Bloomsday

Der 16. Juni 1904 ist für den irischen Annoncenmakler Leopold Bloom ein ganz normaler Tag, an dem er seinen alltäglichen Verrichtungen und Geschäften in der irischen Hauptstadt Dublin nachgeht. Soweit eigentlich nichts besonderes, wenn dies nicht zugleich die Grundlage eines der bekanntesten Bücher des 20. Jahrhunderts darstellen würde. Denn Bloom ist der fiktive Protagonist in Ulysses, dem im Jahre 1922 publizierten Hauptwerks des irischen Schriftstellers James Joyce (1882-1942), der hier in 18 Episoden minutiös die (häufig trivialen) Ereignisse und Begegnungen eines labyrinthischen Gangs durch Dublin beschreibt. Fans des Romans haben daher in Anlehnung an den Namen der Hauptfigur den heutigen 16. Juni zum Bloomsday erklärt. Ein wahrlich kurioser Feiertag.

Kuriose Feiertage - 16. Juni - Bloomsday (c) www.discoverirelandmedia.com

Der weltweit einzige Feiertag für eine Romanfigur

Obwohl der Bloomsday nach wie vor kein gesetzlicher Feiertag auf der Grünen Insel ist, wird er inzwischen in vielen irischen Kalendern aufgeführt. Insofern lässt sich mit Fug und Recht festhalten, dass dies weltweit tatsächlich der einzige kuriose Feiertag ist, der einer Romanfigur gewidmet ist. Nun wissen wir zwar, dass die irische Nation ihre zahlreichen Schriftsteller und Autoren ehrt und achtet, aber ein wesentlicher Grund für die Popularität des Bloomsday liegt in seiner touristischen Bedeutung für die Stadt Dublin, dem Schauplatz des Geschehens in Ulysses: So finden nicht nur am 16. Juni selbst, sondern eigentlich das ganze Jahr hindurch geführte Touren durch die irische Metropole statt, Bronzeplaketten im Straßenbelag weisen auf die jeweiligen Orte des Romans hin und Dublin veranstaltete anlässlich des hundertsten Jahrestages des Bloomsday von April bis August 2004 zahlreiche Feierlichkeiten und Events unter dem Motto ReJoyce Dublin 2004.

Eine kurze Historie des Bloomsday

Streng genommen geht die die erste öffentliche Bloomsday-Feier auf James Joyce selbst und den 16. Juni 1929 zurück. Joyce hatte in der Nähe von Paris ein Hotel namens Leopold entdecket und neben seiner Familie auch seine Verlegerin Sylvia Beach sowie einige befreundete Schriftsteller zu einem déjeuner Ulysses geladen. Offiziell wurde dieser kuriose Feiertag allerdings erst im Jahre 1954, in dem sich eine kleine Schriftsteller-Gruppe um Patrick Kavanagh, der Dichter John Ryan und Flann O’Brien zu einem Ausflug zum Martello-Turm nach Sandymount aufmachte, dem Ort, wo das erste Kapitel des Ulysses beginnt. Darf man diversen Berichten glauben, muss dieser Ausflug in einem ziemlichen Besäufnis geendet sein. Die Sache mit dem Alkohol spielt aber auch heute noch beim Bloomsday eine zentrale Rolle Schon in den frühen Morgenstunden des 16. Juni versammeln sich zahlreiche Blooms-Fans an den diversen Orten des Romans oder starten direkt in einem der zahlreichen Pubs in Dublin. Die klassische Variante zur Feier des Bloomsday sollte allerdings die folgenden Stationen enthalten. Wir zitieren an dieser Stelle die deutsche Wikipedia-Seite zu diesem kuriosen Feiertag:

  • Ausgangspunkt: Eccles Street Nr. 7, Blooms Wohnhaus im Norden Dublins (das Haus wurde abgerissen, die Original-Haustür findet sich im James-Joyce-Centre, einige Häuser weiter).
  • Ulysses am Joyce Tower lesen (Sandycove)
  • ein Bad am Forty Foot nehmen (auch Sandycove)
  • ein Gorgonzolabrot und ein Glas Burgunder bei Davy Byrne’s (21, Duke Street, Nähe Grafton Street) zu sich nehmen. Dieses außergewöhnliche Menü findet sich nur am Bloomsday auf der Speisekarte.
  • Zitronenseife bei Sweny’s in Lincoln Place kaufen (für die Hosentasche). Bei dieser Gelegenheit die Petition zum Erhalt des Gebäudes unterzeichnen.
  • Eine (leicht angebrannte) in Butter gebratene Schweineniere zum Frühstück essen.
  • sich am Strand von Sandymount unanständigen Dingen hingeben
  • Endpunkt: Custom House an der Liffey.

Viele Fans zelebrieren diesen Tag, indem sie Kostüme aus König Edwards Zeiten tragen, die zumeist in dunklen Farben gehalten ist. Weiterhin tragen viele Männer zu diesem Anlass einen Qualitätshu – kein Rechtschreibfehler, sondern Leopold Bloom trägt im Roman tatsächlich einen Hu, weil das fehlende T der Aufschrift im Lederband schon abgerieben ist. Auch das Singen von irischen Folksongs, die im Roman auftauchen, ist weit verbreitet. In diesem Jahr gibt es für alle deutschen Fans noch ein ganz besonderes Highlight, denn SWR2 sendet seit 8:00 Uhr morgens eine 22-stündige Hörspielfassung des Romans, die als Neubearbeitung des Stoffes sicherlich einen Standard setzen wird.

Weitere Infos zum Bloomsday liefern folgende Seiten


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