Boxen im Ballsaal

Der Ballsaal des Intercontinental Hotel auf der Königsallee in Düsseldorf war der Austragungsort für vier Profiboxkämpfe, die sozusagen das Restprogramm von der Klitschko- Mormeck-Show darstellten.
Als erstes stiegen zwei Frauen in den Ring, Raja Amesheh (13 Kämpfe, 12 Siege, 3 durch KO, 1 Unentschieden) und Julija Cvetkova (10 Kämpfe, 2 Siege, 1 durch KO, 7 Niederlagen, 1 durch KO). Der Kampf der beiden Fliegengewichtlerinnen, der ursprünglich auf sechs Runden angesetzt war, dann aber nur als Vierrunder ausgetragen wurde, wurde für einen großen Teil des Publikums überschattet durch die Handlungen der Ecke, der lettischen Ecke. Man konnte schlicht die wohl inkompetenteste Ecke des Jahres bewundern. Der Mundschutz von Cvetkova saß so schlecht, dass die Enden sich durch die Wangen abzeichneten. Dann musste der Kampf unterbrochen werden, weil eine Halskette nicht abgelegt worden war. Die nach der Urteilsverkündung zu sehenden Bandagen sahen grotesk aus. Der Kampf der Trainerin mit dem Hocker hatte schon etwas Slapstickhaftes. Sie schaffte es einfach nicht, den Hocker in und aus dem Ring zu bekommen. Zum Höhepunkt dieses Treibens gab sie ihrer Boxerin dann den Hocker über das oberste Ringseil an, und Cvetkova nahm diesen mit ihren Boxhandschuhen an und stellte ihn auf den Boden. Die Karlsruherin Amesheh gewann durch eine sehr solide Leistung einstimmig und verdient nach Punkten.
Der zweite Kampf des Abends war ein Titelkampf (IBO Intercontinental) im Cruisergewicht. Isa Akberbayev (9 Kämpfe, 9 Siege, 6 durch KO) traf auf Armin Dollinger (24 Kämpfe, 21 Siege, 8 durch KO, 3 Niederlagen, 3 durch KO). Von der ersten Sekunde an war klar, dass der Kasache Akberbayev der bessere Boxer war. Sein präziser und schneller Jab bestimmte über weite Strecken den Kampf. Dollinger suchte über Körperhaken zum Erfolg zu kommen. Zum Ende der zweiten Runde musste er nach einer Rechten zum Kinn runter und wurde angezählt. Akberbayev, ganz siegessicher, fing an, Faxen zu machen, was Dollinger genug Zeit gab, um sich zu erholen. Dollinger konnte sogar mit dem Gong noch einen harten rechten Kopfhaken ins Ziel bringen.
Auch im dritten Durchgang zeigte Akberbayev seine Fähigkeiten als Showman. Jedoch traf er auch mit einem rechten Schwinger das Ohr von Dollinger, der dessen Ohrläppchen platzen ließ. Die Wunde blutete so stark, dass auf Anraten des Ringarztes der Ringrichter den Kampf abbrach.
Der vorletzte Kampf fand im Mittelgewicht statt. Die beiden ungeschlagen Vladimir Schipizin (6 Kämpfe, 5 Siege, 4 durch KO, 1 Unentschieden) und Toni Camin (8 Kämpfe, t6 Siege, 4 durch KO, 2 Unentschieden) trafen aufeinander. In der ersten Runde etablierte sich ein Muster an Kampfverlauf, das bis zum Ende des hart und zäh geführten Kampfes gleich blieb. Der etwas kleinere Camin schob sich hinter seiner Doppeldeckung an den Gegner heran, bearbeitete den Körper seines Gegenübers, um dann wenn sich eine Lücke bot, Haken zum Kopf zu schlagen. Schipizin versuchte seinen Gegner auf Distanz zu halten, lang zu boxen und Schlagabtäusche an den Ringseilen zu suchen. Ich hatte zwar Camin auf meinem Punktzettel vorne, aber die Punktrichter sahen den Kampf einstimmig als Unentschieden, womit wohl alle Beteiligen gut leben können.
Die WBA Weltmeisterschaft im Mittelgewicht zwischen Gennady Golovkin (22 Kämpfe, 22 Siege, 19 durch KO) und Lajuan Simon (30 Kämpfe, 23 Siege, 12 durch KO, 4 Niederlagen, 1 durch KO, 2 Unentschieden) dauerte nur 137 Sekunden. Der Titelverteidiger Golovkin zeigte ein Boxen von unglaublicher Präzision und Schnelligkeit. Simon, der ja auch kein Schlechter ist, konnte nur eine halbe Aktion für sich verbuchen. Ein linker, aus der Schulter geschlagener Haken fällte Simon und beendete den Kampf. Simon war noch nie zuvor KO gegangen – noch 2009 war er mit Arthur Abraham und Sebastian Sylvester über die Runden gegangen. Golovkin demonstrierte eindrucksvoll, warum Universum Box-Promotion ihn nie gegen Felix Sturm boxen ließ.
Bedauerlich ist nur, dass so wenige Zuschauer den Weg in das Luxushotel gefunden hatten. Der wohl 500 Zuschauer fassende Saal, war kaum zur Hälfte gefüllt.
© Uwe Betker



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