Romanische und gotische Kirchen- und Klosterbauten haben es mir angetan. 1000 Jahre Geschichte, Menschenschicksale und Wandlungen…
In Brandenburg finden wir allein 17 Zisterzienserklöster, darüber hinaus zahlreiche Kirchenbauten in typischer Bauweise mit dem regionalen Baumaterial der Zeit – Backstein. Einige Blogbeiträge zu verschiedenen Standorten soll zeigen, welch wichtige Funktion die Klöster damals hatten und was bis heute nachwirkt.
Geschichte
Die Zisterzienser
Die Zisterzienser gründen sich auf das Mutterkloster Cîteaux in Frankreich und gingen aus der Tradition der Benediktiner hervor. Nachdem die Klöster im 11. Jahrhundert zunehmend wohlhabend geworden waren und die Orden einige Päpste stellten, störten sich immer mehr Ordensbrüder an deren ausschweifenden Lebensweise, dem Zehnten und dem Pachtsystem, die der Benediktsregel widersprachen. Ein Leben in Armut und Gebet, gründend auf der eigenen Arbeit und körperlicher Entsagung sollte wieder im Zentrum des Strebens stehen.
Die Namen Robert von Molesme oder Bernhard von Clairvaux sind eng mit dieser Entwicklung verbunden. Ausgehend von der Reformierung in Citeaux gab es Klostergründungen in La Ferté (1113), Pontigny (1114) und Clairvaux (1115) und Morimond (1115). 1120 wurde mit der Abtei Tart das vierte der Mutterklöster gegründet.
Damit wurde vor allem Clairvaux zum Ausgangspunkt einer religiösen Bewegung, die sich schnell in Nordeuropa ausbreitete.
Kloster Lehnin Foto (c) ReiseLeise
Kloster Zinna Foto (c) ReiseLeise
Die Bauten
Klöster richten sich bei der Errichtung in der Regel nach den örtlichen Gegebenheiten. Man baute mit dem, was man vorfand. So sind es in Brandenburg Backsteine, da die Lehmvorkommen reichlich waren und man hatte hohe Fertigkeiten erreicht, Backsteine in individuelle Formen zu bringen und den kargen Bauten etwas Schmuck zu verleihen. Prunkvolle Kirchtürme und große Glocken sollte es nicht geben. Deshalb erkennt man die Zisterzienserkirchen an ihren kleinen, meist kupfergedeckten Vierungstürmchen.
Chorin, Kapitell Foto (c) ReiseLeise
Chorin, Kapitell Foto (c) ReiseLeise
Chorin, Kapitell Foto (c) ReiseLeise
Die Klosteranlage Chorin
Entstehung
Das Kloster wurde 1258 vom askanischen Markgrafen als “Kloster Mariensee” gegründet und lag auf einer Insel im Mariensee, die über die Zeit zu einer Halbinsel versandete. Aufgrund der ungünstigen Lage verlegte man es 1273 an den heutigen Standort am Amtssee.
Es ist ein typisches Beispiel der Backsteingotik und ist als Baudenkmal über die Landesgrenzen hinaus bekannt.
Kloster Chorin 2005 Foto (c) ReiseLeise
Kloster Chorin 2014 Foto (c) ReiseLeise
Ursprünglich hatte das Kloster den typischen Grundriss mit Kreuzgang, Kirche, Klostergarten, Wirtschaftsgebäuden etc. Durch die Säkularisierung während der Reformation, aber auch durch Missbrauch der Gebäude als Viehställe und Lagerraum verfiel vieles. In der Zeit der Romantik wurden Ruinen wieder “schick” und man bemühte sich um Erhalt und teilweise Rekonstruktion der Substanz. Vor allem Karl Friedrich Schinkel bemühte sich um die Sicherung des Bestandes. Peter Joseph Lenné gestaltete die Grünanlagen.
Die Anlage des Klosters Chorin
Heute sind nur noch Teile des einstigen Anwesens vorhanden: Kirchenruine, Kreuzgang, Abthaus, Mühle (Ruine). Nach und nach wurden einzelne Gebäude sorgfältig saniert und rekonstruiert, so dass sich heute der romantische Eindruck wieder mehr erschließt. Ein kleines Museum gibt Einblick in die Tradition des Zisterzienserordens. Die einzelnen Gebäude sind mit Informationstafeln versehen und vermitteln ein Bild vom kargen Leben der Mönche in Chorin.
Chorin, Grundmauern der Mühle (c) ReiseLeise
Der Friedhof hinter der Kirche ist sehenswert. Hier fand u.a. der Architekt Max Taut seine letzte Ruhestätte.
Und Romantiker wie Caspar David Friedrich hätten hier jede Menge Motive für verwunschene Landschaften:
Chorin – Romantik pur im Sommer 2014 (c) ReiseLeise
Friedhof Foto (c) ReiseLeise
Vierungstürmchen (c) ReiseLeise
Architektonische und natürliche Details
Die Klosteranlage bietet dem aufmerksamen Besucher viele kleine Details, die es zu entdecken gilt: Im Kreuzgang hat beinahe jede Säule ein anders gestaltetes Kapitell, an der Außenfassade rankt sich versteckt Blattwerk ins Licht oder man findet einfach nur interessante Durchblicke. Immer aber erfasst die Stille des Ortes eine ganz besondere Stimmung:
Detail an der Außenfassade, Foto (c) ReiseLeise
Durchblicke, Chorin Foto (c) ReiseLeise
Durchblicke, Chorin Foto (c) ReiseLeise
Spiegelungen im Amtssee Foto (c) ReiseLeise
Kreuzgang, Chorin (c) ReiseLeise
Kreuzgewölbe, Chorin (c) ReiseLeise
Chorin heute
Das Kloster Chorin hat den Irren und Wirren der Zeit bis heute getrotzt und immer wieder einen Wandel vollzogen.
Heute zieht die Anlage die Besucher nicht nur als architektonisches und archäologisches Erbe in seinen Bann, sondern auch als Ort der Stille und Einkehr, als Naherholungs- und Wanderziel und als kulturelles Zentrum.
Musik im Kloster
Der Choriner Musiksommer ist seit Jahrzehnten ein fester Termin im Kalender der Musikliebhaber. Vorwiegend klassische Konzerte begeistern in dieser einzigartigen Kulisse immer wieder. Die Ruine der Klosterkirche hat eine sehr gute Akustik. Man kann dem Konzert auf Sitzplätzen im Kircheninneren, aber auch im Klosterhof mit eigenem Gestühl und Picknickkorb folgen. Die Karten sind preiswert. Auch die Musiker selbst sind begeistert von dieser sehr besonderen Atmosphäre. Regen und Wind halten niemanden davon ab, standhaft zu bleiben. Erfahrene Konzertbesucher haben für diese Fälle Regencape, Schirm und passende Bekleidung mit dabei.
Choriner Konzertsommer 2013 Foto (c) ReiseLeise
Kloster Chorin im Wandel der Jahreszeiten
Das Kloster Chorin ist das ganze Jahr über zu besichtigen und immer eine Reise Wert. Im Frühling belebt frisches Grün die Anlage, im Sommer wirkt der Park besonders schön, im Herbst ist es das Licht, das begeistert, und im Winter wirkt alles still, klar und einsam.
Es kommt immer darauf an, was man sucht….:
Winter in Chorin: erste Blüten (c) ReiseLeise
Winter in Chorin: Friedhof (c) ReiseLeise
Sommer im Kloster Chorin Foto (c) ReiseLeise
Herbst in Chorin Foto (c) ReiseLeise
Herbst in Chorin Foto (c) ReiseLeise
Tipps zum Verweilen
Nach der ausgiebigen Besichtigung, dem Konzertbesuch oder einem Nachmittag im Park bzw. nach einer kleinen Wanderung um den idyllischen Amtssee kann man hier auch sehr gut essen.
Die Immenstube bietet Köstlichkeiten rund ums Thema Honig – und das erschöpft sich nicht im Kuchenangebot, obwohl der Bienenstich schon eine Sünde Wert ist. An Wochenenden im Sommer sollte man u.U. einen Tisch reservieren.
In der Alten Klosterschänke gibt es frischen Fisch aus der Region und andere Spezialitäten. Auch für die guten Obstbrände ist das Lokal bekannt.