Pressekonferenz zur Vorstellung des Grünstrom-Markt-Modells
Die Energiewende ist in einer Sackgasse angekommen. Der jährliche Anteil an Strom aus erneuerbaren Energien steigt an auf mittlerweile ca. 27%. Es kommt immer mehr Stromerzeugung aus Wind- und Solarenergie hinzu – bei PV inzwischen mit nur geringem Wachstum. Doch was kommt davon beim Kunden an? Das wird in der Regel nicht mehr als derDurchschnitt im deutschen Stromnetz sein.
Und was bieten Ökostromversorger an oder welchen Strom liefern diese? Der Strom von Anbietern von Ökostrom stammt heute zum überwiegenden Teil von Laufwasserkraftwerken und/ oder aus Skandinavien.
Aber was passiert denn mit dem Strom aus den vielen Wind- und Solaranlagen? Strom aus Anlagen, die Vergütung nach EEG erhalten, wird fast ausschließlich an der Strombörse verkauft. Damit verliert der Strom seine nachvollziehbare Herkunft und geht im allgemeinen Strommixes unter. Man bezeichnet den Strom dann als Graustrom, was vorher noch Grünstrom war.
Energiewende muss beim Kunden ankommen
So funktioniert das Grünstrom-Markt-Modell, Bildnachweis: Greenpeace Energy eG
Es fehlt also der Schritt zum Kunden. Verbraucher, private wie gewerbliche, wollen häufig wissen woher der (Öko-) Strom stammt. In einer repräsentativen Umfrage von Emnid im Auftrag von Greenpeace Energy kam heraus, dass 68 Prozent der Verbraucher ihr Vertrauen in die Energiewende gestärkt sehen würden, wenn sie sicher wüssten, woher der Ökostrom ihres Anbieters stammt. Auch interessant ist, dass 60 Prozent der Befragten mit dem eigenen Stromtarif Erneuerbare-Energien in der Region fördern wollen. Diese Aussagen zeigen was momentan fehlt, um die Akzeptanz und Identifikation mit der Energiewende zu stärken.
Das fehlende Verbindungsglied zum Verbraucher könnte das Grünstrom-Markt Modell sein, das heute in der Bundespressekonferenz, zeitgleich zur Sonnenfinsternis, unter großem Interesse vorgestellt wurde. Es ist kostenneutral für Verbraucher und Anlagenbetreiber, sorgt aber für direkte Lieferbeziehungen zwischen Ökostrom-Anlagen, Versorgern, und Kunden. Der Umweg über die Strombörse entfällt bei dieser Stromvermarktung. So können Verbraucher klar erkennen, dass sie mit echtem Grünstrom aus konkreten Anlagen beliefert werden.
Breite Unterstützung für das Grünstrom-Markt-Modell
Die Unterstützung für das Grünstrom-Markt-Modell ist inzwischen deutlich angewachsen. Rund 30 Unternehmen und Verbände unterstützen das Modell genauso wie Bundestagsabgeordnete aus allen Fraktionen.
Unterstützung gibt es auch von Seiten der Unternehmen, in Person vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK). Momenat mal, das waren doch die, die sich sonst lautstark gegen die Energiewende geäußert haben. Ja, aber es werden nicht nur Probleme gesehen, denn ein Fünftel der Unternehmen bezieht heute bereits Ökostrom und stellt die gleichen Anforderungen wie private Verbraucher. Daher fordert der DIHK gemeinsam mit den Energieversorgern eine schnelle Einführung einer alternativen Ökostromvermarktung.
Ein wichtiger Faktor für Unternehmen ist die Versorgungssicherheit. Auch hierzu kann das Grünstrom-Markt-Modell beitragen. Es setzt finanzielle Anreize Nachfrage und Erzeugung besser aufeinander abzustimmen. Gleichzeitig müssen flexible Alternativen bereit gehalten werden, um weiter eine sichere Versorgung gewährleisten zu können.
Bürgerenergie wird zum gefragten Akteur auf dem Strommarkt
Das Grünstrom-Markt-Modell schafft neue Chancen für die Akteure der Bürgerenergie. Energiegenossenschaften können sich weiter entwickeln vom reinen Aufbau von Erzeugungskapazitäten hin zu Partnern für Händler und Versorger. Es können regionale Stromversorgungskonzepte entstehen, die auf Bürgerenergie-Anlagen basieren. So kann das Vertrauen in die Energiewende gestärkt werden und wieder wachsen.
Grünstrom-Markt-Modell eröffnet neue Wege für Stromprodukte
Es ist heute schwer vorstellbar, aber ich glaube da können sich tolle Stromprodukte ergeben. Stadtwerke könnten mit Bürgerenergiegenossenschaften kooperieren für regionale Stromprodukte. Ökostromanbieter können echten Ökostrom aus Sonnen- und Windenergie aus verschiedenen Regionen anbieten und sich mit dem zugesicherten Anteil an Ökostrom gegenseitig überbieten. Es ergeben sich bestimmt auch neue Chancen für Blockheizkraftwerke als flexible Ergänzung von Sonnen- und Windenergie. Vielleicht wird es auch nur reine Wind- oder Sonnenenergie-Angebote geben.
Was meint Ihr, welche Chancen hat das Grünstrom-Markt-Modell und welche neuen Stromangebote wird es geben?
Live-Interview im Hangout zur Sonnenfinsternis
Anlässlich der heutigen Sonnenfinsternis und der Auswirkung auf das Stromnetz hatten die Energieblogger Thorsten Zoerner und Björn-Lars Kuhn zu einem Hangout-on-Air eingeladen, eine Live-Berichterstattung. Mein Beitrag war quasi als Hauptstadtkorrespondent von der Pressekonferenz zum Grünstrom-Markt-Modell zu berichten und Interviewpartner Daniel Hölder, der das Modell mit entwickelt hat, in die Übertragung einzubringen.
Mein erster Einsatz in der Übertragung ist nach genau 2 Stunden zu finden.
Zur #NetzSofi @DHoelder vor dem MIC des Hauptstadtkorrespondenten von @energynet zum #GMM https://t.co/xf2SPsLS30 #strommarkt
— Thorsten Zoerner (@zoernert) March 20, 2015
Weitere Beiträge zum Thema Grünstrom-Markt-Modell
- Podcast 43 über das Grünstrom-Marktmodell
- Modell für Direktvermarktung von Ökostrom vom Erzeuger bis zum Verbraucher
Über Andreas Kühl
Energieblogger aus Leidenschaft mit großem Faible vor allem für effiziente Energienutzung im Strom- und Wärmebereich. Aber auch die kostenlose Energie, die uns die Natur zur Verfügung stellt ist faszinierend und Herausforderung zugleich.