Wenn sie sich fürchten, kommen sie nicht mehr in dein Bett gekrochen.
Ihre Geheimnisse vertrauen sie anderen an.
Haben sie sich auf irgend eine Weise weh getan, kommen sie nicht mehr weinend zu dir gerannt, um sich trösten zu lassen.
Ihre Bewunderung für dich bringen sie nur noch äusserst selten zum Ausdruck und wenn doch, dann meist als ironische Bemerkung kaschiert.
Wenn du abends weggehst, weinen sie dir keine Träne nach, es sei denn, du hättest die Fernbedienung mitgenommen, um sie vom fernsehen abzuhalten.
Wühlst du in ihrem Beisein in deinen Kindheitserinnerungen, hören sie dir nicht mehr gebannt zu, sondern fallen dir irgendwann ins Wort, um zu sagen: „Ja, ich weiss, da hattest du ganz schreckliche Angst und deine Schwester musste dir wieder die Geschichte von der lustigen Watschelente erzählen, damit du einschlafen konntest. Hast du uns schon hundertmal erzählt…“
Seid ihr gemeinsam unterwegs, halten sie nicht mehr voller Stolz deine Hand. Viel lieber halten sie ein wenig Distanz, um nicht mit dir in Verbindung gebracht zu werden.
Was dir gehört, finden sie nicht mehr unglaublich toll, sondern ziemlich altbacken und peinlich.
Machst du etwas falsch, sagen sie nicht mehr: „Schon okay, Mama“, denn dein Fehler liefert ihnen eine Gelegenheit, dir endlich einmal ins Gesicht zu sagen, was sie schon immer doof fanden.
Nicht selten fällst du ihnen schlicht und einfach auf die Nerven.
Dennoch wäre es ganz und gar falsch, zu glauben, sie würden dich nicht mehr brauchen und hätten kein Bedürfnis mehr, von dir zu hören, dass du immer für sie da sein wirst und dass du sie über alles liebst.