Das Video zu Bob Dylans groteskem Weihnachtssong „Must Be Santa“ zeigte ebenso wie der Film „Masked and Anonymus“ schon ein Faible für abseitige Komik die ganz im Gegensatz zum ernsten Auftreten des Cowboys mit der näselnden Stimme stand.
Das Video zu „Duquesne Whistle“, der ersten Single des kommenden Albums „Tempest“, beginnt wie eine typische Independent-Kino Lovestory. Da sitzt ein nett und harmlos aussehender junger Typ mit Wuschelhaaren an der Straßenseite und wirft Spielkarten in eine alte Blechdose bis sein Blick eine Ponyfrisurfrau erfasst die, natürlich, gerade aus der Tür eines schönen, altmodischen Kinos tritt. Er folgt ihr und versucht mit verschiedenen Gestens, von Chaplin-Slapstick über Astaire-Straßensteppschritte, ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen. Unbemerkt klaut er eine Rose und taucht mit dieser, nachdem er auf einer unsichtbaren Treppe vor der Kühlerhaube des Autos, in dem sie verschwunden ist, abgetaucht ist, im Seitenfenster des Autos wieder auf. Soweit also das Romantikkino a la 500 (Days of Summer) oder Woody Allen für Jüngere. Statt einem Kuss oder Lächeln gibt es allerdings eine volle Ladung Pfefferspray für den Romeo.
In einer Parallelhandlung wird dem Zuschauer ein brilliant-schräges Bild geboten: Bob Dylan schreitet, mit weißem Cowboyhut und schwarzem Elder-Countryman Outfit, als Anführer einer Gang aus Gangstern, Transvestiten und einem Kiss-Klon durch nächtliche Straßen und singt in feinster Ironie: »You say I’m a gambler, you say I’m a pimp / But I ain’t neither one«. Wirklich?
Mit diesem Bild kippt auch die Handlung ins schräge und vor allem fiese. Der zweite Versuch des Jeansjackendonjuans führt ins Gefängnis und eine, an Resevoir Dogs erinnernden Szene, in einer ehemaligen Fabrikhalle,inklusive fieser Schläger und Baseballsticks. Wie es weitergeht mag jeder selbst sehen:
Autor: Johannes Hertwig
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