Bootstrailer 3,5 t Klasse: Auswahl und Kauf

Von Bootssaison.de

Bootstrailer: Boote auf großer Fahrt

Wir haben für uns einen Vergleichstest über Bootstrailer gemacht, da wir einen kaufen wollten. Für uns steht die Qualität, das Konzept des Trailers und die einfache Handhabung im Vordergrund. Einige Jahre Erfahrungen besitzen wir durch das Trailern unseres ehemaligen Schlauchboots. Dafür hatten wir einen Bootstrailer, der unsere Anforderungen nahezu sehr gut abdecken konnte. Daher wussten wir auch jetzt, worauf es uns ankommt.

Einfach mal an einem Tag mit dem Boot von den Niederlanden zur Adria oder zur Müritz? Schön, wenn es – gerade noch – klappt mit den Bootsmaßen und -massen und das Boot auf einem Bootstrailer transportiert werden kann. Allerdings kann man davon ausgehen, dass die Boote mehr wiegen als die Herstellerwerft bei Auslieferung angibt. Die Herstellerangaben sind mit ganz leeren Tanks – das wird bei fast allen betriebsbereiten Booten wohl nie der Fall sein. Bei unserem Boot würden wir nie vorsätzlich unseren Dieseltank leerfahren: Danach hätten wir vermutlich ein größeres Problem, auch wenn wir wieder auftanken.

Erschwerend – im wahrsten Sinne des Wortes, kommt bei der Gewichtsproblematik hinzu, dass man das Boot im Laufe der Zeit etwas modernisiert, besser ausgestattet oder „hochgerüstet“ hat. Zum Beispiel kam bei uns eine 40 Meter Eisenkette für den Anker, ein Bugstrahlruder, größere und damit schwerere Batterien hinzu. Statt zwei leichten Batterien hat Fiona jetzt drei schwere, größere. Auch das, was an Bord ist, macht Extrapfunde. Die Töpfe, Teller, Behälter, Ölflaschen usw. in der Pantry. Leichtere Ausrüstungsgegenstände wie Fender, Seile, Haken summieren sich. Wir schätzen, dass andere Boote ähnlich sind: Wahrscheinlich hat nicht nur unser Boot in den letzten Jahren  zugenommen …

Bedingungen für das Trailern

Kommt es hin mit den oben aufgeführten Längen- und Gewichtsangaben, so steht einer künftigen neuen Mobilität dank eines Trailers nichts im Wege.
Die Rahmenbedingungen: Der Anhänger samt Boot darf bis 2,55 m breit und muss auf dem Trailer niedriger als 4 m sein. Die maximale Länge des Gespanns darf 18 m nicht überschreiten. Hinsichtlich der Länge hat man also anscheinend noch etwas Raum. Problematisch wird es eher beim Gewicht. Das maximale Gewicht des Trailerboots einschließlich des Bootstrailers darf 3,5 t sein. Generell wird die Stützlast nicht dem Anhänger zugerechnet, sondern dem Zugfahrzeug. Hat man nun auch noch das passende Zugfahrzeug, das 3500 kg ziehen darf, und ist gewillt das entsprechende Kleingeld für den Kauf in die Hand zu nehmen, kann es losgehen.

Die entsprechenden Hersteller und ihre Angebotsseiten wurden schon seit einer gewissen Zeit von uns beobachtet, ebenso die Gebrauchtbörsen. Allerdings ist im letzteren Bereich nicht allzu viel zu beobachten, weil nur sehr wenige gebrauchte Trailer angeboten werden. Und wenn, dann erscheinen uns die Preise derart hoch, dass sie den Neukaufpreisen abzüglich eines kleinen  Rabatts fast ebenbürtig sind.

Schon im Jahr vorher hatten wir uns einen Trailer gewünscht, als wir einen kleinen Schaden hatten, den wir nicht selber beheben konnten. Fionas Antrieb stellte sich permanent hoch in die Trailerposition wegen eines defekten Relais. Das Weiterfahren war unmöglich, wollte man einen ernsthaften Schaden vermeiden. Im Leukermeer mussten wir drei Tage auf einen Mechaniker warten. Täglich wurden wir vertröstet. Da ich beruflich dringend zurück musste, war keine Zeit mehr da. Wir hatten schon bedauert, dass wir keine Möglichkeit hatten, diesen Hafen mangels eigenem Bootstrailer verlassen zu können.

Vorteile – Nachteile Bootstrailer

Ein zusätzlicher Punkt dank gewonnener Mobilität ist die Wahl des Winterlagers. Stellt man das Boot in Gewässernähe ab oder in einer Halle, so bezahlt man viel Geld für fünf Monate Winterlager. Das kann so teuer wie sieben Monate Sommerhafen am Steg sein. Mit einem Trailer ist man nicht mehr auf die Plätze direkt an den Wasserwegen angewiesen. Die Abstellmöglichkeiten etwas entfernter vom eigenen Hafen sind durchaus attraktiv. Man kommt auch besser wieder raus als in der vollgestellten Bootshalle, wo manchmal erst 30 andere Boote rausgestellt werden  müssen, bevor der Weg für das eigene Boot frei ist. Bei diesen 30 Booten kann es sich auch desöfteren um große Schiffe mit gut 15 Meter Länge handeln.

Der Transport zur Halle und von der Halle zum Gewässer zurück wird normalerweise von Hafenangestellten gemacht. Dies geschieht unter größerem Aufwand mit einem Bagger oder Traktor und speziellen hydraulischen Liften und Abstelleinrichtungen/Böcken für die Boote. Steht man also nicht direkt am Tor der Halle, so muss man eventuell solange warten, bis das eigene Boot relativ freie Bahn aus der Halle hat und wieder ins Wasser kommt. Das kann dann auch schon mal Mitte April werden. Es mag natürlich Ausnahmen geben; ich habe durchaus schon von Bootshallen mit sehr kundenorientierten Angestellten gehört, die auch alle möglichen Boote auf Wunsch aus der Halle zu fast jeder Zeit holen. Aber in unserem Revier in den Maasplassen habe ich es bislang eher verhaltener und restriktiver kennen gelernt.

Hat man einen Trailer, so benötigt man natürlich einen Abstellplatz für das gesamte Jahr. Manche Leute stellen ihn im Hafen auf den vorgesehenen Stellplätzen ab oder bringen ihn anderweitig unter. In unserem Fall ist es „anderweitig“. Wir haben ganzjährig einen überdachten Platz gemietet.

Persönliche Anforderungen

Wir möchten nach Möglichkeit bei Süßwasser selber aktiv slippen und keinen Kran benutzen: Deshalb ist es uns wichtig, dass das Boot einfach und problemlos zu Wasser geslippt werden kann und dass es gut aus dem Wasser geholt werden kann, weil der Trailer entsprechend konstruiert ist.

Wir wollten deshalb stabile, funktionierende Rollen, denn so können wir auch dort slippen, wo die Rampe relativ flach ist und wo das Boot nicht aufschwimmen kann. Hätten wir keine Rollen, müssten wir das Zugfahrzeug dann auch noch mit ins Wasser fahren. Das wollten wir auf jeden Fall vermeiden.

Ferner sollte eine Zentriereinrichtung für das selbsttätige mittige Zentrieren des Bootes beim Rausziehen aus dem Wasser vorhanden sein.

Keine steckbare Lichtleiste

Und last, but not least: Wir hatten keine Lust mehr auf eine steckbare Lichtleiste am Trailer. Schon der wirklich gut funktionierende Schlauchboottrailer nervte in dieser Beziehung, denn sehr oft verklemmte sich die Leiste. Ok, es gibt Schnellverschlüsse dafür, aber man hat dann immer noch eine lange Leiste, die man irgendwohin legen oder anbringen muss.

Da man unsere damalige Lichtleiste nicht gesichert am Trailer anbringen konnte, musste man sie vor Diebstahl schützen. Regen machte das Ganze natürlich nicht besser. Also wurde die lange, oft verschmutzte Leiste von uns ins Auto gelegt. Das ging bei dieser Leiste mit der Länge so gerade noch. Allerdings war der Trailer auch wesentlich kleiner als der geplante neue. Daher wollten wir beim neuen Bootstrailer einzeln voneinander getrennte Heckleuchten haben ohne Querleiste. Diese sollen beim Slippen am Trailer bleiben können. Die Leuchten sind an ausziehbaren Stangen befestigt, die man für den Slipvorgang in den Trailerrahmen reinschieben kann. Sogar der 12 Volt Stecker kann gesteckt bleiben, die LED Lämpchen sind wasserdicht und die Leitungen sind geschützt. Soweit unsere Idee.

Ernüchterung nach Angebotsanfragen

Plötzlich wurde es sehr eng mit den für uns in Frage kommenden Anbietern, denn die von uns angefragten Anbieter mochten den letzten Punkt nicht einmal als aufpreispflichtiges Extra anbieten.

In unserer „Endauswahl“ standen letztlich zwei Hersteller. Wir hatten die Möglichkeit einen Alutrailer zu kaufen, ausgestattet mit üblicher Lichtleiste.

Oder einen Edelstahltrailer, der aber alle unsere Erwartungen erfüllte. Positiv erstaunt waren wir, dass der Edelstahltrailer nicht so schwer ist wie gedacht. Er kann gewichtsmäßig mit einem normalen Stahltrailer – mit gleicher Ausstattung – mithalten. Angegeben war er vor der Fertigstellung  mit 630 kg. Nach dem Bau wurde er etwas schwerer, weil die Bugstütze größer werden musste und die Kielrollen eine Nummer größer ausfallen mussten als geplant. Als kleines Extra hatten wir ein Stützrad mit eingebauter Waage verbauen lassen, das etwas schwerer als das angedachte ist. Die 660 kg unseres Trailer reichen so gerade, um unsere Sealine aufzunehmen. Voraussetzung ist, dass das Boot ziemlich aufgeräumt ist. Die Tanks sollten recht leer sein und die persönlichen Gegenstände gehören ins Auto.

Zur Messezeit statteten wir der niederländischen Firma Vanclaes einen Besuch auf der Boot Düsseldorf ab und bestellten unseren Bootstrailer. Wie abgesprochen, überführten wir unser Boot im März nach Zuid-Holland, genauer gesagt nach Alphen zum Firmenstandort. Dort wurde der Trailer an das Boot angepasst und wir verbanden den Standort von Fiona in Zuid-Holland Mitte April zu einer ausgedehnten Noord- und Zuid-Holland Tour, wo wir u.a. Rotterdam, Gouda, Leiden, Den Haag uvm bereisten.

Vanclaes in der Praxis

Das Slippen funktioniert mit dem Vanclaes Trailer so, wie wir es uns vorgestellt haben. Die Rollen verrichten ihre Arbeit. Manchmal wünscht man sich eine elektrische Winch, denn das händische Kurbeln ist auf Dauer etwas anstrengend. Leider hat eine elektrische Winch den Nachteil, dass eine schwere zusätzliche Batterie und der Motor auf den Trailer montiert werden müsste. Ein kleiner Trick beim Rausslippen ist, das Gespann nach einer gewissen Zeit (sobald das Boot etwas auf dem Trailer gezogen ist) ein Stück zurückzusetzen, so dass das Kurbeln leichter wird. Das Boot bleibt bei dieser Aktion weiterhin zentriert.

Gleich geht´s ins Wasser

Das Reisen mit dem Zugfahrzeug ist technisch gesehen kein Problem. Der Anhänger läuft ruhig und problemlos hinter dem Zugfahrzeug, einem Touareg her. Von den Abmessungen her fühlt sich das Gespann riesig an, man fühlt sich wie ein LKW und fährt entsprechend. Die Gespannlänge beträgt ca. 14,50 Meter. Das Gespanngewicht beträgt ca. 6,5 t – das Boot hat 3,5, das Zugfahrzeug ist natürlich auch gut beladen und hat ca. 3 t.

Manövrieren

Eine genaue Planung für alle Gespannmanöver auf engem Raum ist dringend zu empfehlen.  Ist der Tandemtrailer einmal abgekuppelt, kann man ihn keinesfalls im beladenen Zustand mit zwei Personen verrücken. Hier hilft auch kein Hochstellen des Bugrads, die Fuhre ist einfach zu schwer. Wir überlegen vorher immer genau, wie wir das entsprechende Manöver fahren können. Für das Ankuppeln hat sich die Rückfahrkamera des Zugfahrzeugs als hervorragend geeignet erwiesen, denn man sieht die Anhängerkupplung und fährt langsam auf das Gegenstück vom Trailer zu.

Sind die Fahrwege sehr eng oder muss länger rückwärts gefahren werden, ist es vorteilhaft, wenn einer mit dem Walky-Talky draußen ist und Informationen vom nicht einsehbaren Winkel an den Fahrer weitergibt. Mit diesem zusätzlichen „Rückspiegel“ klappt dann auch das Rückwärtsfahren in Kurven gut, vor allem schadenfrei. Wir haben den Trailer im ersten Jahr für die Rückfahrt von Alphen nach Roermond zum Heimathafen eingesetzt. In den Sommerferien ging es zur Müritz, wo wir unsere Rundreise durch Brandenburg und mitten durch Berlin gemacht haben. Abschließend haben wir den Trailer benutzt, um das Boot ins Winterlager zu bringen.