Interview mit Gemma
Ich hoffe, ihr hattet alle eine schöne Weihnachtszeit. Weihnachten ist zwar gerade vorbei, aber hier gibt es am Ende der Blogtour auch etwas geschenkt. Was genau und wie alles abläuft, erfahrt ihr hier oder wenn ihr auf das Banner klickt. Die Blogtour dauert 7 Tage und beginnt heute. Welche Stationen dabei sind und was ihr alles Neues entdecken könnt, ist am Ende des Interviews zu finden.
Jetzt aber erst einmal das Interview mit Gemma. Sie ist die Hauptperson im ersten Band “Zeitgenossen (1) – Gemmas Verwandlung” von Hope Cavendish und besuchte mich in Hamburg.
Mel: Hallo Gemma, schön das du mich in Hamburg besuchen kommst. Wie war dein Flug?
Gemma: Sehr angenehm. Und unglaublich kurz. Ich sollte mich ja inzwischen daran gewöhnt haben, aber ich bin immer wieder überrascht. *lächelt*
Mel:
Ja, das kann ich gut verstehen. Du hast ja schon so einige
Transportmöglichkeiten kennengelernt. Immerhin bist du schon eine ganze Weile auf der Welt. Wie hast du dich denn früher so fortbewegt, um von einer Stadt oder Land in das Andere zu kommen?
Gemma: Nun, ich wurde ja im Jahre 1574 geboren. Zu jener Zeit war man üblicherweise zu Fuß unterwegs. Für längere Strecken nahm man das Pferd beziehungsweise die Postkutsche. Um von London zu dir nach Hamburg zu kommen, hätte ich zudem mit dem Segelschiff den Ärmelkanal überqueren müssen. Diese Reise hätte damals gut und gerne über zwei Wochen gedauert.
Als dann später Transportmittel wie die Eisenbahn, das Auto und das
Flugzeug erfunden wurden, hat dies das Reisen jedes Mal wieder aufs Neue revolutioniert.
Mel: Oh wow, das ist lang. Gut, dass wir jetzt leben.
Gemma: Andererseits hatte jene langsame Art zu reisen auch ihre Vorteile. Man wurde zwar während der holprigen Fahrt in der Postkutsche oft durchgerüttelt, dafür sah man am wiederum viel mehr von der Welt. Heutzutage steige ich in London ins Flugzeug und eine Stunde später in Hamburg wieder aus – von der vielerorts schönen Landschaft auf dem Weg dorthin sehe ich nicht sehr viel.
Mel: Das stimmt.
Du erwähntest gerade, dass du 1574 geboren wurdest. Da hast du
bestimmt so einiges miterlebt. Wie ist es so, wenn man an allen
historischen Ereignissen teilnehmen kann oder besser muss? So wie
der große Brand in London.
Gemma: Nun ja, alle historischen Ereignisse habe ich – glücklicherweise – nicht miterlebt, aber doch sehr viele. Der große Brand von London war für mich damals ein sehr einschneidendes Erlebnis, vor allem, weil ich nicht mitbekommen hatte, wie stark sich das Feuer ausbreitete und ich dann fast schon überall von Flammen umzingelt war. Zum Glück wurde ich gerettet, aber der Brand hatte seinerzeit vier Fünftel des Londoner Zentrums zerstört, nahezu alle mittelalterlichen Bauten. Über 100.000 Menschen wurden obdachlos, angeblich starben jedoch nur sechs, was mir eigentlich unfassbar erscheint.
Mel: Ok, das nur sechs Menschen starben ist schon etwas verwunderlich.
In Hamburg gab es auch mal einen großen Brand, 1842. Über drei Tage wütete das Feuer und zerstörte fast die ganze Altstadt. Dabei kamen
ca. 51 Menschen ums Leben und 20.000 wurden obdachlos. So etwas ist immer schlimm.
Welche Vorteile hatte es dann damals zu leben? Bisher hatte ich immer den Eindruck, dass man sich nicht richtig waschen konnte und so. Allerdings fand ich die Kleider sehr schick, wenn man in der richtigen Liga gespielt hat. Was sagen denn deine Erfahrungen dazu?
Gemma: *Lacht*
Mit der richtigen Liga meinst du vermutlich den gesellschaftlichen Status? Ja, der spielte damals eine sehr große Rolle, wesentlich mehr als in der heutigen Zeit. Aber nicht nur in Bezug auf die Kleidung, sondern zum Beispiel auch bei den Bequemlichkeiten des Alltags. Wer reich war, konnte sich genügend Diener leisten, die einem das Wasser vom Fluss oder den städtischen Brunnen ins Haus trug. Aber auch wer ärmer war, konnte sich regelmäßig waschen. Es war natürlich alles ein wenig umständlicher, da ich nicht wie heute einfach schnell unter die Dusche springen konnte. Das Wasser musste erst ins Haus getragen und dann über dem Feuer erhitzt werden, bevor man es in die Wanne gießen und ein Bad nehmen konnte.
Die von dir erwähnte Kleidung hingegen war vielleicht für Angehörige der oberen Schichten ganz schick aber oftmals auch reichlich unbequem. Als Frau warst du gezwungen, dich in ein Korsett zu schnüren, du musstest zwischen Unterrock und Rock üblicherweise noch eine steife Krinoline tragen, oft sogar noch zusätzliche angeschnallte Hüftpolster, damit der Rock der Mode entsprechend voluminös abstand. Unter Adligen sehr beliebt war damals auch eine steife Halskrause, die ich persönlich ausgesprochen unbequem fand. Insofern hatten es die einfacheren Leute zumindest in Bezug auf die Kleidung leichter, da sie nicht solchen gesellschaftlichen Konventionen unterworfen waren.
Um deine Frage nach den Vorteilen des damaligen Lebens zu beantworten:
Auch wenn der Alltag damals oft härter und unbequemer war, da es noch nicht so viele technische Errungenschaften gab, so war es doch auch einfacher. Viele Erfindungen der Neuzeit verlangen von mir auch viel mehr Aufmerksamkeit und Verantwortung ab.
Mel: *kicher*
Ja, da hast du wahrscheinlich recht, bequem war das alles nicht. Einen
Diener zu haben, was aber bestimmt sehr praktisch.
Lebst du denn lieber heute oder damals?
Gemma: Das ist schwierig zu beantworten. Ich habe inzwischen ja schon viele verschiedene Zeiten erlebt und jede hatte so ihren Reiz. In einer guten Stunde von London nach Hamburg zu kommen oder per Handy meine Freunde jederzeit erreichen zu können, ist großartig. Andererseits denke ich manchmal, dass das Leben seinerzeit stressfreier war – eben gerade weil viele Dinge, wie zum Beispiel das Reisen, damals langsamer abliefen und weil man wiederum auch mehr Ruhe hatte, wenn man nicht immer und überall erreichbar war.
Mel: Das stimmt allerdings. Man hatte früher mehr Ruhe und weniger Stress. Wobei ich es schon sehr toll finde, innerhalb kurzer Zeit
von A nach B zu gelangen. Außerdem hat man als Frau dann doch
etwas mehr Rechte.
Überall erreichbar sein, ist zwar auch nicht immer gut, aber du kannst viel besser mit deinen Freunden in Kontakt bleiben. Da du ja auch gerne reist, ist es schon vorteilhaft, wenn man weiß wo seine Freunde so sind.
Ok, vielleicht sollten wir mal auf dein Alter zu sprechen kommen. Ich weiß darüber reden wir Frauen eher nicht so, aber die Leser interessiert dann doch wie es sein kann, dass du schon über 400 Jahre alt bist und somit schon so viel gesehen hast.
Gemma: Die Frauenrechte sind in der Tat ein wichtiges Argument, das für unsere heutige Zeit spricht. Ich lasse das manchmal ein wenig außer Acht, weil ich mir schon immer viel mehr Freiheiten herausgenommen habe, als es Frauen in damaligen Zeiten eigentlich erlaubt war. Der Grund hierfür hängt auch letztendlich mit der Ursache für mein hohes Alter zusammen:
Ich bin kein Mensch, sondern eine Vampirin und somit unsterblich. Wenn man diese Tatsache einmal realisiert hat, geht man anders durchs Leben als ein normaler Mensch.
Mel: Das stimmt natürlich. Wenn man unsterblich ist, vergeht die Zeit ja auch anders. Wie ist es so als Vampir? Trinkst du auch Menschenblut? Muss ich jetzt Angst haben oder hast du bevor du hergekommen bist etwas “gegessen”?
Gemma: Es wäre gelogen, wenn ich behaupten würde, dass der Durst auf Menschenblut bei mir nicht immer vorhanden wäre. Doch ich habe mich entschieden, keine Menschen zu verletzen, darum habe ich gelernt, diesen Durst unter Kontrolle zu halten. Stattdessen ernähre ich mich von Tierblut. Es schmeckt nicht ganz so süß und sättigt auch etwas weniger, aber es genügt. Es gab allerdings auch Momente in meinem Leben, an denen ich gezwungen war, Menschenblut zu mir zu nehmen.
Mel: Kann man Menschenblut mit einer Droge vergleichen? War es sehr schwer darauf wieder zu verzichten, nach dem du gezwungen warst, damit anzufangen?
Gemma: Mit einer Droge nicht, denn es macht nicht abhängig. Doch es schmeckt unfassbar verführerisch, und da unsere Sinne sehr stark sind, können wir dies bereits über den Geruch wahrnehmen. Zum Beispiel sehe ich in diesem Moment das Blut in deinen Adern pulsieren und kann seinen süßen Duft überdeutlich riechen. Doch keine Sorge, ich hatte ein paar Jahrhunderte Zeit, den Drang danach kontrollieren zu lernen. *Lächelt* Man kann widerstehen – selbst wenn man bereits einmal davon gekostet hat.
Mel: Da bin ich aber beruhigt.
Aber du hast schon einmal Menschen getötet. Hatte das einen bestimmten Grund?
Gemma: Ja, ich habe schon getötet, sowohl Artgenossen als auch Menschen, und nicht nur im Kampf. Die Meisten von ihnen waren grausame Menschen, die ihrerseits viel Leiden verursacht haben, aber ich bin dennoch nicht stolz darauf. Natürlich gab es einen Grund dafür, den gibt es immer. Als Mensch wäre ich vermutlich nicht in diese Situationen geraten. Aber als Mensch wäre ich selbst auch schon seit langer Zeit tot.
Mel: Ja, das stimmt wohl. Einen Grund gibt es immer. Auch heutzutage wünscht man sich, man könnte die schlechten Menschen einfach so eliminieren.
Bereust du es eigentlich ein Vampir geworden zu sein?
Gemma: Ich bin zwar nicht freiwillig zur Vampirin geworden, aber dennoch bereue ich dieses Leben nicht. Meinen Blutdurst habe ich schon lange im Griff und meine Unsterblichkeit ist trotz allem doch immer wieder ein Geschenk. Auch wenn es mitunter hart ist – vor allem, wenn man sterbliche Freunde verliert. So fühle ich mich gleichwohl privilegiert, weil ich so viel erleben durfte und dies auch weiterhin darf. Natürlich liegt dies größtenteils auch daran, dass ich unter meinen Artgenossen einige Freunde finden konnte, die mein Leben inzwischen schon seit ein paar Jahrhunderten begleiten. Wir haben gemeinsam Abenteuer erlebt, Feinde bekämpft, Glück und Leid kennengelernt. Sie sind meine Zeitgenossen und wissen wie ich, was es bedeutet, ein Vampir zu sein. Das hat zwischen uns enge Bande geknüpft.
Mel: Ja, Freunde sind wichtig.
Ich hab jetzt allerdings schon ein wenig Hunger. Was hältst du davon, wenn ich mir etwas zum Essen besorge und ich dir gleichzeitig die Stadt zeige.
Gemma: Sehr gerne.
Zusammen schlenderten wir dann durch die Stadt und schauten uns die Alster an. Für ein Eis war es zwar zu kalt, aber darum herum laufen, war kein Problem. Anschließend fuhren wir dann noch an den Hafen. Ich wünschte wirklich, Gemma wäre im Sommer vorbeigekommen, dann hätten wir den Strand auch noch besuchen können. Ok, für Gemma war das Wetter wahrscheinlich weniger ein Problem, als für mich.
Bevor ich dann verhungern konnte, sind wir noch zu meinem Lieblingsitaliener gegangen. Gemma war so lieb und leistete mir Gesellschaft.
Damit ging dann ein langer Tag für mich zu Ende. Gemma hat sich dann auch am nächsten Tag auf dem Weg zurück nach London gemacht.
Die teilnehmenden Blogs sind:
- Blogtag 1 – 06.01.2014 / Interview mit Gemma
Mel / Bookrecession - Blogtag 2 – 07.01.2014 / Jean-Marc führt durch das Paris des 17. Jahrhunderts
Nadine / Meine kleine Welt - Blogtag 3 – 08.01.2014 / Reale Ereignisse: Die Große Pest und der Große Brand von London
Beate / Lord Byrons Buchladen - Blogtag 4 – 09.01.2014 / Vorstellung der Nebenfiguren
Babs / Mein Leben - Blogtag 5 – 10.01.2014 / Vorstellung der Schauplätze
Moni / Süchtig nach Büchern - Blogtag 6 – 11.01.2014 / Momboisse stellt die Sybarites vor
Hope Cavendish - Blogtag 7 – 12.01.2014 / Interview mit Hope
Tara / Thoughts of Moon
So wie oben schon erwähnt, müsst ihr nur eine kleine Frage beantworten und schon habt ihr die Chance einen tollen Preis zu gewinnen. Was ihr gewinnen könnt, seht ihr hier.
Viel Glück!!!
Danke, dass ihr bis hierhin gelesen habt und ich drücke euch jetzt die Daumen, dass ihr etwas von den tollen Preisen gewinnt.
Viel Spaß bei der restlichen Blogtour. Falls ihr noch Fragen haben solltet, einfach eine Mail schreiben oder kommentieren.
Mel
Copyright liegt bei Melanie Döring. Zuwiderhandlung führt zu empfindlichen Strafen. Zur Nutzung einzelner Auszüge, fragen sie dies bitte an bei bookrecession@gmail.com an.
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