Heute macht die tolle Blogtour vom Acabus bei mir Halt.
Das Buch:
Das Buchland im Keller unter uns ist unglaublich viel mehr, als diese Aneinanderreihung von gefüllten Regalen. Dort findet man billige Klischees, abgedroschene Fantasien und halbe Wahrheiten direkt neben den großen göttlichen Ideen, die die Welt veränderten. Die ganze Kreativität der Menschheit.”
Dieses Antiquariat ist nicht wie andere Buchläden!
Das muss auch die gescheiterte Buchhändlerin Beatrice feststellen, als sie notgedrungen die Stelle im staubigen Antiquariat des ebenso verstaubt wirkenden Herrn Plana annimmt. Schnell merkt sie allerdings, dass dort so manches nicht mit rechten Dingen zugeht:
Wer verbirgt sich hinter den so antiquiert wirkenden Stammkunden “Eddie” und “Wolfgang”? Und welche Rolle spielt Herr Plana selbst, dessen Beziehung zu seinen Büchern scheinbar jede epische Distanz überwindet?
Doch noch ehe Beatrice all diese Geheimnisse lüften kann, gerät ihr Mann Ingo in große Gefahr und Beatrice setzt alles daran, ihn zu retten. Zusammen mit Herrn Plana begibt sie sich auf eine abenteuerliche Reise quer durch das mysteriöse Buchland. Dort treffen sie nicht nur blinde Buchbinder, griechische Göttinnen und die ein oder andere Leseratte, auch der Tod höchstpersönlich kreuzt ihren Weg.
Und schon bald steht fest: Es geht um viel mehr, als bloß darum, Ingo zu retten. Vielmehr gilt es, die Literatur selbst vor ihrem Untergang zu bewahren!
(Bildquelle: http://buchland.din-a4-story.de/html/buchland.html)
Der Autor:
Markus Walther, geboren 1972 in Köln, lebt seit 2006 mit seiner Frau und zwei Töchtern in Rösrath. Als ausgebildeter Werbetechniker begeisterte er sich bald für die Schriftgestaltung und machte sich 1998 als Kalligraph selbstständig.
Veröffentlichungen – Eine Auswahl:
Buchland (2013) / Engelskirchen – Ein literarischer Adventskalender (2012) / EspressoProsa (2012) / Kleine Scheißhausgeschichten (2010)
Die Blogtour war bis jetzt hier:
Interview mit Markus Walther:
Wie kamst du auf das „Buchland“ – also nicht auf den Buchtitel sondern tatsächlich auf das Land im Keller des Antiquariats?
Die Frage „Was wäre wenn …“ ist meistens der Ursprung meiner Geschichten. Vor ein paar Jahren bin ich über das Kunstwort „Buchland“ gestolpert. Die Artikelnummer (EAN) aller Waren verweist mit den ersten drei Ziffern auf das Herstellerland. Die einzige Ausnahme sind Bücher: Hier sind die ersten drei Ziffern immer 978 oder 979. Die Produktregistrierung ist somit im „Buchland“ erfolgt.
Also: Was wäre wenn es ein Buchland wirklich gäbe?
Die Vorstellung, dass alle Bücher einen gemeinsamen Ursprungsort haben, hat mich fasziniert.
Der Keller entstand aus der Notwendigkeit. Auf den ersten Blick sollte für meine Hauptdarstellerin erst mal alles „normal“ wirken. Ein Keller als Lagerplatz ist ja allgemein üblich.
Die Unendlichkeit der Bibliothek erschließt sich erst mit der Zeit und ist nicht auf unterirdische Gewölbe beschränkt.
Wurde dein „Maschinentelegraph“ durch Steampunk Vorlagen inspiriert?
Ja, natürlich. Das ganze Kapitel in dem der Maschinentelegraph erstmals erwähnt wird, spielt auf dieses Kunst- und Literaturgenre an. Ich habe mich bemüht die einzelnen Settings der Geschichte einer Literaturgattung zu widmen. Neben Steampunk findet man unter anderem auch Western, Fantasy, Sci-Fi oder auch Lyrik.Die alten klassischen Werke finden natürlich ebenso ihren festen Platz.
Steampunk ist als Genre vergleichsweise noch ziemlich jung. Um eine Reise ins Buchland anzutreten, konnte ich mir keinen besseren Einstieg vorstellen. Außerdem harmoniert es wunderbar mit der Sci-Fi von Jules Verne, die eingangs ja auch eine wichtige Rolle spielt. So konnte ich alt und neu vereinen.
Deine Kurzgeschichten in „Espresso Prosa“ und „Kleine Scheißhausgeschichten“ sind kurz und knackig. War der Umstieg von Kurzgeschichten zum Roman schwer?
Der Umstieg war äußerst schwer! Mit den Jahren habe ich mir einen sehr knappen Schreibstil angewöhnt. Wenig reden. Viel sagen. Und immer auf Pointen gezielt erzählen. Bei Geschichten im DIN-A4-Format ist das absolute Pflicht.
Doch um einen Roman zu schreiben, musste ich fast noch mal bei null anfangen. Dabei stand ich mir oftmals selbst im Weg: Ständig zweifelte ich, ob man dieses oder jenes so schreiben könne; ob der Aufbau funktioniert, ob die Charaktere stimmig sind und ob das große Ganze überhaupt erzählenswert und verständlich ist.
Eine Kurzgeschichte hat im Gegensatz zu einem Roman ganz andere Regeln. Die Shorties sind gradliniger, haben für gewöhnlich nicht so viele Erzählebenen und erlauben mitunter eine sehr experimentelle Herangehensweise.
Bei einem Romanprojekt öffnen sich mehrere Handlungsbögen, die punktgenau wieder geschlossen werden wollen. Das war für mich eine völlig neue Erfahrung.
Buchland ist ja angereichert mit vielen tollen Ideen und Fantasien. Wie bist du darauf gekommen?
Das ist schwer zu erklären. Grundzüge, Handlungselemente, einen groben Plot, Fragmente der Charaktere – mehr hatte ich zu Anfang nicht. Doch als ich die Geschichte plante, entfalteten sich für mich immer mehr Details. Während ich schrieb, hatte ich oft das Gefühl, dass sich die Geschichte von ganz alleine erzählt. Ich war nur noch der Schreiber, der alles in Worte zu kleiden hatte.
Dazu kam natürlich, dass ich viele alltägliche Begriffe der Literatur einbringen wollte. „Leseratten“ und „Bücherwürmer“ zum Beispiel. Dass diese aber etwas „anders“ sind, ist für mich Ehrensache.
Da du bisher eher Kurzgeschichten geschrieben haben, hat sich uns die Frage gestellt, wann du die Idee zu Buchland hattest und wie lang du dann daran geschrieben hast?
Unterbewusst ist Idee schon lange in mir gereift. Da ich viel mit anderen Autoren zu tun habe (ich war u.a. ein paar Jahre Moderator in einem Autorenforum), weiß ich welche unterschiedlichen Charaktere und Ansichten, Motivationen und Leidenschaften am Werke sind. Außerdem beobachte ich interessiert den Wandel im Bücherwald. In den letzten fünf Jahren hat sich da viel getan. Großverlage, Kleinverlage, DKZ-Verlage, Selfpublishing und Ebooks: Vor fünf Jahren waren die Karten für die Akteure im Buchgeschäft völlig anders vergeben als sie das heute sind.
Kurz nachdem der Acabus Verlag und ich die Lektoratsarbeiten an „EspressoProsa“ beendet hatten, wurde die Grundidee zu Buchland reif. Aber ich stellte ziemlich schnell fest, dass das, was mir vorschwebte, nicht auf eine oder zwei Din-A4-Seiten passt.
Als ich mit der Idee bei meiner Frau vorsprach ,kam ein recht verhaltenes “Mach doch mal.” Und auch Freunde und Bekannte ließen mein Vorhaben ziemlich kalt. Ich glaube, dass nicht nur ich an meinem Durchhaltevermögen gezweifelt habe.
Doch mir stand der Sinn nach „Neuland“ und das erste Kapitel „Vom Gewicht der Worte“ geisterte in meinen Gedanken umher …
Gibt es Menschen, die dich im Schreiben beeinflusst haben? Sowas wie Vorbilder?
Ich lese viel Terry Pratchett. Seine Art Humor und Philosophie zu kombinieren ist meisterlich. Gleiches gilt für Douglas Adams. Geprägt haben mich wahrscheinlich auch Michael Ende mit seiner „Unendlichen Geschichte“ und Stephen King mit Kurzgeschichten a la „Quitters Inc.“
Was ist dein Lieblingsbuch und warum?
Puh! Ich darf nur ein Buch benennen? Dann sage ich mal „Eine Insel“. Es ist süffisant erzählt, dass ich es mir immer wieder anhören (ich mag Hörbücher) und durchlesen kann. Es hat eine dichte Atmosphäre, ist für Terry Pratchett außergewöhnlich düster und melancholisch. Trotzdem wartet es mit viel Witz und Weisheit auf, verteilt allerhand Seitenhiebe auf die Kultur unserer Zeit und wartet auch mit genug spannenden Elementen auf.
In welchen Charakter aus Buchland würdest Du selber gerne mal schlüpfen ?
Och, wenn ich so gefragt werde: Johann Wolfgang. So weit wie der würde ich es in schriftstellerischer Hinsicht doch mal gerne bringen. Utopisch, ich weiß. Aber man darf ja mal spinnen.
Tatsächlich habe ich mich aber in den Blinden Buchbinder eingebracht und bin somit längst Teil des Buchlandes.
Was würdest du tun wenn du dein “Lebensbuch” in die Finger bekommen würdest ?
Ich würde den Klappentext des Buches lesen. Ich würde nachschauen, welche ISBN es hat. Ich würde nachschauen in welchem Verlag es erschienen ist. Und ich würde mir mal die Vita des Autoren ansehen.
Wie bist Du auf die Idee zu deiner Geschichte gekommen?
[diese Frage habe ich schon oben beantwortet]
Wie würdest du dein Buch in fünf Wörtern beschreiben?
(m)eine Liebeserklärung an die Literatur.
Ich habe gehört das dir schon Ideen für ein zweites Buchland Buch gekommen sind. Worauf dürfen uns da freuen und wann werden wir es in den Händen halten können.
Eigentlich lag es nicht in meiner Absicht eine Fortsetzung zu schreiben. Doch das Buchland hat mich in den vergangenen Monaten nicht so richtig loslassen können.
Während ich also zur Zeit an einem Kriminalroman arbeite, mache ich mir schon eifrig Notizen für „Beatrice – Rückkehr ins Buchland“.
Meine Bea wird es mit einer weiteren mächtigen Personifizierung zu tun bekommen, wird Thalia begegnen und darf noch darauf hoffen, ihrer Rachel wieder zu begegnen.
Ob und wann das Buch in euren Händen landen wird, kann ich nicht sagen. Das hängt nicht von mir alleine ab. Aber ich vermute, dass 2015 vermutlich eine realistische Einschätzung für eine Veröffentlichung ist.
Du bist ja hauptberuflich Kalligraph, kann man da heutzutage noch von Leben und was macht man da heutzutage so?
Ein Kalligraph ist ein „Schönschreiber“. Ich schreibe mit Pinsel und Feder z.B. Urkunden und Schärpen. Aber hauptsächlich gestalte ich Trauerschleifen für Floristen und Gärtner.
Ob man davon Leben kann? Na ja. Ich versuche die Zeit zu überbrücken, bis ich die erste Millionen mit Buchland verdient habe.
Im Buch gibt es mehrere Anspielungen darauf, dass heutzutage zu viel ‘Schund’ veröffentlicht wird. Ist dies auch Deine Meinung?
Ich bin nicht Herr Plana. Dass er als Auktoral eine sehr einseitige Position vertritt ergibt sich aus der Story. Aber viele -nicht alle- seiner Ansichten, (die ich ja in seinen Kopf gepflanzt habe) teile ich. In den letzten Jahren ist das Veröffentlichen zu leicht geworden. Häufig kommt es mir so vor, dass es nur noch um Quantität und nicht mehr um Qualität beim geschriebenen Wort geht. Im Buchgeschäft geht es vielerorts darum, Mitbewerber durch die schiere Masse an Neuerscheinungen zu verdrängen. Wer wenig veröffentlicht wird mitunter gar nicht mehr wahrgenommen. Seit dem es nun Ebooks gibt, hat sich diese Entwicklung weiter beschleunigt. Neben den Profis tummeln sich nun auch Semiprofis und Laien im Buchland. Aus dem großen Konzert wird Kammermusik. Das ist natürlich nicht grundsätzlich schlecht. Es wird allerdings in nicht all zu ferner Zukunft kaum noch große Konzerte geben, weil sie sich nicht mehr lohnen.
Ganz allgemein: Wie kamst Du zum Schreiben?
Das war kein bewusster Vorgang. Eine kreative Ader hatte ich schon immer. Früher habe ich viel gemalt. Pointillismus, Aquarell, außerdem habe ich mich im Modellbau versucht, habe am Mischpult meine eigenen Mixtapes erstellt, Kalligraphie, Webdesign usw. ausprobiert. Und als Schüler habe ich auch ein paar unbedeutende Versuche als Autor gemacht. Meine Schreibe hatte mich aber nicht so recht begeistern können. Später -als ich schon in der Ausbildung zum Werbetechniker war- habe ich die Kurzgeschichte für mich entdeckt. Diese Geschichten schrieb ich nur für mich. Alles landete in einem Ordner und verstaubte friedlich. Sechzehn Jahre lang habe ich mal mehr, mal weniger Kurzgeschichten geschrieben und abgeheftet. Irgendwann habe ich dann mal die ersten hundert Stories eingeschickt und war überrascht, dass ich kurz darauf bereits einen seriösen Verlagsvertrag für “Gute und böse Nachtgeschichten” in den Händen hielt.
Danke für das tolle Interview!
Und morgen am letzten Tag der Blogtour könnt Ihr 3 Printexemplare von Buchland, sowie 3 E-Books gewinnen:
http://lilstarnic.wordpress.com/