Breaking the Silence: Wenn das Gewissen spricht

Israelische Soldaten sprechen über die Besatzung

“Seit über 45 Jahren gehören israelische Soldatinnen und Soldaten zum Stadtbild von Hebron und anderen palästinensischen Städten. Sie patrouillieren nachts durch die Gassen, setzen Ausgangssperren durch, dringen in private Häuser ein. Sie sehen viel, doch zurück zu Hause sprechen die jungen Menschen wenig über ihre Erfahrungen. Denn die Mehrheit der israelischen Bevölkerung möchte nicht so genau wissen, wie der Alltag einer lang anhaltenden Besatzung der palästinensischen Gebiete aussieht, wie sich militärische Angriffe und Straßensperren auf die Zivilbevölkerung auswirken. Auch möchte man nicht sehen, was die eigene Armee dort wirklich tut.

Hier beginnt die Arbeit von Breaking the Silence. Der Name ist Programm: Breaking the Silence ist eine Organisation israelischer Reservisten, die als Soldaten die Besatzungsrealitäten – von struktureller Repression über die stille Kooperation mit extremistischen jüdischen Siedlerinnen und Siedlern bis hin zu alltäglichen Schikanen – erlebt haben und das Schweigen darüber in der israelischen Gesellschaft brechen möchten. Die alltäglichen Erniedrigungen in den palästinensischen Gebieten sollen öffentlich gemacht und die israelische Gesellschaft soll aufgerüttelt werden.

Auf diesen Zeugnissen basiert der eben auf Deutsch erschienene Bericht “Breaking the Silence. Israelische Soldaten berichten von ihrem Einsatz in den besetzten Gebieten”. Die Ergebnisse sind bedrückend, so das angesehene literarisch-intellektuelle US-Magazin „New York Review of Books“ in einer ausführlichen Besprechung. Breaking the Silence sei „eins der bedeutendsten Bücher über Israel / Palästina in dieser Generation“. Es setze die Puzzleteile des Besatzungsalltags akribisch zusammen, so Rezensent David Shulman, und am Ende entstehe ein Gesamtbild, das die Raison d’Être der Besatzung offenlege: die Verdrängung der Palästinenser und die gleichzeitige Besitznahme von immer mehr Land. Ins selbe Horn bläst die Publizistin Ilana Hammerman in Israels Qualitätszeitung Haaretz: Die im Bericht minutiös dokumentierte grausame Willkür einzelner Soldaten sei nicht der Verrücktheit Einzelner geschuldet. Vielmehr stecke dahinter ein logisches System, so Hammerman; der Bericht demonstriere „die Reichweite der militärischen Kontrolle über die besetzten Gebiete, die wie das gigantische Siedlungsprojekt darauf abzielt, nicht die Bürger des souveränen Staats Israel zu verteidigen, sondern die zivile, politische und wirtschaftliche Kontrolle [über die Palästinenser] zu vertiefen…“

Quelle und gesamter Text: http://www.medico.de/themen/menschenrechte/nahost/dokumente/breaking-the-silence/4283/



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