Ende letzter Woche hatte ich einen Termin in einem Brautmodengeschäft. Ich wählte diesen Zeitpunkt, weil viele Brautkleider momentan erheblich (manche gar bis 50%) reduziert sind. Es muss Platz für die neue Kollektion geschaffen werden. Mein Plan war, dass ich mir vorerst einen Überblick über das Angebot verschaffe, denn mit Brautkleidern kannte ich mich nun wahrlich nicht aus. Erst einmal wollte ich herausfinden, welcher Schnitt und welche Form zu mir passen und wenn ich dabei unverhofft ein Schnäppchen ergattern würde, umso besser.
Zur Verstärkung und Beratung holte ich meine Freundin am Freitagnachmittag ab, um geradewegs in die Stadt zu düsen. Im Brautmodegeschäft wurden wir sehr freundlich empfangen und ich wurde sogleich nach meinen Wünschen befragt. Ehrlich gesagt hatte ich keine besonderen Vorstellungen, darum nahm ich ein herumliegendes Prospekt zur Hand und zeigte auf ein paar Modelle, die ich optisch ansprechend fand. Auf den Bildern sahen sie super aus, aber ob sie auch mir stehen würden, sollte sich noch herausstellen. Zunächst musste ich mich entscheiden: Klassische A-Line oder doch besser Empirestil? Schulterfrei, mit Trägern oder gar ein Neckholder? Reißverschluss, Knopfleiste oder Schnürung? Letztlich folgte die wohl wichtigste Frage, nämlich die nach meinem Budget. Veranschlagt hatte ich, vom Ausverkauf ausgehend, 600,- Euro, doch schnell merkte ich, dass ich mit dieser Summe nicht weit kommen würde, wenn ich etwas qualitativ Hochwertiges haben wollte.
Während sich die Verkäuferin nach meinen Angaben auf die Suche nach passenden Kleidern begab, stiegen leise Zweifel in mir empor, ob mir so ein Brautkleid überhaupt passen würde. Ich bin groß, habe lange Beine und Arme und eine normale Statur; Hosen, die kürzer als 34 Inch sind, hören knapp über meinen Knöcheln auf und ich trage Schuhgröße 41. Was, wenn sämtliche Brautkleider auf kleine Frauen zugeschnitten sind und sie mir allesamt zu kurz wären? Nachdem mir in das erste Kleid hineingeholfen wurde und ich mich außerhalb der Umkleidekabine in einem großen Spiegel betrachtete, zerfielen diese Zweifel jedoch in Sekundenschnelle. Mit Verlaub, ein Hochzeitskleid schmeichelt der Figur enorm. Es unterstreicht die weiblichen Rundungen, bringt vorteilhafte Stellen zur Geltung und quetscht andere (nicht ganz so vorteilhafte) Stellen einfach weg. Es ist ein erhabenes Gefühl, ja fast schon wie ein Rausch, auch nur einen Moment in einem Brautkleid verbringen zu dürfen und ich war infiziert: Ich wollte mehr mehr. Mehr Brautkleider anziehen, bis ich das Kleid der Kleider gefunden hatte.
Bild: Sylwia Schreck / pixelio.de
Das erste Hochzeitskleid, das ich in meinem Leben trug, war schneeweiß mit Glitzerapplikation unter der Brust, tailliert und mit einem weitschwingenden Unterteil ausgestattet. Mit den nächsten Modellen näherten wir uns stetig meiner Wunschvorstellung, wenn ich so etwas überhaupt hatte. Aber es bedurfte noch ein champagnerfarbenes, schlichtes Kleid im Empire-Stil mit Neckholder und ein klassisches Kleid der A-Linie mit rosa bestickter Corsage und Schleppe bis ich das erste Kleid anprobierte, das ein Strahlen in mein Gesicht zauberte. Es war wunderschön geschnitten, hatte eine kleine Blütenstickerei auf der linken Dekolletéseite, deren Mitte aus kleinen Rubinen bestand, deren Muster sich auf der traumhaften Schleppe wiederfand. Fast war ich mir sicher, dass dieses Brautkleid mein Brautkleid wird, als mir die Verkäuferin ein weiteres Brautkleid ans Herz legte. In dieses schlüpfte ich auch brav und es passte perfekt, wie angegossen.
Plötzlich war ich verunsichert – für welches Brautkleid sollte ich mich entscheiden? Ich war hin- und hergerissen, zog beide Kleider noch ein zweites Mal an, nur um endgültig sicher zu sein. Bei der zweiten Anprobe hatte ich zumindest schon einmal eine Tendenz, welches Brautkleid das meine werden sollte. Doch da mein Kopf so voller Informationen und ich emotional sehr aufgewühlt war, wollte ich nochmal eine Nacht über diese Entscheidung schlafen. Am nächsten Tag sagte ich dem Hasen, dass ich mich für das letzte Brautkleid, das ich trug, entschieden hätte und da wir ohnehin auf dem Weg in die Stadt waren, schnurrte ich in das Brautmodengeschäft und machte meine Entscheidung dingfest. Das Kleid probierte ich noch einmal an, nur um mir wirklich ganz sicher zu sein, und genau wie am Tag zuvor war ich schlichtweg hingerissen und verzaubert.
An dieser Stelle möchte und werde ich nicht viel mehr über mein Brautkleid berichten, denn für den Hasen soll die Wahl des Brautkleides eine absolute Überraschung sein und auch bleiben. Nun hatte ich also viel eher ein Brautkleid gekauft, als ich je geahnt hätte und damit zeitgleich das wichtigste, aufregendste und schönste Kleidungsstück der ganzen Hochzeit erworben.
Alles, was nun noch an Accessoires folgen wird, werde ich auf dieses eine Brautkleid abstimmen. Hach, das wird nochmal aufregend! Der Kauf so vieler schöner Dinge liegt noch vor mir: Blumenhaarschmuck, Dessous von Axami und Brautschuhe von Rainbow Club sind erst der Anfang. Allein bei diesen drei Sachen ist das Angebot gigantisch und meine Entscheidungskraft wird noch häufig auf eine harte Probe gestellt werden.