In Wackersdorf und Landshut entwickelt BMW derzeit Grundlagen für den Serienbau von Autos mit ultraleichter Carbon-Karosserie - 2013 sollen die ersten Fahrzeuge vom Band rollen.
Landshut (obx -internet-zeitung) - Elektroautos sollen uns in Zukunft ohne Umweltbelastung mobil machen. Ihr Nachteil: geringe Reichweite und ihr Gewicht aufgrund schwerer Batterien. Das Gewichtsproblem sollen künftig ultraleichte Karosserien aus Carbon ausgleichen. Der innovative Werkstoff ist trotz seiner Leichtigkeit stabiler als Stahl. Als weltweit erster Automobilkonzern will die BMW AG ein Elektroauto aus Carbon zur Serienreife bringen. In den Forschungszentren und Werken im oberpfälzischen Wackersdorf und im niederbayerischen Landshut hat der Konzern in den letzten Jahren Millionen investiert, um das weltweite Rennen um das erste Carbon-Auto für sich zu entscheiden.
Wo in den achtziger Jahren die technische Vision von einer atomaren Wiederaufbereitungsanlage grandios gescheitert ist, arbeitet BMW heute an den Elektroautos von morgen. Im Innovationspark Wackersdorf veredelt der Konzern zusammen mit einer Spezialfirma Carbonfasern so, dass sie in Serie zu Autokarosserien geformt werden können.
Statt Stahlpressen laufen in Wackersdorf dazu Webmaschinen, die aus den Carbonfasern weiche graue Matten flechten. Vermischt mit Kunstharz werden aus diesen Matten im BMW-Werk Landshut "stahlharte" und federleichte Karosserieteile. Rund 60 Millionen Euro und etwa 200 Arbeitsplätze hat BMW bisher in die Carbon-Produktion in Ostbayern investiert, doch das ist nur ein Anfang.
Carbon ist reinster Kohlenstoff und wiegt trotz gleicher Stabilität nur rund die Hälfte von Stahl. Aluminium spart dagegen "nur" etwa 30 Prozent an Gewicht. Außerdem punktet Carbon mit Rostfreiheit und Langlebigkeit. Hat sich der innovative Werkstoff im Flugzeugbau, bei Formel-1-Autos oder bei Sportgeräten wie Fahrrädern, Ski und Tennisschlägern bereits bewährt, steht der Beweis der Eignung für die Serienfertigung im Autobau noch aus.
Ab 2013 will BMW die Probe aufs Exempel starten. Gelingt es dem Konzern, die Massentauglichkeit des faszinierenden Werkstoffs in der Praxis zu beweisen, winkt weit mehr, als nur die Marktführerschaft bei Elektroautos. Der Autobauer könnte in Ostbayern eine neue industrielle Epoche einläuten - eine Ära des Carbons anstelle von Stahl.