Inhalt:
Satine wächst wohlbehütet in einer reichen Familie in Rio de Janeiro auf und könnte eigentlich glücklich mit ihrem Leben sein. Doch die junge Brasilianerin ist es nicht. Sie ist nie über den Tod ihres Vaters hinweggekommen, hat die Schule abgebrochen und treibt sich im Underground herum. Dabei ertränkt sie jedes Gefühl in Alkohol, raucht, schnüffelt Deo und verletzt sich selbst. Als sie in São Paulo Riki kennenlernt und sich in ihn verliebt, ist ihre Welt plötzlich noch chaotischer als davor …
Figuren:
Satine ist eine sehr schwierige Protagonistin. Sie hat viel Schlimmes erlebt und tut sich selbst nicht weniger Schlimmes an. Sie hat einen enormen Selbsthass und einen seltsamen Blick auf die Realität. In diesem Buch erhält man tiefe Einblicke in ihre Gedanken, ja sogar ihre ganze Psyche. Als Leser kann man sich gut in sie hineinversetzen und ihre Entscheidungen erscheinen einem zwar häufig unvernünftig, aber durchaus nachvollziehbar.
Immer wieder, wenn etwas passiert ist und es sie aus der Bahn geworfen hat, litt ich mit ihr. Das Buch ist so eindringlich und in gewisser Weise berührend, dass man nicht anders kann, als diesem Mädchen helfen zu wollen. Vermutlich ist Satines Figur auch deswegen so authentisch, weil dieser Roman zum Teil autobiografisch ist. Die Autorin Mayra Dias Gomes hat diesen Roman im Alter von 16 Jahren geschrieben und (leider) ist die Handlung in diesem Buch nicht nur reine Fantasie.
Stil und Sprache:
Vor allem in der ersten Hälfe des Buches gibt es auffällig wenig Dialoge, dafür aber umso mehr innere Handlung. Und auch hier hat man wieder das Gefühl, Mayra Dias Gomes erzählt mit Satines Geschichte einen Teil ihrer eigenen. Es wird so viel auf Satines Gedanken und Emotionen eingegangen, dass alles andere in den Hintergrund rückt. Die Sprache selbst ist sehr metaphorisch und stellenweise mit ihren philosophischen Gedanken für ein Jugendbuch relativ anspruchsvoll.
Bisher hatte ich noch kein Buch gelesen, dass aus dem brasilianischen Portugiesisch übersetzt worden ist, aber bei diesem Roman ist die Übertragung ins Deutsche so gelungen, dass es genauso gut die Originalausgabe sein könnte.
Handlung/Idee:
Am Anfang musste ich erst in das Buch „reinkommen“. Ich musste mich an Satine, ihren Charakter, aber auch den Schreibstil gewöhnen. Doch nachdem ich das nach wenigen Kapiteln geschafft hatte, konnte ich mich voll und ganz auf die Handlung konzentrieren. Wie bereits oben angemerkt „passiert“ in dem Sinn nicht viel. Es gibt vor allem bestimmte Momente, die in Satine wieder etwas auslösen und zu ganzen Gedankenkarussells führen. Aber dass es sich in „Brazilian Underground“ mehr um düstere Gedanken und eine schwierige Protagonistin dreht, lässt ja auch schon das Cover vermuten.
Fazit:
Die beeindruckende Geschichte einer jungen Frau auf dem Weg zum Erwachsenwerden. Erschreckend realistisch und außergewöhnlich erzählt. Insgesamt ein besonderer, aber auch sehr ernster Jugendroman, den ich allen ab 15 Jahren empfehlen kann.
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