Böhmisches vom Nordpol

Böhmisches vom NordpolLiwanzen ... das schmeckt nach Kindheit, nach Feiertagen, nach etwas ganz Besonderem. Ich habe mir schon anhören müssen, dass sich der Mehraufwand gar nicht lohnt, dass Rahmdalken oder ähnliches ja fast das Gleiche sind.
Ganz falsch! Er lohnt sich, und wie! Diesen besonderen, feinen Geschmack hat nur die Liwanze aus Germteig. Sie ist flaumig, mit einem ganz leichten herben Germgeschmack und im Hintergrund etwas Zitrone. Dazu säuerliche Powidlmarmelade, Zucker und Sauerrahm ... ich kann gar nicht aufhören zu schwärmen ...
Liwanzen sind unmodern geworden. In Gasthäusern und Restaurants sind sie so gut wie ausgestorben. Findet man sie doch mal irgendwo auf der Karte, werden sie "neu interpretiert" und haben nix mit den Liwanzen meiner Kindheit zu tun. Doch voriges Jahr waren wir nach einem Tipp von Katha zum Abendessen im Nordpol in Wien. Und dort waren sie auf der Karte. Und zwar so, wie sie sein müssen (na gut, Topfen dazu mag ich nicht, der muss aber laut Originalrezept sein).
Vom Besitzer des Nordpol gibt es ein kleines, feines Kochbuch mit diesem Liwanzenrezept. Das Buch ist zwar schon vergriffen, aber bei dieser praktischen Seite habe ich es dann doch bestellen können.
Liwanzen
für 4 Personen
300 g Weizenmehl glatt, Typ 480
500 ml lauwarme Milch
40 g Staubzucker
1 Ei
1 Eidotter
20 g Germ
abgeriebene Schale einer Zitrone
1/2 TL Salz
Butterschmalz
Powidlmarmelade
etwas Zimt
1 Schuss Rum
Sauerrahm
Bröseltopfen
Backzucker zum Bestreuen (der schmilzt nicht!)

Böhmisches vom Nordpol

Die hübsche blaue Pfanne habe ich mir vor vielen Jahren in der Tschechoslowakei gekauft.

Germ in einem Drittel der lauwarmen Milch auflösen. Diese Milch mit Staubzucker, Ei, Eidotter, Zitronenschale und Salz verrühren. Dann die restliche Milch abwechselnd mit dem Mehl zugeben. Den Teig so lange rühren, bis er dickflüssig ist und Blasen wirft. Das dauert ungefähr fünf Minuten. Im lauwarmen Backrohr bei 35 bis 40 Grad eine halbe Stunde aufgehen lassen.
Böhmisches vom NordpolEtwas Butterschmalz in den Vertiefungen einer Dalkenpfanne zerlassen oder in eine normale Pfanne geben. Mit einem kleinen Schöpflöffel in die Mulden gießen (oder in der normalen Pfanne kleine Fladen mit einem Durchmesser von ungefähr acht Zentimeter formen). Goldbraun backen, umdrehen und auf der zweiten Seite ebenfalls knusprig braten. Im Backrohr warm halten, bis alle gebacken sind. Powidlmarmelade mit Zimt und Rum verrühren und auf die Dalken streichen. Den Topfen drauf geben (hab ich nicht gemacht, mag ich nicht), mit Sauerrahm und Streuzucker servieren.
Ich glaube, ich habe mindestens acht Stück davon gegessen, und ich kann ohne Übertreibung sagen, dass sie genau so geworden sind, wie ich sie in Erinnerung hatte ...
Böhmisches vom Nordpol

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