Eine Anhörung vor Gericht bereitete dem antimuslimischen Massenmörder die Bühne und die mediale Aufmerkamkeit, die er mit seinen Taten anstrebte
Anders Breivik hatte schon vorgeführt, was er von großen Gesten hält. Um bekannt zu werden, hat er letzten Sommer ein blutiges Fanal mit einem Sprengstoffanschlag und dem Massenmord von zumeist Jugendlichen gesetzt. Breivik wollte damit sich an die Spitze einer antimuslimischen und kulturnationalistischen Bewegung setzen, die wieder in den Kreuzzug eintritt und neben den Muslimen die Linken, Liberalen und Toleranten vertreibt oder nach seinem Vorbild exekutiert.
Bislang hat man in Norwegen versucht, dem Mann möglichst keine Bühne zu bieten. Mit dem ersten Erscheinen vor dem Gericht lässt sich das nicht mehr durchhalten. Breivik lächelte, als er den Gerichtssaal betrat und hob für seine Genossen im antimuslimischen Kampf zum Gruß, aber wahrscheinlich auch triumphierend und provozierend seine Hände in den Handschellen hoch. Schließlich hat er nun erreicht, was er wollte: die große Bühne und die Medienaufmerksamkeit, um seine blutige Botschaft zu legitimieren und zu verbreiten. Nach seinem Verteidiger Geir Lippestad war die Geste als Zeichen für die rechten Extremisten gedacht. Aber er genoss auch die Gier der Reporter und Journalisten, die er benötigt, um den Profit aus seiner Tat zu ziehen und Propaganda zu betreiben. Wenn der Prozess Mitte April beginnt, wird Breivik noch mehr Gelegenheit erhalten, sich als Heilsbringer zu inszenieren.