Boatpeople – Teil 2: Wie hängen Oslo und Libyen zusammen?

Wie ernst es den Nato-Partnern mit dem Schutz von Menschenleben ist, lässt sich derzeit auf dem Mittelmeer beobachten: Dort verrecken derzeit wieder besonders viele Menschen, die per Boot aus Nordafrika fliehen. Ein neuer Höhepunkt im schon lang andauernden Flüchtlingsdrama bildet das Bekanntwerden eine neuen Katastrophe, die sich vor Lampedusa abgespielt hat. Die italienische Küstenwache rettete 370 Menschen von einem überladenen, manövrierunfähigen Flüchtingsschiff, nachdem bereits mindestens 100 Menschen an Durst, Hunger und Erschöpfung gestorben sind.

Das Schiff kam aus Libyen, wo die Nato seit Monaten die Zivilbevölkerung mit Bombenterror vor Muhammar al Gadafi schützt. Das macht sie offenbar so effektiv, dass die Leute keinen anderen Ausweg mehr sehen als die Flucht aus ihrem Land. Vor Gadafi sind die Leute 40 Jahre lang nicht geflohen. In Libyen ging es ihnen ja auch vergleichsweise gut. Nun hat die Nato in wenigen Monaten geschafft, das Land soweit in den Abgrund zu treiben, dass immer mehr Libyer keine Lebensperspektive für sich mehr sehen, sondern lieber versuchen, auf einem Seelenverkäufer nach Europa zu gelangen.

Das war bestimmt nicht so gemeint, denn genau diese Nato hat den Leuten im konkreten Fall nicht geholfen: Weil sich das Flüchtlingsschiff noch relativ weit von Lampedusa befand, bat die italienische Küstenwache ein in der Nähe liegendes Nato-Kriegsschiff um Hilfe. Dieses lehnte den Rettungseinsatz jedoch ab. Deshalb starteten die Boote der italienischen Küstenwache, weshalb die Hilfe deutlich später kam. Gut, ein Kriegsschiff hat sicherlich besseres zu tun, als irgendwelche Zivilsten aus Seenot zu retten. Es sorgt im Gegenteil dafür, dass noch mehr verzweifelte Menschen die Flucht nach Europa antreten. In diesem Zusammenhang möchte ich Johan Galtung zitieren. Galtung ist ein norwegischer Konfliktforscher, der sich über den Zusammenhang zwischen dem Bombenanschlag auf Oslo und den norwegischen Bomben auf Libyen Gedanken gemacht hat. Die Berliner Zeitung hat kürzlich einen langen Artikel mit zehn Überlegungen von Galtung gebracht, wie man nun mit dem, was passiert ist, umgehen solle. In Punkt drei heißt es:

Uns Norweger hat die Wirkung dieser einzelnen norwegischen Düngemittelbombe zutiefst erschüttert. Gut denkbar, dass es den Libyern, die mit den Folgewirkungen der 501 norwegischen Bomben fertig werden müssen, ähnlich geht. Das norwegische Entsetzen über das Massaker an unseren arglosen Mitbürgern sitzt tief. Gut denkbar, dass es afghanischen Bürgern durch Operation Enduring Freedom nicht anders geht. Gewalt ist stets die Niederlage der Vernunft. Wenn norwegische Gewaltanwendung von Breivik in Norwegen abzulehnen ist, so ist norwegische Gewaltanwendung in Libyen ebenfalls abzulehnen.



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