Interview
Veröffentlicht am 28. Oktober 2013 | von Michael Kick
Wir haben den deutschen Sänger Bosse kurz vor seinem Auftritt im Wiener Flex getroffen und ihn über seine Musik, Mettbrötchen, McFitti, Eintracht Braunschweig und vieles mehr befragt…
pressplay: Wieviele Interviews hast Du heute schon gegeben?
Bosse: Du bist das letzte Interview – es waren glaub ich 6 Stück. Der neue Trend in Deutschland ist das Email- oder Telefoninterview. Die sind aber ziemlich nervig. Über den ganzen Tag verteilt hat man zwischendurch immer eine Viertelstunde Zeit. Ich finde Gespräche, so wie die jetzt hier, spannender. Zuhause mach ich es dann immer so, dass ich nebenbei koche, aufräume, Krümel wegräume von den Kindern die spielen. Wie eine Hausfrau, die nebenbei mit dem Headset etwas Geld verdient.
Das ist Dein letztes Konzert vor Ende November, was hast Du vor, fährst Du nach Hause?
Bosse: Ich fliege morgen Abend von Wien nach Florenz und da nehme ich meine ersten zwei Songs für das neue Album auf. Danach drehe ich noch ein Video. Eigentlich ist der ganze November auch schon wieder voll. Ich spiele ziemlich viele Unplugged-Konzerte für Radiosender und für Fans. Dann gibt es da noch ein paar Preisverleihungen, zu denen ich immer eingeladen werde, aber nichts gewinne. Aber ich bin schon 90% der Zeit zu Hause, 3-4 mal die Woche muss ich in Hamburg oder Berlin sein, aber das ist nur ein Steinwurf.
Du hast in einem Interview gesagt, dass Du alte Songs neu aufnehmen möchtest – wirst Du diesen Plan verwirklichen?
Bosse: Dadurch das es schon 9 – 10 Jahre her ist, habe ich schon das Gefühl das ein paar Songs verdient hätten, das die mit einer tieferen Stimme eingesungen werden. Beim ersten Album kratzt es mich, wie jung ich da noch bin und ich glaube das man viele Sachen aus heutiger Sicht einfach besser machen könnte. Es gibt durchaus von den ersten beiden Alben so um die 8 Songs, die ich gerne nochmal anfassen würde. Das aber auf eine andere Art und Weise als ich es bei Frankfurt/Oder gemacht habe.
Ich habe Deinen Auftritt beim Bundesvision Songcontest verfolgt. Würdest Du für Deutschland beim Eurovision Songcontest antreten?
Bosse: Superviele Leute haben mich gefragt „ah jetzt musst du zum Eurovision Songcontest“. Aber das hat nichts damit zu tun das der Raab das zweimal auf ZDF gemacht hat. Der Eurovision Songcontest wäre nichts für mich.
Wen würdest Du gern beim Eurovision Songcontest sehen?
Bosse: Ich finde das sollte Frieda Gold machen.
Wie wäre es mit McFitti?
Bosse: Fitti ist ja Kunstfigur genug, um das durchzustehen. Vielleicht auf eine andere Art und Weise wie es Guildo Horn gemacht hat, aber auf eine ähnlich Verstörende – vor allem für jene Leute, welche die Sprache nicht verstehen. Eigentlich wäre Fitti mein Geheimfavorit.
Du hast für Dein letztes Video Tanzunterricht genommen – ist das eine komplett neue Erfahrung oder wie hat Dir das Einstudieren gefallen?
Bosse: Das hat mir sehr gut gefallen, wobei es sehr anstrengend ist. Ich hebe seitdem meinen Hut vor Justin Timberlake und allen Anderen die Singen und Tanzen. Shakira macht das wohl am Krassesten. Es ist wirklich eine Kunst für sich. Ich tanze so wie ich tanze, ich hab niemals im Leben Tanzunterricht gehabt. Ich hab dann die vier Mädels kennen gelernt und ich hab gesagt „ich möchte ein Tanzvideo drehen“. So schwer war es nicht aber irgendwie war es trotzdem anstrengend. Ich tanze auf der Bühne und privat ganz gerne aber ich muss das jetzt nicht immer so machen – Choreografien tanzen ist schon krass.
Wie stehst Du der Digitalisierung der Musik, dem vermehrten Absatz von mp3´s, gegenüber?
Bosse: Mir ist aufgefallen, dass ich aus alter Gewohnheit gerne in einen Plattenladen gehe und ich mir auch gerne eine große Platte kaufe, wobei man natürlich aufpassen muss, wo sie hergestellt wurde, damit es nicht schlechter klingt als auf CD. Aber ich würde mir zum Beispiel eine Tocotronic Platte immer auf LP kaufen. Crossover-Platten oder zum Beispiel ein neues Faith no more Album könnte ich mir nie runterladen, die würde ich mir auf CD kaufen. Das liegt aber auch daran, dass ich die restlichen Faith no more Alben auch auf CD habe. Wenn ich aber einen Song im Radio höre und Shazam einschalte, um herauszufinden, welche geile schottische Band das ist, wie zum Beispiel Churches oder so, dann schaue ich auch sofor, ob ich mir das auf iTunes kaufen kann. Ich würde mir aber niemals eine Element of Crime-Platte runterladen, die muss ich in der Hand haben.
Stört es Dich beim Konzert, wenn die Leute mit ihren Smartphones mitfilmen?
Bosse: Ich kann es auf der einen Seite verstehen, aber es stört mich hier und da, weil ich mir dann denke, das man den Moment verpasst. Auch wenn die Geräte heute noch so geil filmen können, dann ist der Moment zu Hause nicht derselbe wie auf dem Konzert. Man hat dann immer so viel mit dem Gerät zu tun und man ist ja eigentlich auf einem Konzert um in dem Moment mal alles zu vergessen. Man ist dann mit dem Gerät beschäftigt, plötzlich ist das Lied vorbei und du hast nichts gefühlt. Ich bin nicht für ein Handyverbot, das muss jeder für sich selbst wissen, aber ich selber würde sowas nicht filmen. Wär ja noch schöner wenn ich zu Sylvester die Raketen Filme, es aber selber nicht mehr mitkriege.
Wenn Du nicht im Musikbusiness arbeiten könntest, was würdest Du gerne machen?
Bosse: Ich wäre sehr gerne Koch, ich habe immer wieder mal mein Geld als Koch nebenbei verdient – zwar auch in anderen Jobs, die erträglicher waren – aber ich fand Kochen immer gut. Ich würde wohl irgendwo im Hamburg ein kleines Restaurant haben. Oder ich hätte wahrscheinlich – wie alle Anderen, die nicht so richtig wussten was sie werden sollen – Lehramt studiert und wäre Sport und Deutsch-Lehrer.
Ich habe im Internet kaum Fotos von Dir gefunden, wo Du lächelst. Ist das Zufall?
Bosse: Das ist reiner Zufall. Wenn ich wo bin und jemand sagt „Lächle doch jetzt mal“, dann kann ich das einfach nicht. Oder ich lächle auf dem Foto und ich kann das dann nicht benutzen, weil ich so asozial finde, wenn ich gekünstelt lächle wie zum Beispiel die Leute am Abschlussball in den USA. Das kann ich eben nicht. Ich bin bei Fotos super-anstrengend, obwohl ich sonst nicht schwierig bin.
Was fällt Dir zu folgenden Begriffen ein?
Mettbrötchen
Bosse: Gab es früher immer bei uns am Feuerwehrfest, wo ich immer sehr gerne war. Meistens nach dem 8ten Bier und entsteht ja aus dem Mettigel. Ich finde es manchmal ganz lecker.
Dave Grohl
Bosse: Er ist ein Multitalent, alles was er anfasst wird wirklich toll. Ich schätze ihn sehr als Songschreiber und vor Allem als Schlagzeuger. Er hat ein paar Fills gespielt, die Musikszenen geprägt haben. Ansonsten ist er ein ultrainteressierter Typ, der glaub ich echt ein gutes Herz hat.
McFitti
Bosse: Kenn ich schon ziemlich lange, ist vor allem einer der besten Innenausstatter, die es so gibt, er ist handwerklich sehr begabt. Wir kommen aus zwei Nachbarstädten und deswegen kennen wir uns ziemlich lange. Meine ganzen Freunde mochten auch immer Hip-Hop und zwischen Graffitti und Irgendwas hab ich mal Fitti getroffen.
Youtube
Bosse: Finde ich ganz unterhaltsam.
Beavis (von Beavis and Butthead)
Bosse: Ich hab das geschaut, aber meine Erinnerung, ist da weg, das muss schon 10 Jahre her sein, dass ich das letzte Mal Beavis und Butthead geschaut habe.
Eintracht Braunschweig
Bosse: Ist eine lange Leidensgeschichte. Ich bin dort dabei, seitdem ich ein kleiner Junge bin und erfreue ich jetzt am Aufstieg in die Erste Bundesliga. Auch wenn es gerade so aussieht als würden sie alles verlieren, glaube ich trotzdem nicht, dass sie absteigen und glaube, daß ich mir noch ein paar Jahre die erste Liga ankucken kann.
Das pressplay Interview mit Bosse am Nova Rock Festival 2013 kann man hier nachlesen
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