Book Launch: Joan Lindsey - Picnic at Hanging Rock

Von Darkensidejewel


Autor: Joan Lindsay
Flexibler Einband: 285 Seiten
Sprache: Deutsch
Erscheinungsdatum Erstausgabe: 1967Verlag : Deutscher Taschenbuchverlag GmbH München
 Erste Sätze 
Ein jeder war der Meinung, dass der Tag wie geschaffen war, um ein Picknick am Hanging Rock zu veranstalten. Ein strahlender, warmer Sommermorgen, kein Lüftchen regte sich, die Zikaden zirpten während des gesamten Frühstücks in den Bäumen vor den Fenstern des Speisesaals, und die Bienen summten über den Stiefmütterchen, die die Auffahrt säumten.
Klappentext
Am Valentinstag des Jahres 1900 unternehmen die Schülerinnen des Appleyard College in der Nähe von Melbourne einen Ausflug zum Hanging Rock, um dort ein Picknick zu veranstalten. Im Laufe des sonnendurchfluteten Nachmittags im Busch machen sich vier Schülerinnen auf, das geheimnisvolle Felsmassiv genauer zu erkunden. Als man sich am Abend zur Rückfahrt rüstet, sind nicht nur die vier Mädchen verschwunden, sondern auch die eigenbrötlerische Lehrerin Greta McCraw. Die Suche nach ihnen bleibt ergebnislos, bis plötzlich Edith schreiend und völlig verstört aus dem Unterholz gelaufen kommt. Sie hat keinerlei Erinnerungen an die Geschehnisse auf dem Felsen. Von den anderen Vermissten findet man keine Spur. Was ist mit ihnen geschehen?
Rezension
Wie ein verschlafener Traum oder viel mehr noch ein verschlafener Albtraum – fühlt sich sowohl Buch. als auch der Film "Picnic at Hanging Rock" an. Zwar wälzt sich die Natur noch am Anfang im goldenen Schein der Sonne, doch das Grauen ist von Anfang an präsent, versteckt im Schatten. Und obwohl dieser Schatten wandert, ist es dieser eine Ort, der Hanging Rock, der immer wiederkehrt. Am Gipfel des Berges scheint sich alles zu bündeln. Nicht zuletzt wartet die Felsformation schon mehrere Millionen Jahre auf die jungen Mädchen des Appleyard Colleges, wie es Irma im Rahmen der Anreise gedankenverloren in den Raum wirft. Auch im späteren Verlauf treibt es die Menschen immer wieder an jenen scheinbar verwunschenen Flecken Erde zurück. Der Horror kommt nicht unbedingt immer in Form eines Herrn in Abendkleidung mit langen Eckzähnen, eines verstümmelten Leichnams oder eines Arztes, der ein Gehirn im Goldfischglas aufbewahrt. Er kann auch an einem sonnigen Tag geschehen, wenn sich kindliche Unschuld und Andeutungen einer unerforschten Sexualität verbinden und eine intensive euphorische Stimmung erzeugen, die einen in einen Zustand jenseits von Leben oder Tod versetzt. Solch ein Horror ist unaussprechlich, nicht etwa weil er so furchtbar ist, sondern weil er schwer fassbar bleibt und sich herkömmlichen Erklärungen und Definitionen entzieht. Dieser unterdrückte und doch wahrnehmbare Horror zieht sich durch die gesamte Geschichte des Berges, und lässt einen mit einer Gänsehaut zurück.
 Was tatsächlich beim verträumten Picknick am Valentinstag geschah, wird allerdings für immer eine unheimliche Vorstellung bleiben.
 
 
 Fazit
Kein Buch oder Film hat mich als Kind aufgewühlter zurückgelassen, als diese mysteriöse Geschichte. Ich sah den Film zum ersten Mal bei meinem Großvater und war fasziniert von der wunderschönen traurigen Melodie der Panflöte, der dem Film gerade diesen unheimlichen Flair verleiht. Auch das Buch lässt einen Gedanken zerstreut und  irgendwie verloren zurück. Mit einer Mischung aus Thriller, Mystery und Abendteuer bietet diese Geschichte einen wunderbaren Einblick ist das Leben und Treiben einer strengen Mädchenschule des 18ten Jahrhunderts, und einem bevorstehenden Unglück, welches jeden Akteur im Buch direkt zu beeinflussen scheint. Ist die Geschichte nun nach einer wahren Begebenheit oder nicht? Was ist wirklich mit den Schulmädchen und ihrer Lehrerin an jenem schicksalhaften Tag auf dem vulkanischen Berg geschehen? Ist der Berg womöglich durch frühere Ureinwohner verflucht worden und sucht jene unschuldigen Wesen heim, die aus ihrem goldenen Gefängnis zu flüchten versuchen?
Fakt ist, der Leser sollte von Anfang an selbst für sich entscheiden, was auf dem Hanging Rock geschah.. Obwohl die Autorin drei Valentinstage nach ihrem Tod ein letztes Kapitel veröffentlichen lies, ist man mit dem Ende nicht wirklich zufrieden und es wirft nach wie vor immer noch zu viele Fragen auf.
Zumal vieles für reine Fiktion spricht, wünscht man sich dennoch das Rätsel um den Hanging Rock endlich lösen zu können.

 „What we see and what we seem are but a dream, a dream within a dream.“