Boy Harsher
„Careful“
(Nude Club Records)
Es beginnt wie in einer dieser endzeitlichen Kinofantasien, mit unheilvoll tickenden Geräuschen, die sich zu düsterem Gewummer verdichten, dazu eine verzerrte Stimme, die mehr raunt als singt, alles sehr bedrohlich, trotzdem muß man weiter, „Keep Driving“. Die Bilder dazu hat man schnell im Kopf: Glutroter Nachthimmel, Nebelschwaden, meterhoch getürmter Schrott, noch kein Mensch zu sehen, aber das Lauern gieriger Augenpaare spürt man schon im Rücken – mehr Mad Max und Blade Runner als Lost Highway. Augustus Muller und Jae Matthews für ihren Teil lieben David Lynch, das haben sie oft genug betont und der Großmeister des amerikanischen Kinos würde ihnen wohl die größte Freude machen, ließe er sie für eines seiner Alterswerke am Soundtrack mitarbeiten. Als Referenz haben die beiden bislang das Albumdebüt „Yr Body Is Nothing“ aus dem Jahr 2016 und diverse EP vorzuweisen. Und nun die neue Platte. Ganz im Stile des Vorgängers ist „Careful“ dem Darkwave, der EBM und dem Synthpop verpflichtet, es dominiert die kühle Künstlichkeit.
Dafür, dass man bei Anhören nicht allzu sehr friert, sorgt Matthews Stimme, die im Gegensatz zum industriellen Sound des Duos warm und angenehm gothy daherkommt. Am eindrucksvollsten gelingt das gleich zu Beginn bei den drei vorabveröffentlichten Tracks „Face The Fire“, „Fate“ und „LA“ – im Mittelstück taumeln zudem die Synthakkorde auf so seltsame Weise, dass man glaubt, das Studio habe nicht in Northampton, sondern ein paar Jahrzehnte später in der obigen Kulisse gestanden und der Notstrom konnte nicht alle Lieferengpässe ausgleichen, herrlich. Mittendrin wird’s dann auch mal recht poppig, was keineswegs schlimm ist, nur das Dunkle und Ungewisse bleibt dabei eben etwas auf der Strecke. Dennoch ein feines Album für ein unterrepräsentiertes Genre, gerade hierzulande sucht man Ähnliches fast vergebens. Vielleicht eine Anregung, mal wieder „Aerdt“, ein zu Unrecht gescholtenes Werk von Pink Turns Blue zur Hand zu nehmen, die Parallelen sind dann doch erstaunlich. www.boyharsher.com
21.02. Hamburg, Turmzimmer
04.03. Heidelberg, Karlstorbahnhof
05.03. Berlin, Berghain
06.03. Leipzig, UT Connewitz
07.03. Augsburg, Neue Kantine
08.03. Köln, Artheater
10.03. Berlin, Urban Spree
„Careful“
(Nude Club Records)
Es beginnt wie in einer dieser endzeitlichen Kinofantasien, mit unheilvoll tickenden Geräuschen, die sich zu düsterem Gewummer verdichten, dazu eine verzerrte Stimme, die mehr raunt als singt, alles sehr bedrohlich, trotzdem muß man weiter, „Keep Driving“. Die Bilder dazu hat man schnell im Kopf: Glutroter Nachthimmel, Nebelschwaden, meterhoch getürmter Schrott, noch kein Mensch zu sehen, aber das Lauern gieriger Augenpaare spürt man schon im Rücken – mehr Mad Max und Blade Runner als Lost Highway. Augustus Muller und Jae Matthews für ihren Teil lieben David Lynch, das haben sie oft genug betont und der Großmeister des amerikanischen Kinos würde ihnen wohl die größte Freude machen, ließe er sie für eines seiner Alterswerke am Soundtrack mitarbeiten. Als Referenz haben die beiden bislang das Albumdebüt „Yr Body Is Nothing“ aus dem Jahr 2016 und diverse EP vorzuweisen. Und nun die neue Platte. Ganz im Stile des Vorgängers ist „Careful“ dem Darkwave, der EBM und dem Synthpop verpflichtet, es dominiert die kühle Künstlichkeit.
Dafür, dass man bei Anhören nicht allzu sehr friert, sorgt Matthews Stimme, die im Gegensatz zum industriellen Sound des Duos warm und angenehm gothy daherkommt. Am eindrucksvollsten gelingt das gleich zu Beginn bei den drei vorabveröffentlichten Tracks „Face The Fire“, „Fate“ und „LA“ – im Mittelstück taumeln zudem die Synthakkorde auf so seltsame Weise, dass man glaubt, das Studio habe nicht in Northampton, sondern ein paar Jahrzehnte später in der obigen Kulisse gestanden und der Notstrom konnte nicht alle Lieferengpässe ausgleichen, herrlich. Mittendrin wird’s dann auch mal recht poppig, was keineswegs schlimm ist, nur das Dunkle und Ungewisse bleibt dabei eben etwas auf der Strecke. Dennoch ein feines Album für ein unterrepräsentiertes Genre, gerade hierzulande sucht man Ähnliches fast vergebens. Vielleicht eine Anregung, mal wieder „Aerdt“, ein zu Unrecht gescholtenes Werk von Pink Turns Blue zur Hand zu nehmen, die Parallelen sind dann doch erstaunlich. www.boyharsher.com
21.02. Hamburg, Turmzimmer
04.03. Heidelberg, Karlstorbahnhof
05.03. Berlin, Berghain
06.03. Leipzig, UT Connewitz
07.03. Augsburg, Neue Kantine
08.03. Köln, Artheater
10.03. Berlin, Urban Spree