Gestern waren meine Freundin und ich in einer kleinen Cocktailbar in Bad Salzuflen, zu deren Cocktail-Mix-Kurs mir Merle einen Gutschein zum Geburtstag geschenkt hatte. Freude – ich trinke für mein Leben gerne Cocktails, habe aber nie auch nur ansatzweise selbst einen professionell kredenzt.
Schlag 16h rauschen Merle und ich gehetzt in den kleinen, zugigen Raum und werden von dem eleganten, ganz in schwarz gekleideten Bartender empfangen, der den Kurs heute gibt. An der Bar sitzen 2 Päärchen (wird der Plural von Paar so geschrieben???) und 2 Frauen, die nicht so aussahen, als wären sie sexuell miteinander verbandelt. Nette Runde, doch die Stimmung will irgendwie nicht aufkommen. Es bleibt, der Temperatur angemessen, kühl im Raum.
Elley, der nonchalente Barkeeper lässt die Theorie weg, verteilt Schürzen und bittet uns hinter den Tresen. Paar für Paar darf jeder einen Cocktail zaubern. Dabei erklärt er die einzelnen Utensilien und wozu man sie verwendet. Vor allem: WIE man sie verwendet. Nicht unwichtig! Als Elley uns klar macht, wie man die richtige Menge an Alkoholika in den Trank füllt (Flasche reinhalten, 1 – 2 – 3 zählen und du hast 2 cl), entfährt mir ein doofer Spruch: „Komisch, normal geht das doch immer: du trinkst 3 und hast 2 Promille!“ Alles lacht. Sehr gut – Hoffnung auf einen witzigen Abend!
Die meisten, die diesen Blog lesen, kennen wahrscheinlich meinen Artikel „Last Exit Floskelhausen“. Da beschreibe ich eine Situation mit einem mich interviewenden Journalisten, der in einer Tour mit Floskeln um sich geschmissen hat. Nun, hier an der Bar stehe ich neben dem Gott der Floskeldrescher. (Nennen wir ihn mal) Rouven haut innerhalb von ein paar Minuten dermaßen viele schlechte Floskeln aus der Seite, dass ich nicht weiß, ob ich meinem Drang nachgeben soll, mal zu schauen, ob er einen Aufziehschlüssel im Rücken hat, oder weiter lässig über Sprüche wie: „Das kann ja Eiter werden!“ und „Holsten knallt am Dollsten!“ hinweggrinsen soll. Rouven, der im Profil starke Ähnlichkeit mit Tim von Tim und Struppi hat, schickt den meisten beknackten Sprüchen auch noch ein derart lautstarkes Lachen hinterher, dass ich diverse Male sicherstelle, ob ich aus den Ohren blute.
So, mein erster Cocktail. Ein „Sex on the beach“. Bisschen hiervon, bisschen davon. Ok, hat geklappt! Mein Drink ist fertig und ich halte ihn mit dem Stolz einer muttergewordenen Hirschkuh in die Höhe. Insgeheim rechne ich damit, dass Spanien mich bittet, ihrem Fussballmeister beizubringen, wie man eine Auszeichnung hält, ohne dass sie vom Mannschaftsbus fällt und unter die Räder kommt. (kleiner Insider, nach dem Malheur in Madrid). Schön sieht er aus, mein „Sex on the beach“. Mitten im Gedanken fragt mich Elley: und wie hast du es gemacht? Ich bin kurz irritiert und frage: „Meinst du Sex on the beach oder diesen Cocktail?“ Er lacht. Gutes Zeichen. Er hat Humor. Wichtig im Umgang mit mir
Diverse Cocktails folgen. Jeder probiert bei jedem und verkündet sein Urteil. Schnell merke ich, dass ich ordentlich angetütert bin. Macht nix, weiter gehts. Ich darf meinen absoluten Lieblingscocktail zaubern. Eine Bloody Mary – so, wie ICH sie mag – ordentlich Tabasco. Es schmeckt sensationell. Als Fabian, der stille, aber nicht minder witzige Koch in unserer Runde, einen Wodka-Martini mit Olive kredenzt, bin ich um einen neuen Lieblingscocktail reicher.
Ich sehe in der Bar einen Humidor stehen und frage Elley, ob er Zigarren hat. Hat er. Herrlich. Als Nichtraucherin mache ich mir nüscht aus Zigaretten – habe ich nie, werd ich nie – aber Zigarren finde ich toll. Er schenkt mir eine leckere und weiter ab an die Bar.
Als ich nun den Long Island Ice Tea zubereiten darf (davon gibt es ein sehr witziges Video, von dem ich erst dachte es herein zu stellen, dann aber davon abgesehen habe, weil es doch zuuuuu was-auch-immer ist, wie ich heute morgen festgestellt habe), ist mir schnell klar: Dani, du bist voll wie 1000 Russen. Eine SMS, die ich unserem besten Freund schicke, hat den Wortlaut: Jochn, icg bin tital vill!!! - Phase 4: erreicht!!!
Ein witziger Abend geht zu Ende und es tut mir fast schon leid, dass Bad Salzuflen so weit weg ist. Zwar kann Elley nicht mit Bartender-Größen wie Giovanni aus der Culina-Bar oder dem phantastischen Tino Hiller aus der Reingold-Bar in Berlin mithalten, aber er hat einen wirklich gelungenen Abend gezaubert, der Einblick in die Cocktailzubereitung und die Wirkung von starken Alkoholika auf das Zentrale Nervensystem geboten hat.
Einen herzlichen Gruß an ihn und alle Teilnehmer des Kurses. Es hat total Spaß mit euch gemacht. Gerne wieder!!!
PS: das Video ist natürlich einsehbar. Bitte anschreiben, es ist nur für vertraute Augen gedacht.