Synagogen in Chicago beziehen die Toner-Kassetten für ihre Laserdrucker offensichtlich nicht im Computerladen um die Ecke, sondern lassen sie sich per Luftfracht aus dem Jemen schicken. Das zumindest wollen die Konzernmedien mit ihrem jüngsten Terroranschlag auf unsere Intelligenz weismachen. Auch hierzulande wurde die von US-Medien verbreitete Panikmache von den zwei an jüdische Einrichtungen im Raum Chicago adressierten »Paketbomben« aus dem Jemen unkritisch übernommen. Und bevor eine dieser angeblichen Paketbomben auf dem britischen Flugplatz in East Midlands beschlagnahmt wurde, sei sie – ach du Schreck – auf dem Flughafen Köln/Bonn umgeladen worden, wodurch auch den Deutschen die islamistische Terrorgefahr richtig nahegebracht werden sollte. Während die Berichte über die zweite angebliche Paketbombe, die auf dem Flughafen von Dubai beschlagnahmt und untersucht wurde, äußerst spärlich sind, läßt sich anhand der zeitnahen Meldung vom Flughafen in East-Midlands aufzeigen, wie aus einem harmlosen Paket eine Terrorbombe wird.
Laut der kanadischen National Post vom Freitag erklärte die britische Polizei, an Bord eines UPS-Frachtflugzeugs sei ein Päckchen gefunden worden, das für weitere Tests ins Labor geschickt worden sei. CNN berichtete dagegen bereits, daß es sich um eine zur Bombe umgewandelte Tonerkassette für Drucker gehandelt habe. Am selben Tag sprach US-Präsident Barack Obama zur amerikanischen Nation und beschwor die »glaubwürdige, terroristische Bedrohung gegen unser Land«. Dann behauptete er, »erste Untersuchungen« hätten ergeben, daß »beide Pakete Sprengstoff enthielten«. Allerdings hatte kurz vor Obamas Rede die britische Nachrichtenagentur Reuters eine Quelle aus dem FBI zitiert, wonach bei ersten Untersuchungen des Pakets in Großbritannien keine Explosivstoffe gefunden worden seien.
Schließlich berichtete der britische TV-Sender Sky News, daß die Polizei das fragliche Päckchen wieder freigegeben habe und das Frachtflugzeug seine Reise in die USA fortsetzen könnte. Der Flug wurde dann aber doch noch mal im letzten Moment gestoppt. Laut Daily Telegraph untersuchten Experten auf dem Flugfeld erneut das Paket, allerdings sei weder der Passagierterminal abgesperrt noch seien sonstige Vorsichtsmaßnahmen getroffen worden. Gegen 10 Uhr am Freitag morgen habe dann endgültig festgestanden, daß kein Sprengstoff vorhanden war – der UPS-Jet konnte endlich zu seinem Transatlantikflug starten. Erst unterwegs fand die mysteriöse Umwandlung von einer harmlosen Druckerkassette zur tödlichen Paketbombe statt. US-amerikanische Medien hatten nämlich inzwischen mit den Reizworten »geplanter Terroranschlag auf jüdische Einrichtungen in Chicago« für entsprechende Aufregung gesorgt. Und die deutschen Medien machten – mit zeitlicher Verzögerung – mit.
Bild wußte sogar, um wieviel Sprengstoff es da ging. Mit 300 bis 400 Gramm PETN seien die Druckerpatronen in dem Paket gefüllt gewesen, berichtete das Springer-Blatt in seiner Dienstagausgabe. Zudem hätten sie Bauteile von Mobiltelefonen enthalten. »Die Fahnder sind sicher: Hätten die Terroristen eine der Bomben an Bord des Flugzeuges gezündet – es wäre mit Sicherheit abgestürzt«, so Bild weiter. Per Handy einen Transatlantikflug in die Luft zu sprengen, ist zwar technisch unmöglich, aber wenn es der Panikmache und dem Einsatz der Bundeswehr im Inneren dient, dann heiligt der Zweck die Mittel.
Allerdings hatte die britische Polizei tatsächlich einen HP-Drucker gefunden, in dem ein Objekt »geschickt« verborgen war, das ausgesehen habe, als sei es mit einem Mobiltelefon verbunden gewesen, berichtete der Daily Telegraph. Dieses Teil sei zu weiteren Untersuchungen weitergeleitet worden. Aber womöglich handelte es sich auch nur um einen handelsüblichen, über Funk gesteuerten Drucker.
Der angeblich vereitelte Anschlagsversuch ist für den politisch angeschlagenen US-Präsidenten Obama eine Steilvorlage. Unmittelbar vor den Kongreßwahlen am gestrigen Dienstag konnte er sich durch Stärke profilieren. Er werde einen Vergeltungsangriff gegen die im Jemen operierende »AQAP« – so die englische Abkürzung für Al-Qaida auf der arabischen Halbinsel – führen und nicht ruhen, bis diese »vernichtet« sei. Zugleich fehlt es nicht an Warnungen, daß der Jemen »nicht zu einem neuen Afghanistan« werden dürfte.
Die junge Studentin, die von jemenitischen Sicherheitskräften verhaftet worden war, weil man ihre Handynummer auf dem Papier gefunden hatte, mit dem eine der angeblichen Bomben verpackt worden war, ist wegen erwiesener Unschuld wieder freigelassen worden.(c) Rainer Rupp (Junge Welt)
siehe auch: Terrorpakete aus Jemen entpuppen sich als False Flag