabel in Rechnung zu stellen.
- mit RegierungsvertreterInnen der Niederlande und Luxemburg Kontakt aufzunehmen und gemeinsam eine sofortige Stilllegung der belgischen AKW einzufordern.
- Gespräche mit niederländischen und belgischen Behörden/ Ministerien führen, um eine Versorgung der belgischen Stromkunden sicherzustellen und die belgischen AKW zum Schutz der Bevölkerung aller Länder stillzulegen.
Sollten wir von Brennelemente-Transporten aus Lingen nach Doel erfahren, werden wir diese mit kreativen Protesten begleiten und uns für unser Recht auf körperliche Unversehrtheit ein- bzw. hinsetzen! Wir werden nicht akzeptieren, dass Electrabel uns dieses Recht mit Unterstützung der Lingener Brennelementefabrik und Ihrer Behörde, Frau Hendricks, nimmt!
Wir bitten Sie um zügige Antwort mit entsprechender Erläuterung zur Umsetzung unserer Forderungen (wie, wann, auf welchem Weg, mit wem).
Wir sind auf die Antwort sehr gespannt…
Wir empfehlen, dass auch Ihr direkt auf diese und andere verantwortlichen Politiker zu geht und auf die Thematik direkt ansprecht und Konsequenzen einfordert!