Ein paar Gedanken darüber, wie’s weiter gehen soll.
Liebe Leute. Ich befinde mich zur Zeit ein bisschen in einem Konflikt. In ein paar Wochen erscheint mein Roman. Ein Ereignis, auf das ich nun schon lange hin fiebere, und für das ich viel gearbeitet habe. Ich freue mich wahnsinnig, auch, weil die Reaktionen bisher schon so toll und so positiv sind.
Das Buch hat aber auch viel mit dem zu tun, was hier immer passiert – die Geschichte erzählt unter anderem eben auch vom Deplaziertsein, vom Balanceakt des Lebens zwischen vielen Welten und von Alltagsrassismus. Vieles, was ich hier über die Jahre schon in anderen Zusammenhängen geschrieben habe, Geschichten, Reisen, Begegnungen, die ich das Glück hatte, erleben zu dürfen, werden grad plötzlich wieder Thema. Das fühlt sich komisch an. Weil es Dinge sind, die eigentlich immer hierher gehörten, in diesen Blog, mein kleines Spielzimmer.
Ich möchte aber dieses Spielzimmer auch nicht verkommen lassen und nun nur noch ausschließlich dem widmen, was um den Roman passiert. Gleichzeitig gerät viel von meinem politischen Engagement und all dem, was hier sonst so stattfindet, im Moment stark in den Hintergrund. Worüber also schreibe ich hier jetzt …?
Der Blog ist für mich immer ein Ort gewesen, wo ich ausleben konnte, was ich in meiner täglichen Arbeit-Arbeit (Literatur übersetzen, lektorieren und vermitteln) keinen Platz hatte. Ich hatte diesen Ort einfach nur für mich besetzt, hab ausprobiert, was nur mir Spaß macht. Dass da nun seit dem Beginn im Jahr 2010 (krass…) schon so viele tolle Sachen passiert sind mit diesem Spielzimmer, hat mich immer motiviert, weiter zu machen, denn offenbar gibt es immer mehr Menschen, die mit meiner Sicht auf die Welt etwas anfangen können. Nun verquicken sich aber plötzlich diese meine beiden Welten – Literatur und all Things Arabistan. Ich suche noch nach der Balance, die für mich funktioniert, und eine Möglichkeit, diesen Ort hier in seinem ursprünglichen Geist weiter zu führen. Denn machen wir uns nichts vor, gerade im Moment gibt es mehr Themen denn je, über die man reden kann, ja, muss; weil sie angekommen sind in unserem Vorgarten.
Bis ich das für mich selbst geklärt habe, mache ich hier mal eine bewusste Zäsur und eine kleine Atempause. Ich freue mich, wenn ihr mir trotzdem die Treue haltet und ab und an mal vorbei schaut. Ich komme auf jeden Fall zurück, aber vielleicht erst in ein paar Wochen …
Bis dahin könnt ihr euch ein bisschen mit mir freuen – am Donnerstag gab es eine fulminante Vorab-Premiere von “Weil wir längst woanders sind” beim wundervollen Ham.Lit Festival, gelesen vor einem picke-packe-vollen Saal und mich sehr gefreut, dass es den Leuten wohl gefallen hat …
Ham.Lit2016