Brain Slasher
Liebe Freunde des schlechten Geschmacks, willkommen zurück bei Wonne aus der Tonne! Es ist mal wieder Zeit für einen astreinen Horrorfilm – so dachte ich, als ich mein Film-Regal nach ungesehenen Streifen durchforstete. In freudiger Erwartung zog ich den Film Brain Slasher aus dem Regal. Was ich dann in Folge zu sehen bekam, war dann doch ziemlich anders als erwartet …
Wir befinden uns im Jahre 2037. Die Ozonschicht ist hinne. Die junge Judy (Marta Martin) lebt mit ihrer Mutter in einem engen sterilen Raum. Durch einen Chip in ihrem Nacken sind sie mit einer Maschine verbunden, die sie in einen Zustand der Glückseligkeit mittels Virtual Reality versetzen soll. Nur bei Judy klappt das in letzter Zeit nicht mehr und sie sitzt wach und gelangweilt in ihrem Raum. Als sie versucht ihre Mutter aufzuwecken und aus der falschen Realität zu holen, geht das gründlich schief. Ihre Mutter stirbt. Nun kommen Männer die Judy einen Sack über den Kopf ziehen und ihr eine Injektion setzen. Als Judy aufwacht, befindet sie sich in einer Eis-Wüste, die einst unsere Erde war und inzwischen von mutierten Kannibalen-Monstern bevölkert wird. Der umherstreunende Stover (Bruce Campell) kann sie gerade noch vor einer Attacke retten. Sie schließt sich ihm an und zwischen ihnen entsteht eine zarte Liebe. Doch das junge Glück währt nicht lange …
Brain Slasher oder Mindwarp, wie er sinngemäßer im Original heißt, ist ein Sci-Fi-Horrorfilm aus dem Jahr 1992. Er ist obendrein der erste von nur drei produzierten Filmen von Fangoria Films. Fangoria ist die weltweit bekannteste und größte Zeitschrift zum Thema Horror. Kurzfristig hat man sich Anfang der 90er Jahre auch selbst an der Filmproduktion versucht – mit überschaubarem Erfolg.
Doch was ist nun dieser Brain Slasher? Er ist vor allem ein zusammengeklautes Konglomerat von allen möglichen erfolgreichen und beliebten Themen der damaligen Zeit. Hier wird einfach mal Total Recall mit Mad Max gemixt, geschüttelt und gerührt und dann noch eine kleine Prise Omega-Mann darüber gestreut. Das ergibt nicht unbedingt Sinn und erweckt auch mehrmals das Gefühl von einem Film im Film des Films. Darüber hinaus agiert die Hauptdarstellerin Marta Martin (die arme Frau heißt anscheinend wirklich so) derart hölzern, dass es keine Freude ist. Dafür wird die Schose von einer Menge gut gemachten Gore-Effekten aufgewertet. Und die beiden Horror-Ikonen Bruce Campell (Tanz der Teufel) und Angus Scrimm (Das Böse) sind auch mit an Bord, was das ganze Unternehmen gleich sympathischer macht. Für sein recht schmales Budget von unter einer Million Dollar, sieht der Film übrigens hervorragend aus. Das verdanken die Macher vor allem den Set-Designern und eben den bereits erwähnten Spezial-Effekten der KNB EFX Truppe. Jene hat uns über die Jahre mit den Effekten zu From Dusk till Dawn, A Nightmare on Elm Street oder The Walking Dead bereits so manche Filmstunde verschönert.
Nun aber noch ein Wort zu meiner völlig anders gelagerten Erwartungshaltung. Seht euch bitte mal das Bild auf dem Cover des Films an, dass die deutschen Veröffentlichungen seit dem VHS-Zeitalter zierten. Darauf sieht man einen Mutanten mit offenem Gehirn, der eine abgebissene Frauenhand zwischen den Zähnen hat. Dazu der Titel Brain Slasher. Klarer Fall von Horror. Das amerikanische Cover ziert ein gänzlich anderes Motiv. Wir sehen die Rückenansicht einer Frau, die sich eben einen Stecker aus dem Hals zieht, dazu jede Menge Blitze im Hintergrund. Titel: Mindwarp. Klarer Fall von Sci-Fi. Im Endeffekt ist der Film ein Hybrid aus beidem, auch wenn das amerikanische Cover und der Titel meiner Meinung nach besser passen. Aber was soll’s. Der Film hat jedenfalls seine 25 Jahre Buße auf den Bankreihen des deutschen Index für jugendgefährdende Medien abgesessen und ist seit 2018 wieder problemlos zu erstehen bzw. anzusehen. Die krude Mischung der Handlungsmotive und die blutigen Effekte machen jedenfalls durchaus Spaß und können zu einem angenehm nostalgischen Filmabend führen.
In diesem Sinne: Fürchtet den Klimawandel und bleibt seltsam.
Brain Slasher
OT: Mindwarp, USA, 1992, Regie: Steve Barnett, Drehbuch: John Brancato, Michael Ferris, Mit: Marta Martin, Bruce Campell, Angus Scrimm, u.a.