Nachdem die Terrorwarnungen sich so konkret gegen das Parlamentsgebäude richteten, ließ Innenminister Thomas de Maiziere konsequenterweise sofort alle Flughäfen, Bahnhöfe und andere neuralgischen Orten verstärkt bewachen und durch Polizisten sichern, die den Auftrag hatten, für herbeieilende Fotografen und Filmteams jederzeit den Finger an den Abzug ihrer gesicherten Waffen zu legen. Vor dem Berliner Reichstag wurden Absperrgitter aufgestellt, mit denen aus dem "indisch-pakistanischen Grenzgebiet"(de Maiziere) eingereiste Terrorgruppen aufgehalten werden sollen. Der "Spiegel" schilderte unterdessen das von einem Redaktionskollektiv bei einem gemütlichen Abendessen und viel Wein ausgedachte bevorzugte Szenario der Angreifer: Die Gruppe, die "ganz konkret" am 22. November in den Vereinigten Arabischen Emirakten ankomme, dort neue Pässe erhalte und dann nach deutschland weiterreise, wolle "im Deutschen Bundestag Geiseln nehmen", gleichzeitig aber auch "mit Schusswaffen ein Blutbad anrichten". Diese sinnfreie Kombination sei noch in keinem der augenblicklich bei Amazon lieferbaren 74.000 Terrorthriller ausprobiert worden, man sei gespannt, wie es laufen werde.
Alle Informationen über den Planungstand in der Angelegenheit "Angriff auf Berlin" stammen nach "Spiegel"-Recherchen in anderen Zeitungen diesmal auch nicht von einem selbsterfundenen "leitenden BKA-Beamten in Seelenpein, der sich dem Magazin offenbaren" wollte wie einst in Bad Kleinen dem führenden Volksdichter Hans Leyendecker, sondern von einem durchaus auch im richtigen Leben denkbaren Dschihadisten, der sich "im Ausland aufhalte" und sich "in den vergangenen Tagen mehrmals telefonisch an das Bundeskriminalamt gewandt" habe. Der Mann wolle aussteigen, finde aber in keinem der zahlreichen Aussteigerangebote für Rechtsextreme ein passendes Angebot.
Seinen Angaben nach sei ein sechsköpfiges Terrorkommande der schiitisch-indischen Gruppe "Saif" ("Schwert") derzeit auf dem Weg nach Deutschland, zwei Gewaöttäter seien bereits vor sechs bis acht Wochen nach Berlin gereist und dort untergetaucht. Vier weitere Attentäter, ein Deutscher, ein Türke, ein Nordafrikaner und ein Mann, dessen Identität nicht einmal Thomas de Maiziere selbt kennt, warteten derzeit auf ihre Abreise. Jedoch sei Fliegen derzeit sehr unsicher, es müsse jederzeit mit Anschlägen gerechnet werden, was alle Anschlagspläne für Deutschland durchkreuzen würde. Niemand in der Chefetage von Al Kaida wolle dieses Risiko eingehen. Deshalb sei der Anschlagstermin, der von de Maiziere vorgestern noch auf kommenden Montag festgesetzt war, jetzt auf "Februar oder März" verlegt worden. Bis dahin reiche es, im Minutenrhythmus von einem drohenden Blutbad im Reichstag zu sprechen, zumal ja auch noch die Weihnachtsferien anständen.