Brasilien: Die neue Supermacht hat Image-Probleme – Runder Tisch in Weimar

Von Politropolis @sattler59

Mit der Ausrichtung der Männer-Fußball-WM im Juni 2014 und der Olympischen Sommerspiele 2016 unterstreicht Brasilien seinen Anspruch, künftig eine Supermacht zu sein.
Dies geht zu Lasten von großen Teilen der Bevölkerung, ohne dies in den großen Medien nachhaltig zu thematisieren. Menschen in urbanen Zentren werden wegen der Baumaßnahmen für die sportlichen Großereignisse zwangsumgesiedelt ohne angemessen entschädigt zu werden. Favelas werden von Polizeieinheiten „befriedet“. Auch abseits der Spielstätten bleiben soziale Rechte auf der Strecke. Die Leidtragenden sind u.a. marginalisierte Jugendliche, Indigene, traditionelle Gemeinschaften und Landlose. Ihr Alltag ist von Gewalt und Repression geprägt. Wahrgenommen werden sie kaum.


Im Juni dieses Jahres kochte der Unmut über.
Über soziale Netzwerke wurden erfolgreich viele junge Menschen mobilisiert. Lokale Demonstrationen entwickelten sich zu einer landesweiten Protestwelle.

Brasilien hat auf einmal ein Problem mit seinem Image!

In den vergangenen Jahren wurde das Land international als Erfolgsmodell in Sachen Wirtschafts- und Sozialpolitik wahrgenommen und bewundert.

Brasiliens (Selbst-)Inszenierung wird nicht nur von der Politik der regierenden Parteien, sondern auch von machtvollen Medien bestimmt. Nur zehn große Unternehmer_innen-Familien teilen sich das Medienmonopol im Print- und Rundfunkbereich. Sie bestimmen, welche Informationen die Öffentlichkeit erhalten soll und welche nicht. Brasiliens Medienlandschaft konnte sich seit den Zeiten der Militärdiktatur nicht vielfältig und demokratisch entwickeln.

Als Antwort darauf hat sich in Brasilien über die Jahre eine alternative Medienlandschaft etabliert. In alternativen Printmedien, Blogs, Filmen und Freien Radios werden kritische Töne laut. Soziale Netzwerke spielen eine wichtige Rolle für die Verbreitung von Nachrichten. Neben die Öffentlichkeit tritt eine bewusste Gegenöffentlichkeit.


VERANSTALTUNGSHINWEIS:

Runder Tisch Brasilien. Medien. Proteste. Gewalt. 22.-24.November
(Die Anmeldefrist ist bis kommenden Mittwoch (den 13.11.) verlängert)

Auf dem Runden Tisch Brasilien beleuchten brasilianische und deutsche Gäste die Rolle der Medien bei den Protesten und die Medienlandschaft in Brasilien allgemein. Inwiefern sind soziale Bewegungen in und durch alternative Medien präsent? Welche Chancen und Fallen bieten “Social Media“ wie Facebook, twitter und Blogs? Die Tagung wird simultan übersetzt und bietet Gelegenheit zu Austausch und Vernetzung.


Die die jährlich stattfindende Tagung ist für jedermann zugänglich. Beim “Runden Tisch Brasilien” treffen sich Mitglieder des Netzwerkes “KoBra”, Wohlfahrtsverbände, NGO’s, JournalistInnen, WissenschaftlerInnen und die interessierte Öffentlichkeit.
Ein Anmeldungsformular mit Veranstaltungsablauf und Hinweisen können Sie als PDF-Dokument <hier herunterladen>


Lesen Sie zum Thema Brasilien, Proteste und die WM auch:
Brasilien: “Der Funke, der die Steppe in Brand setzt”
und das aufschlussreiche Interview mit Cláudia Fávaro
“Eine WM für alle wird es nicht geben!”

.
Leser-Telefon:
Sagen Sie Ihre Meinung! Ihr Leser-Telefon: +49 (0) 2779-216 658


Quellen – weiterführende Links

Text und Einladung – Veranstalter:
KoBra – Kooperation Brasilien e.V KoBra auf Facebook
Claudia Favaro ist vom WM-Basiskomitee in Porto Alegre, Brasilien