„Eine Frau braucht keinen Weltfrauentag, sondern einen Mann, der ihr jeden Tag zeigt, dass sie etwas ganz Besonderes ist.“
Quelle: wikipedia
Dieses Zitat las ich heute morgen auf meiner Facebook Startseite und erneut hatte ich das Gefühl, dass sich mein Frühstück einen Weg in die Freiheit bahnen will.Eine Frau „braucht“ natürlich keinen Weltfrauentag, aber braucht eine Frau einen Mann, um zu wissen, dass sie etwas Besonderes ist? Ich würde das spontan verneinen. Jeder Mensch, egal ob Mann oder Frau, sollte sich im Klaren darüber sein etwas Besonderes zu sein. Ein Individuum, das stolz darauf sein kann sein Leben so zu führen, wie man es als richtig erachtet und nach den eigenen Vorstellungen.
Ich brauche keinen Mann, um mir zu beweisen, dass ich jemand bin. Der Weltfrauentag ist dafür da um uns vor Augen zu führen, wie Frauen für unsere Rechte gekämpft haben und immer noch kämpfen. Ich rede jetzt nicht von Alice Schwarzer, sondern auch von Rosa Parks, die für die Rechte der Schwarzen kämpfte und auch für die der Frauen, von Simon de Beauvoir, oder aber von Malala Yousafzai.
Alice Schwarzer ist sowieso so ein Thema. Ihre Thesen beziehungsweise die Thesen der EMMA repräsentieren nicht unbedingt meine Ansichten. Alice Schwarzer ist nicht Feminismus, auch wenn sie überpräsent ist in den Medien und zu jedem aufkommenden Diskurs ein Buch veröffentlicht, ihre Standpunkte sind teilweise zu radikal oder veraltet. Mittlerweile lese ich die EMMA nicht mehr, weil sie sich zu ernst nimmt und mir der „Pepp“ fehlt. Nur schlecht reden darf man Schwarzer natürlich nicht, sie hat zu viel erreicht und für zu viel gekämpft. Doch die Zeiten ändern sich und frischer Wind zieht auf – neue Feministinnen, die nicht als verschrobene Emanzen wahrgenommen werden, kämpfen weiter für uns Frauen.Wir sollten, nur weil es uns relativ gut geht, nicht vergessen, dass in anderen Ländern noch mächtig Nachholbedarf besteht, was Menschenrechte angeht. Was rede ich: Auch in Deutschland muss sich noch einiges tun. Wenigstens einmal im Jahr sollten Frauen das bisher erreichte feiern dürfen!
Und natürlich will ich nicht darauf hinaus, dass alle emanzipierten Frauen Single bleiben sollten. Das ist doch immer das Todschlagargument. Emanzen sind zickig, ungepflegt und für Männer schlicht uninteressant. Ein Mann, der sich mit mir intellektuell auf Augenhöhe befindet und mich als Mensch respektiert, den suche ich. Natürlich zeigt man in einer Beziehung die Wertschätzung für den Partner. Beide Seiten sollten einander respektieren, denn eine Beziehung ist ein Geben und Nehmen. Trotzdem kann ich emanzipiert sein, das Missy Magazine lesen, auf Lesungen von Feministinnen gehen und am Weltfrauentag auf einer Party mich und all die anderen Frauen feiern. Und ich bin emanzipiert genug um mich in einer Wohnung aufzuhalten, in der pink und lila dominieren, ohne das meine Eltern mich zur Liebe zu diesen Farben gezwungen haben. Ich lackiere mir die Nägel, schmink mir die Lippen in sattem pink und trotzdem sehe ich mich als Feministin, weil ich das alles bewusst mache. Das Bild der Feministin ändert sich. Genauso wie Veganer nicht alle ungeschminkte, unrasierte Ökos sind.
Der #aufschrei 2013 ging nach einiger Zeit vielen in meinem Bekanntenkreis auf den Wecker. Hauptsächlich waren das Frauen. Komisch? Na klar. Die meisten sehen die Problematik nicht, dass Frauen nach wie vor von vielen Männern nicht ausreichend respektiert werden. Andersrum gilt das natürlich auch. Sexuelle Übergriffe sind ein Tabu und häufig sind Frauen die Opfer. Ich will allerdings nicht ausschließen, dass es auch Frauen gibt, die ihre Machtposition missbrauchen, um Männern an die Wäsche zu gehen. Das zu beachten, darum bitte ich. Generell bin ich nicht der Meinung, dass der Kampf der Feministinnen dazu führen sollte, dass Frauen mehr Rechte als Männer erhalten, sondern das beiden Geschlechtern Respekt und Wertschätzung entgegengebracht wird.Ich bin in einer Familie aufgewachsen, in der mir immer mit auf den Weg gegeben wurde, dass es keine Unterschiede zwischen Männern und Frauen gibt beziehungsweise dass es keine Unterschiede geben sollte. Jeder wird gleichbehandelt. Aufgewachsen bin ich in dieser Fantasiewelt und bin dann volle Karacho auf den Boden der Tatsachen gekracht, als ich älter wurde und mich mit dem Thema intensiver auseinandersetzte. Bisher war ich der Meinung, dass mir als Frau sämtliche Türen offen stehen. Dass ich nach dem Studium selbstbewusst und stark den Arbeitsmarkt erobern werde. Nach meinen momentanen Erfahrungen muss ich mich von diesem Gedanken wohl schnell wieder verabschieden.
Ich habe ehrlich gesagt Angst, dass in einigen Jahren das obige Zitat überhand gewinnt, dass Frauen in meinem Alter / jüngere Frauen genervt sind vom Feminismus und nicht verstehen, warum es wichtig ist, für seine Ziele einzustehen. Frauen, die sich nicht als konservativ erachten, heiraten, um Kinder zu bekommen, und werden Hausfrau. In der Schule wollten sie aber doch erfolgreiche Journalistin werden. Warum ändern sich unsere Wünsche also plötzlich und geht unsere Generation wieder zurück zu Frau am Herd, Mann bringt das Geld nach Hause? Ist das nicht ein Schritt zurück oder hin zur umstrittenen Herdprämie? Wie kann man sich diese Prioritätenverschiebung erklären? Ist das der einfachere Weg oder entscheidet man sich bewusst dafür? Ich will niemanden verurteilen, der sich im Laufe seines Lebens für die Rolle als Vollzeitmama entscheidet, da hat man schließlich genug mit zutun. Sein ganzes Leben aber nur danach auszurichten später mal Hausfrau zu werden, kann ich nicht nachvollziehen.
„Mit 28 will ich einen gut situierten Mann heiraten, dann bauen wir ein Haus auf dem Dorf, haben Kinder und mir reicht dann der Job als Kassiererin bei REWE auf 450 Euro Basis.“
Hohe Ziele nicht wahr? Die Formulierung dieser Gedanken stößt mir auf. Gegen ein Haus auf dem Land, Kinder, den obligatorischen Familienhund ist doch nichts einzuwenden. Aber wäre es schwieriger zu sagen „Mit 28 will ich mich einer Situation befinden, in der mein Mann und ich beide genug Geld verdient haben…“ Ich will in meinem Leben etwas erreichen, will trotzdem nicht auf Familie verzichten. Dass das geht, zeigen viele erfolgreiche Frauen.
Auf Dauer sollten wir alle das machen, was wir für richtig erachten und uns bewusst dafür entscheiden. Sich aber einer anderen Person unterordnen oder sich nur durch diese Person zu identifizieren kann, denke ich, auf Dauer nicht glücklich machen. Jeder sollte die gleichen Rechte haben und nicht wie Orwell 1945 in „Farm der Tiere“ schrieb: „Alle Tiere sind gleich, aber manche sind gleicher.“ Das sollten wir auch im Jahr 2014 nicht vergessen!