Unterwegs Richtung Änzilegi.
Von solchen Felsfluhen wird mir immer ganz schamanistisch zumute.
Das war gestern eine Saftwanderung: von Romoos via Schwändi, Länggrat, Änzilegi und Stächelegg auf den Napf und via Trachselegg und Mittler Ey hinab nach Luthern Bad. Die Route war mittellang; 828 Meter aufwärts, 744 abwärts, 4 1/2 Stunden Wanderzeit. Das Wetter machte aus ihr ein Abenteuer. Eine Expedition Napf. Der Regen fiel mal fein, mal mittelstark, und ein Giftwind rüttelte an unseren Jacken; ich fror zwischenzeitlich. Auf dem schmalen Grat vor Änzilegi wurde es mit dem Wind prekär, die Schirme mussten zugeklappt werden aus Respekt vor den Böen, die einen vom Weg fegen wollten. Auf dem Napf waren wir dann praktisch die einzigen Gäste, abgesehen von einem herumgeisternden Holländerpärchen und vier Jassern, die wirkten, als wohnten sie im Haus. Wir assen Schweins-Bratwürste mit Pommes Frites, tranken reichlich Rotwein, gönnten uns hernach Meringues mit viel, viel, viel Nidel und schauten durchs Fenster auf den Restpflotsch vom Vortag. Endlich der Abstieg; wieder Regen und wieder die allerherrlichsten Stimmungen um die gfürchelige Felsfluh des Hengstes und wieder geisterhaft aus den Gräben steigende Nebelchen und auch auf dieser zweiten Etappe kein Mensch unterwegs ausser uns. Ja, das Napfbergland gehörte gestern uns allein, einen einzelnen Schafbauer nicht mitgezählt. Ich kann diese Wanderung bei sogenannt schlechtem Wetter allen nur wärmstens empfehlen. Aber unbedingt nehme man warme Kleider mit. Und Stöcke. Und ein motiviertes Gemüt braucht man auch. Sowie wirklich robuste Schuhe.
PS: Morgen oder so etwas mehr zu meinen Wandergefährten - samt einer Buchempfehlung und einem sehr begründeten Exkurs zum Hollywood-Blockbuster Titanic. Und übermorgen dann ein Eintrag zu einer wirklich historischen Initiative in der Schweizer Wanderbewegung.
Schön ist das Napf-Gasthaus nicht. Aber offen. Und geheizt.