Wenn Du erfahren willst, wie es sich anfühlt, permanent von anderen Menschen belehrt zu werden über etwas, von dem eigentlich nur Du und dein/e Partner/in am besten wissen können was richtig ist: bekommt Kinder!
Den Rest erledigen Verwandte, Freunde und später wildfremde Menschen auf dem Spielplatz von ganz alleine.
Horrorstories hat man uns erzählt um uns gefügig zu machen! Wenn das Baby schreit muss man nicht sofort hingehen - das erwarten die sonst immer! Tragen? Wie soll sie denn je Laufen lernen? Also mit sieben Monaten wird sie von Muttermilch aber nicht mehr satt - das ist dann eher ungesund!
Du kannst doch ein sechsmonatiges Baby nicht aus dem Becher trinken lassen! Das lernen die nur richtig mit einer Schnabeltasse! Sie wird nie freiwillig auf die Flasche vorm Schlafen verzichten!
Muss sie zum Essen bei Dir auf dem Schoß sitzen? Wozu braucht ein 1 ½ jähriges Kind ein (Kinder-)Messer?
Das Baby Nachts auf den Arm nehmen, wenn es aufwacht ... Ihr zum Einschlafen etwas vorsingen ... „Jetzt ist die Kleine ja schon 2 ½ ... Wollt Ihr sie nicht langsam mal daran gewöhnen im eigenen Zimmer zu schlafen?"
„Ab drei solltet Ihr spätestens mal mit der Sauberkeitserziehung anfangen sonst wird das nie was!"
Zum Glück bin ich mit einer gesunden Portion „Leck mich am Arsch!" ausgestattet. Je weniger nah mir andere Menschen stehen, desto egaler ist mir was sie über mich, meine Frau oder Tochterdenken. Und im Bezug auf mein Kind gilt das doppelt. Wir tun, was wir für richtig halten und was uns unser Bauch rät. Und wir vertrauen auf die Fähigkeiten unseres Kindes. Ende der Geschichte.
Sie trank von Anfang an zur Beikost aus einem Becher - nicht immer unfallfrei aber sie lernte verdammt schnell. Mit dreizehn Monaten stillte sie sich von selbst ab. Einfach so und ohne äußeren Einfluss. Sie hörte von selbst auf Abends die Flasche zu wollen und lernte von selbst Nachts durchzuschlafen; „Lalelu" will sie nur noch in Ausnahmen.
Sie lernte Laufen, sie lernte rennen, sie lernte hinzufallen. Tut sie sich weh, tröste ich sie und klebe ihr psychologisch wichtige Pflaster auf nicht vorhandene Wunden.
Als sie zwei war, kauften wir zusammen mit ihr einen Topf - nicht zur Sauberkeits erziehung, sondern um einen zu besitzen, wenn sie sich soweit fühlt. Mit etwa zwei Jahren und neun Monaten begann sie von allein auf den Topf zu gehen. Wir bestärkten sie in ihrem Tun, aber wir lehnten weiter jede Sauberkeits erziehung ab. Seit Oktober letzten Jahres ist sie „trocken". Und das hat sie - mit unserer Unterstützung - alleine geschafft.
Kurz nach ihrem dritten Geburtstag lag ich im Bett neben ihr. Wir redeten noch etwas über den Tag - da dreht sie sich zu mir um und sagte „Papa, darf ich in meinem Zimmer schlafen?" Ich sagte ihr, dass sie das natürlich dürfe, wenn sie das wolle, erklärte ihr aber, dass das hieße, sie schliefe dort alleine. Natürlich würden Mama und Papa sie weiter ins Bett bringen und natürlich dürfe sie jederzeit zu uns ins Schlafzimmer kommen - aber niemand von uns schliefe mit ihr in ihrem Zimmer.
Und sie wollte es. Also räumte ich einen Tag später ihr Bett in ihr Zimmer und sie schlief in ihrem Zimmer. Sie war stolz ein großes Mädchen zu sein. Und das klappte einen Monat super - bis sie krank wurde und deswegen erstmal wieder ins Schlafzimmer umzog.
Seither schläft sie meistens bei uns. Aber ich bin mir sicher, demnächst wird sie wieder in ihrem Zimmer schlafen wollen. Wir fragen sie ab und an ob sie in ihrem Zimmer schlafen wolle aber akzeptieren ihre Antwort ohne Diskussion und drängen sie zu nichts.
Sie wird das, wie so vieles zuvor, alleine entscheiden.
Ich denke, viele Entwicklungen unserer Kinder sind ganz normal und kommen von alleine. Sie werden von alleine „sauber" wenn sie soweit sind. Das kann man unterstützen - aber meiner Meinung nach nicht anerziehen. Sie schlafen von allein durch. Sie drängen mit der Zeit von uns weg und wollen immer mehr Unabhängigkeit.
Nach meiner Erfahrung sind wir bisher sehr gut damit gefahren sie in ihrem Bestreben nach neuen Fähigkeiten und Unabhängigkeit nach Kräften zu unterstützen, aber sie eben nicht zu drängen und ihr ihr eigenes Tempo zu lassen.
Sie macht das schon gut so, wie sie es macht. Das reicht
Welche Erfahrungen habt Ihr mit „guten Ratschlägen"? Wie seid Ihr damit umgegangen? Seid Ihr vielleicht jemand der anderen gern aus seinem Erfahrungsschatz Ratschläge erteilt? Was haben Eure Kinder von ganz alleine gelernt und gewollt und wo „musstet" Ihr „nachhelfen"? Wie denkt Ihr über dieses Thema?
Mich interessiert Eure Meinung dazu und daher starte ich eine Blogparade. Haut in die Tasten, verlinkt meinen Beitrag und verlinkt Euren Beitrag entweder in den Kommentaren oder schickt mir einen Pingback/Trackback. Oder schickt mir Euren Link auf Twitter oder per Mail und ich trage ihn händisch hier ein.
Nachtrag: Die Blogparade läuft bis zum 19. Juni 2016.
Ich freu mich auf Eure Beiträge.
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