Brauchen wir Milch für gesunde Knochen?

Ein häufiges und gerne benutztes Argument gegen die Paleo Ernährung:

“Ohne Milchprodukte kann man doch unmöglich seinen Calcium-Bedarf decken! Da bekommt man doch Osteoporose!”

Dieses “Argument” zeigt mir zwei Dinge auf:

1. Wer es benutzt, denkt nicht gut nach, bevor er redet oder ist (häufigster Fall)

2. Durch die Gehirnwäsche unserer Medien mit falschen Informationen fehlgeleitet

Die Lobby hilft nach

Wir erinnern uns alle an die Milchwerbung mit dem Fußball-jonglierenden Kind vor der Sportschau mit “CMA – Bestes vom Bauern”. So werden wir von Klein auf erzogen, dass Milch nötig ist, um gesund zu sein.

(Millionen Deutsche, die auf Milchprodukte verzichten sowie geschätzte 1-2 Mrd. Asiaten zeigen, dass dem nicht so ist.)milch vom bauern

Trotzdem glauben die meisten Deutschen es, weil die Agrarindustrie und die Medien, die hier zusammenarbeiten, beste Lobby-Arbeit geleistet haben. Man unterschätzt häufig, wie mächtig auch die Agrarlobby in Deutschland ist und, um den Umsatz zu steigern, uns mit falschen Gesundheitstipps (in Zusammenarbeit mit der DGE) versorgt: Mehrmals täglich Getreide- und Milchprodukte sind hier nur ein Teil davon.

Der kritische Paleoaner und gesunde Menschenverstand fragt sich: “Mehrmals täglich Getreide- und Milchprodukte? Wieviel Platz ist dann noch für Obst und Gemüse auf unserem Teller?” Und er hat damit recht.

Milchprodukte machen evolutionstechnisch keinen Sinn

Der Mensch hat sich im Laufe der Jahrmillionen an seine natürliche Umgebung angepasst. Erst vor 10.000 Jahren begann er, Vieh zu halten und zu melken und damit Milchprodukte zu sich zu nehmen. Millionen Jahre ist er ohne Milchprodukte ausgekommen und hat sich sehr guter Gesundheit erfreut. Unsere steinzeitlichen Vorfahren hatten sogar eine höhere Knochenmasse, eine höhere Calcium-Aufnahme über die Nahrung und weniger Osteoporose als der Mensch im 20. Jahrhundert. [1] Wäre unser Körper auf Milch angewiesen, würden wir Menschen heute so nicht existieren. Milch ist also nicht notwendig in unserer Ernährung und unser Calcium-Bedarf lässt sich auch anderweitig decken, unsere Vorfahren sind der Beweis dafür.unbehandelte-milch

Calciumspiegel nach 1,5 Jahren Paleo

Nach 1,5 Jahren Paleo habe ich letzten Sommer ein Blutbild von mir nehmen lassen. Vor allem häufige Paleo-Kritikpunkte wie Harnsäure, Harnstoff und Calcium haben mich interessiert. Das Ergebnis war so gut wie erwartet: Alle 3 Werte waren im Normbereich, und das, obwohl ich schon 1,5 Jahre auf Milchprodukte verzichtet hatte.

 [Der Vollständigkeit halber hätte ich natürlich noch meine Knochendichte messen sollen, aber bei dem Sport, den ich treibe - Kraftsport, Ausdauersport, Kampfsport - wäre ein Bruch bereits eingetreten]

Der Calciumspiegel im Blut liegt in einem sehr engen Toleranzbereich, ihn aufrecht zu erhalten, sollte ein gesunder Körper mit ausreichend Calcium aus der Nahrung imstande sein. Das trifft bei mir (trotz?) mit Paleo-Ernährung zu.

milk splash[Kleiner Fun-fact am Rande: In Werbungen wie auf dem Bild rechts wird keine echte Milch benutzt, sondern Holzleim. Dieser ist zähflüssiger als Milch, hat aber die selbe, schöne, weiße Farbe, und sieht viel ansprechender aus als Werbung]

Bekommt man nun ohne Milch Osteoporose oder nicht?

Um diese Frage zu beantworten, habe ich aus dem WWW 2 Diagramme herausgesucht.osteoporose3

Das erste Diagramm zeigt auf, wieviel Prozent der jeweiligen Bevölkerung laktoseintolerant ist. Man kann dies umgekehrt mit Milchkonsum gleichsetzen. Weniger Laktoseintoleranz bedeutet dann einen höheren Milchkonsum.

worldwide-prevalence-of-lactose-intolerance

Man sieht relativ deutlich, dass der Milchkonsum in Nordamerika, Europa und Russland am höchsten ist, wohingegen in Südamerika, Afrika und Asien kaum Milch konsumiert wird.

Schauen wir uns das zweite Diagramm an: Es gibt die Zahl der durch Osteoporose begünstigten Knochenbrüche an der Hüfte in den jeweiligen Erdteilen an für 1990 und 2050. Dabei beachten wir nur die Werte für 1990, diese beruhen auf gesicherten Daten, die Prognosen für 2050 nur auf Vorhersagen und Schätzungen:

hip_fracture_projections-551x413

Auf den ersten Blick sind die Zahlen für Nordamerika, Europa und Ostasien auf ähnlichem Niveau. Was verwunderlich ist. Nach kurzem Überlegen kommt man aber darauf, dass das absolute Zahlen für die Gesamtbevölkerung sind. In Ostasien leben etwa 2 Mrd. Menschen, in Nordamerika 350 Mio. in Europa 500 Mio.,  in Südamerika 400 Mio. Menschen.

Überschlägt man nun die Zahlen der Knochenbrüche mit den Bevölkerungszahlen, ergeben sich für Nordamerika und Europa (70-85% der Bevölkerung konsumiert Milch) ca. 3-5 mal mehr Osteoporose-bedingte Knochenbrüche als für Südamerika und Asien (0-40% der Bevölkerung konsumiert Milch). 

Ich weiß, das sind nur überschlagene Werte, und ich weiß, dass ich hier keine kausalen Zusammenhänge zwischen Milchkonsum und Osteoporose aufzeige. (Für Osteoporose spielen auch noch andere Faktoren eine Rolle, diese folgen (hoffentlich) in einem Artikel bald).  Aber vergleicht man diese Werte, die der Realität sehr nahe kommen, ergibt sich eine sehr starke Korrelation, die mir persönlich als Beweis reicht.

Zusammengefasst:

- Milchkonsum bedeutet keinen wirkungsvollen Schutz vor Osteoporose und kann es sogar begünstigen.

- Milliarden Asiaten und Afrikaner zeigen uns tagtäglich, dass Milchprodukte für Gesundheit und gesunde Knochen nicht nötig sind

- Der Mensch hat sich an ein Leben ohne Milchprodukte angepasst, er braucht sie nicht, und eventuell schaden sie ihm sogar

Also lasst eure Frühstücksmilch ruhig ruhigen Gewissens weg in dem Wissen, dass ihr auch anderweitig an Calcium kommt :)

Darüber wird der nächste Artikel gehen. Bis dahin, eine schöne Woche!


Einsortiert unter:Ernährung Tagged: Calcium, Milch, Osteoporose, Paleo

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