Eine Dystopie aus dem Hause dtv ganz nach meinem Geschmack! Schon allein die Grundthematik - der Kampf um Ressourcen und der Schutz der Umwelt - kommt meinem persönlichen Interesse sehr entgegen. Ergänzt wird dies durch eine starke Umsetzung dank dem tollen intensiven Stil der Autorin, der für mich sowohl wohlschmeckende Vorzüglichkeit als auch notwendige Dringlichkeit miteinander verknüpft.
Sarah Crossan: Breathe – Gefangen unter Glas
Atme mit Bedacht, denn die Luft wird dünn!
Sie wurden in eine Welt hineingeboren, in der Sauerstoff keine Selbstverständlichkeit, sondern eine kostbare Rarität ist. Das Monopol um diese lebenswichtige Ressource spaltet die Bevölkerung in der Kuppel – eine Glasglocke, die vor dem tödlichen sauerstoffarmen Raum außerhalb abschirmt – in eine Zweiklassengesellschaft. Diese bittere Erfahrung müssen auch die besten Freunde Bea, eine Second, und Quinn, ein privilegierter Premium, sowie die Rebellin Alina machen. Unter gewöhnlichen Umständen hätten die drei Teenager nie zusammengefunden. Doch in ihrer Welt ist rein gar nichts gewöhnlich. Daher besteht ihre minimale Chance im Kampf um Gerechtigkeit und das Überleben nur darin, sich gemeinsam der unfassbaren Wahrheit und der unausweichlichen Schlacht gegen die Regierung zu stellen. Doch haben sie tatsächlich den längeren Atem?
Breathe – Gefangen unter Glas ist für eine Dystopie, die bewegt, mitfiebern sowie die Luft anhalten lässt und uns einen gesellschaftskritischen Spiegel vor Augen führt. In Zeiten, in denen der Mensch den Planeten Erde durch Raubbau der Ressourcen ausbeutet, scheint das Horrorszenario von Breathegar nicht allzu abstrus zu sein.
Sarah Crossan gelingt mit diesem Jugendbuch der glanzvolle Auftakt einer Buchreihe, in der die Menschen bereits in den Kampf ums Überleben hineingeboren werden. Der Wettlauf um die einstige Banalität „Sauerstoff“ wird tödlicher Ernst. Eine unglaubliche Vorstellung, die durch große Ausdruckskraft, viel Liebe zum Detail und entsprechender Action vor dem geistigen Auge Gestalt annimmt.Die drei Protagonisten – Bea, Quinn und Alina – repräsentieren die Generation an willensstarken, zu allem entschlossenen Bürgern, welche die Vormachtstellung der Regierung in Gefahr bringen könnten. Trotz ihres jungen Alters zeichnen sich die drei durch Reife und Disziplin, Loyalität und Biss aus. Charakterstärken, die ihnen zum einen abverlangt werden, mit denen sie zum anderen ihre Ohnmacht gegenüber dem System kaschieren müssen.
Die von der Autorin geschaffene Welt reflektiert famos ausgearbeitet die beiden Kontraste des Lebens: auf der einen Seite das blühende, obgleich korrupte und auf Scheinheiligkeiten basierende Sein unter der Kuppel; auf der anderen Seite die todgeweihte Trostlosigkeit, in welcher Mut (zur Verzweiflung), Wille und Freundschaft zählen.
Mich hat dieses Buch von A bis Z in Atem gehalten, was dem einwandfreien Zusammenspiel verschiedenster Komponenten zuzuschreiben ist. Zum Ersten der temporeiche, ausdrucksstarke und zugleich jugendlich frische Erzählstil der Sarah Crossan. Die Geschichte im steten Wechsel aus den verschiedenen Perspektiven der Hauptfiguren wiederzugeben, ist ein kluger Schachzug, der dem Buch Dynamik und Explosivität verleiht. Ferner unterstreichen das breit gestreute Spektrum an Persönlichkeiten und Bestrebungen den sich zuspitzenden Spannungsbogen.Des Weiteren sorgen eine filigran ausgestaltete Kulisse sowie eine stets mitschwingende Ungewissheit und Überraschungsmomente, die erschüttern, aber auch zu Herzen gehen, für das besondere Lesevergnügen.
Atemberaubende Dramaturgie, echte Gefühle und knallharte Konfrontation stützen diesen Endzeit-Roman ebenso wie Einfallsreichtum, Gesellschaftskritik zwischen den Zeilen und Figuren, die über sich hinaus wachsen. Ein stimmiges Gesamtpaket, das auf dem Silbertablett seinen Sprung in unsere Bücherregale schafft. Ohne mit dem erhobenen Finger zu belehren, appelliert Sarah Crossan dennoch an Verstand und Herz.
Eine großartige Mischung an schneidender Brisanz, tiefer Menschlichkeit und mustergültiger Tonalität.
F★ZIT: Mitreißend. Fundiert. Elektrisierend.