Blue Ruin

Ein Mann nimmt blutige Rache und findet sich in einer hoffnungslosen Gewaltspirale wieder. Blue Ruin zeigt was ein gelungenes Kickstarter-Projekt sein kann und was man mit einer einfachen Idee, guten Schauspielern und wenig Geld machen kann.

Dwight (Macon Blair) lebt verwahrlost und zurückgezogen in seinem rostigen Auto, ernährt sich von Überresten und finanziert sich von verlorenem Geld. Als ihm eine Polizistin mitteilt, dass der Mörder seiner Eltern aus dem Gefängnis entlassen wird, kennt Dwight nur ein Ziel: seine Eltern rächen. Der blutige Mord gelingt, doch ihm unterläuft ein Fehler und bringt damit auch das Leben seiner Schwester Sam (Amy Hargreaves) und deren Kinder in Gefahr. Nun setzt Dwight alles daran diesen Fehler wieder gut zu machen, damit Sam keine Gefahr mehr droht. Natürlich ist das nicht so einfach und er verstrickt sich immer mehr in eine gewaltsame Konfrontation.

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Blue Ruin von Jeremy Saulnier ist ein Kickstarter-Projekt wie es sein sollte und beweist, was die richtigen Leute dank dieser Plattform und Finanzierungsmöglichkeit auf die Beine stellen können. Eine einfache, geradlinige Geschichte, die jedoch dank seines innerlich gebeutelten Protagonisten in keiner Sekunde an Spannung oder Dramatik einbüßt. Dwight ist eine beinahe Shakespearische Figur, versucht er eigentlich nur das in seinen Augen richtige zu machen, doch stößt er dabei auf unbekannte und nicht bedachte antagonistische Kräfte. Verzweifelt bemüht er sich eine friedliche Lösung zu finden, doch die von ihm in Gang gesetzte Ereigniskette lässt sich nicht mehr gewaltlos lösen und er findet sich in seinem Schicksal gefangen, aus dem es keinen Ausweg und keine Gewinner zu geben scheint.

Erzählt wird Blue Ruin in ruhigen, beinahe banalen Bildern. In ihrer unaufgeregten Art bilden sie einen starken Kontrast zu manch pompös inszenierten Thrillern, die es bevorzugen auf übertriebene Manierismen zu setzen, statt auf die Psychologie ihrer Figuren und die schiere vernichtende Kraft von Gewalt. Blue Ruin scheut nicht davor zurück Gewalt zu zeigen, doch viel wichtiger als die Darstellung brutaler Szenen ist Jeremy Saulnier die Frage, wie jene Momente die Emotionen und das Leben seines Protagonisten langsam von innen heraus zerfressen und vergiften. Es wirkt beinahe so, als wollte Blue Ruin vor den Gefahren von Gewalt warnen, denn wer einmal diesen Weg beschreitet, für den gibt es kein zurück mehr. Auch Dwight wird diese Erkenntnis schmerzhaft bewusst.

Überraschend ist zudem, wie es Saulnier gelingt über den ausschließlich auf seinen Protagonisten fokussierten Blickwinkel den Nebenfiguren dennoch Profil zu verleihen. Obwohl allen anderen Figuren nur ein marginaler Spielraum gewährt wird, wirken die wenigsten von ihnen plump oder eindimensional. Einzige Ausnahme dazu bilden die finalen Antagonisten, die leider ins Klischee abdriften und dadurch nicht die notwendige Gewichtung erhalten, die gerade für den Abschluss notwendig gewesen wäre. Obwohl die fatalistischen Züge von Dwights Reise dadurch nicht geschmälert werden, hätte Saulnier hier vielleicht sogar noch mehr herausholen können um den größtmöglichen Impakt auf den Zuschauer zu haben.

Aber auch trotz diesem Manko ist Blue Ruin ein beeindruckender Thriller, dem es gelingt seine Hauptfigur (die Macon Blair übrigens gleichermaßen intensiv und unsicher, aber durchwegs hervorragend spielt) in eine ausweglose Situation zu manövrieren – in die er sich noch dazu aus eigener Schuld hineinbegeben hat – und man trotzdem mit ihm mitfiebert. Nicht mal die Tatsache, dass die Geschichte derart geradlinig ist, dass sie schon größtenteils vorhersehbar wird, tut der Spannung keinen Abbruch. Der Zuschauer hofft und bangt – aber genau wie Dwight, muss man schließlich die Hoffnungslosigkeit des Ganzen realisieren.

Regie und Drehbuch: Jeremy Saulnier
Darsteller: Macon Blair, Devin Ratray, Amy Hargreaves, Kevin Kolack, Eve Plumb, David W. Thompson
Filmlänge: 90 Minuten, Kinostart: 11.12.2014, blueruinmovie.com


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